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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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die Flammen. Freistätte,
dachte er. Ein guter Name.
    Er saß am Feuer, trank Rum und dachte an nichts Besonderes.
    Und doch war es ihm, wie Orphan in dieser Nacht
feststellte, nicht beschieden, Frieden zu finden. Während die Feuer am Strand
brannten und das ferne Trommeln schwächer wurde – obwohl es nie ganz aufhörte –, saß er abgesondert von den anderen im feuchten Sand und blickte auf das
dunkle Meer hinaus. Er dachte an Lucy, die er sehr vermisste. Er wollte sie –
ganz egoistisch – zurückhaben. Schon deshalb musste er weitermachen. Er konnte
sich nicht für immer von der Welt abwenden.
    Seine Gedanken schweiften zu seinem Gespräch mit Wyvern zurück.
    Der Piratenkapitän hatte seiner Geschichte schweigend zugehört und
gelegentlich genickt, auf fast wohlwollende Weise, obwohl Orphan nicht
vergessen konnte, welche Brutalität sich hinter der Fassade des Kapitäns
verbarg. Als Orphan fertig war, sagte Wyvern zunächst einmal nichts, sondern
ging lediglich in der Kajüte auf und ab. Nach einer Weile blieb er stehen und
musterte Orphan wie ein Arzt, der einen Verwundeten in Augenschein nimmt.
    Â»Was würden Sie tun, falls Sie die Insel je erreichen sollten?«,
fragte er.
    Darauf wusste Orphan keine Antwort. Er hatte dem Piraten vom Auftrag
des Bookman erzählt, hatte ihm erklärt, dass die Marssonde (wie lange er an die
nicht gedacht hatte!) zerstört werden musste. »Was würde geschehen«, entgegnete
er, »wenn die Sonde abgeschossen wird und ihre Botschaft zu den Sternen trägt?«
    Der Echserich lächelte, ohne eine Antwort zu geben. Nach einer Weile
seufzte er und sagte: »Der Bookman.« Offenbar erwartete er, dass Orphan sich
dazu äußerte.
    Â»Ich habe nichts für den Bookman übrig«, versicherte Orphan, dessen
ganze Hilflosigkeit und Wut sich wieder einstellten. »Aber er hat mich in der
Hand. Er hat jeden in der Hand«, fügte er voller Bitterkeit hinzu.
    Â»Mich nicht«, erwiderte Wyvern und zwinkerte mit seinem einen Auge.
»Der Bookman …«, wiederholte er kopfschüttelnd. »Den hatte ich ganz vergessen.«
    Â»Kannten Sie ihn denn?«, fragte Orphan überrascht.
    Â»Ich wusste von ihm«, erklärte der Piratenkapitän. »Sagen Sie,
Orphan, haben Sie sich schon mal gefragt, warum uns der Bookman so sehr hasst?«
    Â»Ã„h …« Er verstummte. Der Bookman steht auf der Seite der
Menschheit, wollte er sagen. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass das nicht
stimmte. »Warum?«, sagte er bloß.
    Â»Kannten Sie Ihre Eltern?«, fragte Wyvern.
    Orphan schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Â»Nehmen Sie es ihnen übel, dass sie nicht da sind?« fuhr Wyvern
fort.
    Orphan strich sich über die Wange. Die Kratzer, die die Krallen des
Kapitäns ihm zugefügt hatten, bluteten nicht mehr und waren bereits verkrustet.
»Nein«, sagte er. Er hatte seine Eltern nie kennengelernt. Aber Gilgamesch hat
sie beide gekannt, schoss ihm durch den Kopf. Er hatte ihm jedoch niemals von
ihnen erzählt. Sein Vater war Vespuccianer gewesen, seine Mutter … ein Rätsel.
Er hatte es nie für nötig gehalten, mehr über sie herauszufinden. Und wütend
war er auch nicht auf sie. Er hatte einfach ohne sie gelebt.
    Â»Wir haben eine Menge gemeinsam«, sagte Wyvern. Orphan nahm an, er
meine sie beide, aber das war nicht der Fall. »Die Menschheit und die …« Er gab
einen seltsamen Laut von sich, eine Mischung aus Zischen und Bellen. »… und die
Echsen, wollte ich sagen. Der Bookman hat Sie nicht angelogen, Orphan. Wir
kommen … kamen … in der Tat von einem fernen Planeten, der einen anderen Stern
umkreist. Warum wir ihn verlassen haben, weiß ich nicht. Vielleicht wurden wir
verjagt, vielleicht sind wir freiwillig gegangen. Das liegt lange zurück –
möglicherweise Millionen Jahre. Im Weltraum ist Zeit etwas anderes als hier.
Jedenfalls sind wir mit einem Raumschiff aufgebrochen, das durch das All
kreuzte, wie die Joker auf den Meeren der Erde kreuzt.
Viele waren wir nicht – auch jetzt gibt es nicht viele von uns. Aber wir nahmen
etwas mit, nämlich die Werkzeuge und Instrumente unserer Kultur, die niemand
mehr anzufertigen verstand – und wir nahmen einen Diener mit, der ebenfalls ein
Werkzeug war, das wir nicht mehr zu benutzen verstanden.«
    Er sah Orphan an, dem er plötzlich wie ein strenger

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