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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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angenommen hatte. Und die Roboter
wiederum waren ihm vielleicht gar nicht so unähnlich.
    Â»Wie alt bist du?«, fragte er.
    Aramis gab keine Antwort und lächelte nur. »Vaucanson«, hakte Orphan
nach, dem einfiel, dass der französische Wissenschaftler auf Geheiß seines
Königs einen menschlichen Automaten hatte erschaffen sollen. Wer hatte ihm das
erzählt? Der Türke natürlich. Er versuchte, sich das Gespräch in Erinnerung zu
rufen, das sie in jenem schummrigen Raum in der Egyptian Hall geführt hatten …
    Der Türke hatte den Kopf hin und her bewegt, als suche er im Dunkeln
nach etwas oder nach jemandem. Die Lichter hatten geflackert. Er hatte von zwei
Männern berichtet, zwei Rivalen, die beide versuchten, einen künstlichen
Menschen zu bauen: Le Cat und Vaucanson. Was hatte der Türke gesagt? Er hat
sich ganz aufs Mechanische verlegt und zu diesem Zweck all seinen Scharfsinn
aufgeboten – und er ist ein Mann, der auch vor extremen Maßnahmen nicht
zurückschreckt.
    Â»Er hat dich gebaut?«
    Aramis schwieg. Eine einsame Möwe flog vom Ufer auf, stieß ein
Kreischen aus und schoss – ein weißer Fleck am blauen Himmel – im Sturzflug
nach unten. »Den Ersten meiner Art«, sagte Aramis schließlich. »Ja.«
    Orphan betrachtete ihn. Das junge Gesicht, die gleitenden Bewegungen
… Er hatte Aramis kämpfen sehen, auf eine Weise, wie er es noch nie erlebt
hatte. Wie im Tanz hatte er sich bewegt, leicht und geschmeidig und mit
ungeheurer Kraft, als bestünde er aus Wasser und Luft. Der Türke hatte eine
Andeutung gemacht, die Orphan jetzt wieder einfiel.
    Â»Was ist mit dem Bookman?«, hatte Orphan den Türken gefragt. »Du
hast angedeutet, er habe Vaucanson veranlasst, sein Simulacrum zu bauen.
Weshalb?«
    Der Türke hatte genickt und erwidert: »Was meinst du?«
    Â»Um dem Ewigen Empire Widerpart zu bieten«, hatte Orphan
geantwortet. »Um die zunehmende Macht der Lézards einzudämmen.«
    Traf das zu? Und wenn ja, war Aramis dann – obwohl er das Gegenteil
behauptete – ebenfalls ein Diener des Bookman?
    Aus irgendeinem Grund glaubte Orphan das nicht, trotz aller
Vorbehalte, die er hatte. Aramis erweckte den Eindruck, er verfolge seine
eigenen Pläne, spiele sein eigenes Spiel. Vielleicht hat sich der Bookman
verkalkuliert, als er Vaucanson half, dachte Orphan. Falls er ihm überhaupt
geholfen hat.
    Er drehte sich Aramis ganz zu. Sie standen fast allein an Deck. Nur
ein kleiner Teil der Mannschaft war an Bord geblieben.
    Â»Was ist bei der Stillen Revolution geschehen?«, erkundigte er sich.
Diese Frage hatte er auch schon dem Türken gestellt, der erwidert hatte:
»Möglicherweise wirst du bald Gelegenheit haben, das selbst herauszufinden.«
    Aramis sah ihn an und lächelte freudlos. » Ich bin
geschehen«, stellte er fest.
    Roboter in Frankreich, jenseits des Kanals Echsen … und gegenwärtig
befand er sich auf einem Piratenschiff im Karibischen Meer. Orphan fühlte sich
hilflos und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er schüttelte den Kopf.
Am Strand hatten einige der Piraten ein Feuer entfacht, und trotz der
Entfernung konnte Orphan den Holzrauch und den Duft gebratenen Fleisches
riechen. Sein Magen knurrte. Er hatte genug gehört.
    Â»Tja«, sagte er, »dafür ist in Frankreich zweifellos jeder dankbar.«
Dann schwang er sich, ohne weiter auf den Roboter zu achten, über die Reling
und sprang ins Wasser.
    Das Meer empfing ihn mit einer warmen Umarmung. Er jauchzte auf und
planschte eine Zeit lang aus schierer Freude umher. Dann machte er sich daran,
mit kurzen, kräftigen, wenn auch ungeübten Stößen aufs Ufer zuzukraulen, und
dachte eine Weile nur ans Schwimmen.
    Als er den Strand erreicht hatte, robbte er auf den Sand und legte
sich auf den Rücken, um sich die Sonne auf die nackte Brust brennen zu lassen.
Seine Wunden waren sauber verheilt. Er betrachtete die Joker ,
die wie ein schwarzer Nachtfalter in der Bucht vor Anker lag. Hier war das
Dröhnen der Trommeln deutlicher zu hören. Außerdem stieg ihm der verlockende
Geruch gebratenen Fleisches in die Nase. Er erhob sich und ging zum Feuer
hinüber.
    Jemand reichte ihm eine Flasche Rum. Er trank einen Schluck Schnaps,
der ihm wie flüssiges Feuer durch die Kehle rann. Plötzlich fühlte er sich sehr
glücklich.
    Er setzte sich ans Feuer und beobachtete

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