Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
Vom Netzwerk:
Nautilus überhaupt
hierhergekommen? Wissen Sie, worin die Fracht bestand, die wir erbeutet haben?«
    Â»Nein, Sir, das ist mir nicht bekannt.«
    Wyvern schlug ihn von Neuem. Er hatte lange, scharfe Krallen, die
Orphan das Gesicht blutig kratzten. »Aus überhaupt nichts!«, brüllte er. »Aus
altem Gerümpel, das nur als Ballast diente. Warum waren Sie auf der Nautilus , mein Junge? Was war so wichtig, dass Prinz Dakkar
sein Schiff zur Verfügung gestellt hat?«
    Â»Prinz Dakkar, Sir?«
    Â»Der Kapitän der Nautilus . Der Mann, der
gerne König sein möchte, um Indien gegen uns Echsen zu vereinigen und selbst
über das Land zu herrschen. Er ist verschwunden, wussten Sie das? Und mit ihm
Ihr geheimnisvoller fetter Begleiter.«
    Â»Sir?« Er versuchte nicht, sich dumm zu stellen. Er hielt es einfach
für besser, so wenig wie möglich zu sagen. Wyvern trat einen Schritt zurück und
grinste.
    Â»Setzen Sie sich«, forderte der Kapitän ihn auf und zeigte auf einen
Sessel, der sehr bequem aussah. Orphan zögerte.
    Â»Setzen Sie sich!«
    Orphan nahm Platz.
    Der Echserich drehte sich ihm zu und musterte ihn. Sein Auge schien
noch röter zu sein als zuvor – ein uralter sterbender Stern in einem
wettergegerbten, fremdartigen Gesicht.
    Â»Vor ein paar Tagen«, fuhr Wyvern mit einer Stimme fort, die so
leise war, dass Orphan Mühe hatte, ihn zu verstehen, »habe ich mit dem
Tesla-Gerät eine Nachricht empfangen.«
    Â»Sir?«
    Â»Sie kam von der Nautilus «, sagte Wyvern,
»und hat mir ihre Position verraten – ebenso ihr Ziel.«
    Orphan schwieg. Jemand hatte sie verraten. Aber wer?
    Â»Warum«, fragte Kapitän Wyvern, der sich dicht neben Orphan stellte
und drohend den Schwanz über den Boden zischen ließ, »haben Sie versucht, die
Insel zu erreichen?«
    Â»Sir?«, erwiderte Orphan.
    Kapitän Wyvern versetzte ihm abermals einen Schlag, der Orphan nach
hinten schleuderte. Seine Wange brannte vor Schmerz.
    Â»Ich habe Sie am Leben gelassen«, sagte Wyvern mit ruhiger, kalter
Stimme. »Ein weiteres Mal bin ich vielleicht nicht so gnädig.«
    Orphan blickte dem Piraten ins Gesicht, das auszudrücken schien: Es
gibt keine Alternativen mehr. Die Nautilus , ging es
Orphan durch den Kopf. Jemand hatte sie verraten. Er dachte an den stolzen
Dakkar, der sein Schiff, vielleicht sogar sein Leben verloren hatte. Er dachte
an den Bookman, der weit weg war, nach wie vor Pläne schmiedete, nach wie vor
Orphans Leben manipulierte und Macht auf ihn ausübte, was ihm hier und jetzt,
in dieser Kajüte, jedoch nicht das Geringste nützte.
    Es gab keine Alternativen mehr. Sie alle waren zusammengeflossen und
in diese Situation gemündet, um ihn erneut vor die simple Wahl zu stellen, ob
er leben oder sterben wollte. Vertraue ich ihm?, dachte er. Und war überrascht
von der Antwort, die er sich selbst gab.
    Orphan nickte und lehnte sich entspannt im Sessel zurück. Was blieb
ihm jetzt anderes übrig, als aufrichtig zu sein?
    Und dann – fast mit einem Gefühl der Erleichterung – erzählte er dem
Piratenkapitän seine Geschichte, und zwar von jenem Tag an – der unendlich weit
zurückzuliegen schien –, als er Gilgamesch am Fluss besucht hatte.

25
Antworten
    Sie konnten sich nicht der Stürme erwehren
Noch derer, die sie brachten her –
Die Piraten, die die Fluten durchqueren,
Springend von Meer zu Meer.
    Sie hatten vergessen der Schiffe Zahl,
Die schildbewehrt näher zogen,
Wie Möwen gleitend ins Wellental,
Wie Möwen entsteigend den Wogen.
    Die gemalten Augen, die drohend in
Dem Kopf des Drachen gesessen
Und gierig schweiften zum Strande hin –
Das hatten sie alles vergessen!
    Rudyard Kipling, »Die Piraten in England«
    Die Bucht schmiegte sich halbmondförmig ans Ufer der Insel.
Im Hintergrund ragte ein Berg auf, der mit dichtem grünem Wald bestanden war.
Orphan vernahm das Dröhnen von Trommeln, das – obwohl es aus der Ferne zu
kommen schien – das Rauschen der Brandung übertönte.
    Die Bucht lag still und ruhig da und wirkte wie ein freundlich
lächelnder Mund, dessen Lippen von feinem gelbem Sand gebildet wurden. Nachdem
die Joker in die Bucht gefahren war, wurden die Segel
eingeholt und der Anker ausgeworfen. Die heiße, feuchte Luft roch nach üppiger
Vegetation, was Orphan, der auf dem engen Piratenschiff ständig dem

Weitere Kostenlose Bücher