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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Weise.
    Die Fesseln an ihren Handgelenken lockerten sich und glitten dann herunter. Nur ihre Augen waren noch verbunden.
    Ein scharfes Zischen von Dampf ließ sie zusammenzucken, aber dann herrschte wieder Totenstille.
    Sophia riss sich die Augenbinde herunter. Sobald sich ihre Augen an den Schimmer des Gaslichts gewöhnt hatten, sah sie sofort, wem sie in die Hände gefallen war.
    Sie hatte also gar nicht nachlässig gehandelt. Sie hatte ihren Meister gefunden.
    »Bona Sera, Signora Sophia del Morte«, keuchte die mechanisierte Stimme, wobei jede Silbe mit dem leisen Schnaufen einer unsichtbaren Maschine endete. Gedankenverloren fragte sie sich, ob seine Vermummung tatsächlich notwendig oder schlichtweg Teil einer theatralischen Tarnung war. »Es ist fürwahr eine Erleichterung zu sehen, dass Sie nicht das gleiche Schicksal ereilt hat wie Havelock Manor. Das wäre doch allzu … genehm … für Sie gewesen.«
    » Signor «, begann sie, und die Wirkung des Alkohols verflog augenblicklich, als sich in ihrem Magen ein höchst mulmiges Gefühl ausbreitete. »Ich weiß, was Sie von mir erwartet haben, aber ich kann nicht dafür verantwortlich gema…«
    »Nur weil ich Sie höflich begrüße«, fuhr ihr der in einen Umhang gehüllte Mann über den Mund, »heißt das noch lange nicht, dass Sie die Erlaubnis haben, um Ihr Leben zu betteln und jene zu verleumden, die nicht hier sind, um sich zu verteidigen!«
    Die Tür hinter Sophia flog auf, worauf eine schattenhafte Gestalt den zerzausten, jämmerlichen Abklatsch eines Gentlemans ins Licht stieß. Der Neuankömmling zog sich den Sack vom Kopf und entpuppte sich als der zerlumpte, verdreckte Dr. Devereux Havelock, wissenschaftlicher Visionär und Anführer der untergegangenen Gesellschaft des Phönix. Trotz der beträchtlichen Bartstoppeln im Gesicht und der zahlreichen Schnittwunden und Kratzer zeigte er die Haltung eines Mannes, der es nicht gewohnt war, herausgefordert zu werden. Als er das Zischen aus dem Atmungsapparat seines Gastgebers hörte, leckte er sich die Lippen. Havelocks Atem wurde ruhiger, und er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Es war das gleiche Gehabe, das er ihr gegenüber an den Tag gelegt hatte, und zweifellos auch seinen inzwischen toten Mitverschwörern gegenüber.
    Sophia verbarg ein Grinsen. Es schien, als sollte ihnen heute Nacht der Prozess gemacht werden; diesmal würde Havelock jedoch unter der Herrschaft eines anderen stehen.
    »Nun denn«, keuchte die Stimme, »mögen die Verleumdungen beginnen.«
    »Verleumdungen?« Havelock lachte. »Wohl kaum eine Verleumdung, wenn man bedenkt, wie kläglich dieses italienische Flittchen in ihrer Pflicht versagt hat.«
    »Va-fanculo, Bastardo, Figlio di puttana, Ingrassatto!«, fauchte Sophia. »Ich versage niemals!«
    »Als was bezeichnen Sie Ihren Abend bei Macbeth denn – als einen Erfolg?«
    » Zu dem Vorfall bei Macbeth wäre es nie gekommen, hätten Sie nicht auf Diskretion bestanden! Anderenfalls hätte ich diese englische Spionin kurzerhand ins Jenseits befördert.«
    »Wir mussten Sie im Zaum halten, nach diesem Massaker in Charing Cross – wie auch in Ihrem Hotel!«, gab er zurück. »Ihre Methoden erregten ein Maß an Aufmerksamkeit, das wir ganz gewiss nicht gebrauchen konnten.«
    »Ach, deshalb wollten Sie mir also nicht gestatten, meine Arbeit zu Ende zu bringen? Stattdessen lieber Hausdiener ausschicken, um die Krankenschwester zu töten, ja? Stupidi Inglesi!«
    »Hol Sie der Teufel, Weib, ich werde Ihre Ausreden für Inkompetenz nicht dulden!«
    »Es war nie die Rede von Regierungsagenten«, knurrte sie. »Ich erledige nur die Arbeit, für die ich engagiert werde. Britische Agenten – das dürfte Sie einiges kosten.«
    »Regierungsagenten, die Sie als solche erkannt und dennoch nicht ausgeschaltet haben. Selbst dann nicht, als Sie Ihnen auf dem Silbertablett serviert wurden!«
    »Regierungsagenten, die Sie sogar in Ihr Herrenhaus eingeladen haben und denen Sie unsere Projekte präsentiert haben wie eine stolze Mutter, die mit ihren Babys prahlt!«
    »Sie dummes Frauenzimmer, hätten Sie die beiden, wie es sich für einen anständigen Meuchelmörder gehört, in meinem Speisesaal erledigt, dann – und davon bin ich überzeugt – würde die Gesellschaft des Phönix nach einem Zeitplan fortfahren, der seiner Lordschaft gef…«
    »Genug!«, rief der Richter, der zugleich der Henker war.
    Havelock ließ die Hand sinken. Lediglich die vereinzelten Zischlaute ihres Herrn

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