Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
Dunkelheit des Umhangs leuchtete ein boshaftes, rubinrotes Auge auf. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie mich kein zweites Mal enttäuschen.«
Sie fühlte einen kalten Luftzug auf ihrer Haut, gefolgt von ihrem Aufprall an der gegenüberliegenden Wand. Ihre Atemzüge kamen stoßweise, genau wie ihr Husten, und die sanfte Massage ihres malträtierten Halses half nur wenig, den Schmerz zu lindern. Die Hand, die sie so mühelos hochgehoben und festgehalten hatte, warf ihr jetzt ein Schmuckstück vor die Füße. Sie hob den seltsamen, quadratischen Ring auf. Ganz ähnlich wie das Haus Usher und die Gesellschaft des Phönix hatte der Mann ebenfalls ein Wappen, doch seines war schlicht statt heraldisch. Sie versenkte sich in den Anblick des Symbols, und ihre Neugier galt der Frage, warum er etwas derart Elementares ausgewählt hatte. »Ein Symbol unserer neuen Übereinkunft, dessen Bedeutung Sie schon bald verstehen werden«, dröhnte die metallische Stimme, »doch fürs Erste tragen Sie es zu jeder Zeit als Zeichen Ihrer Loyalität.«
Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, streifte Sophia sich den Ring über den Finger, wenngleich sie sehr wohl wusste, dass dies erheblich bedeutungsvoller war als bei einem Ehering. Sie schauderte.
Der Messingarm deutete nun auf Havelock. »Pearson, sorgen Sie dafür, dass unser guter Doktor hier nicht wiederzuerkennen ist. Er darf keinesfalls identifiziert werden. Und dann begleiten Sie die entzückende Signora zu ihrem neuen Quartier, wenn Sie so freundlich sein wollen. Der Kontrakt kann bis morgen warten.«
»Sehr wohl, Sir«, erwiderte der hochgewachsene Mann, als er ins Licht trat.
»Und lassen Sie die entzückende Signora heute Abend Ihren Pflichten beiwohnen. Da Sie Ihr heute so haushoch überlegen waren, bin ich der festen Überzeugung, dass sie noch sehr viel von Ihnen lernen kann.« Mit diesen Worten verschmolz der Meister mit den Schatten und verschwand.
Sophia zog die Knie an die Brust, als Pearson, der getreue Butler von Havelock Manor, ein langes Jagdmesser aus der Scheide an seinem Kreuz zog, bereit und willig, seinen Pflichten nachzukommen.
Und im sanften Schein der Gaslampen schaute Sophia ihm dabei zu. Sie schaute zu und lernte.
Kapitel 31
In welchem Dr. Sound mit einer turbulenten Geschichte über ein Wochenende auf dem Lande unterhalten wird
Tick … tack … tick … tack …
»Nun, das ist eine erstaunliche Arbeit. Sie haben es weit gebracht, muss ich sagen.« Dr. Sound fuhr fort zu lesen. »Ihre früheren Berichte – ich fand es schwierig, mich da durchzukämpfen. Dies ist eine gewaltige Verbesserung.«
Tick … tack … tick … tack …
»Und es ist zudem nicht ganz das, was ich erwartet hätte, insbesondere von Ihnen. Als ich in den Zeitungen über den unglückseligen Vorfall auf dem Land gelesen habe, hatte ich sofort den Verdacht, dass mehr dahinterstecken muss, dass jemand bei dem ganzen Chaos nachgeholfen hat. Ein Absacken des Fundamentes allein aufgrund geothermischer Instabilitäten? Nicht gerade das, was mir als Erstes in den Sinn käme.«
»Nein, Sir«, antwortete Wellington Books. »Ich konnte es selbst kaum glauben, während ich noch damit beschäftigt war, Agentin Braun zu helfen, die Unschuldigen in Sicherheit zu bringen.«
Tick … tack … tick … tack …
Verdammte Uhr, dachte Wellington bei sich. Diese Besprechung mit Dr. Sound war für ihn schon nervenaufreibend genug. Und diese Uhr machte die Sache nicht besser.
Wellington hätte viel lieber versucht, ihre außergewöhnlichen Aktivitäten vor dem Oberhaupt des Ministeriums zu verbergen, wären nicht die Feuerwehr, Scotland Yard und verschiedene Zeitungsreporter dermaßen schnell zur Stelle gewesen. Eliza hatte man eilends in ein Krankenhaus gebracht, und nachdem seine Wunden versorgt waren, hatte man ihn und die anderen Überlebenden zum Präsidium mitgenommen, damit sie dort eine Aussage machten.
Folglich sah Wellington sich gezwungen, Scotland Yard seinen Ausweis vorzulegen und somit seine wahre Identität preiszugeben. Das wäre jedoch ohnehin erforderlich gewesen, um zu gewährleisten, dass die Überlebenden der Gesellschaft des Phönix nicht nur des Hochverrats angeklagt wurden, sondern außerdem für die Morde an den Journalisten, an Dr. Christopher Smith und an Agent Harrison Thorne zur Verantwortung gezogen werden konnten. Und in diesem Moment, als die Collins gegen ihre Verhaftung protestierten und die Pembrokes ihm einen letzten zornigen Blick zuwarfen, hatte er
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