Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
durchbrachen die Stille. Das und Sophias Gemurmel: »Testa di Cazzo, ti ammazzo.«
» Signora «, der Verhüllte winkte Sophia heran, »kommen Sie näher.«
Ihr drehte sich der Magen um, vor schierem Entsetzen. Die Angst hatte von ihr Besitz ergriffen, und auch der viele Wein holte sie jetzt wieder ein.
»Diese Wendung der Ereignisse betrübt mich sehr, meine Liebe.« Er seufzte, was dem Keuchen glich, das seine Stimme ohnehin ständig produzierte. »Wir kamen so gut voran und hatten solch große Hoffnungen.«
Hinter sich hörte sie einen kaum vernehmlichen silbernen Klang, den ihr Ohr als scharf geschliffenes Metall erkannte. Konnte sie entkommen? Nach allem, was sie wusste, war dieser Mann ein Invalide, und Havelock würde, falls nötig, einen prächtigen Schutzschild abgeben.
»Dr. Havelock hat durchaus recht, wenn er sagt, dass Sie für uns alle eine arge Enttäuschung waren, als Sie die Regierungsagenten erkannt, aber nicht so gehandelt haben, wie es von Ihnen erwartet wird.« Der Vermummte bewegte sich. Schüttelte er den Kopf? »Ich nehme an, wir müssen das, was wir von unseren Leuten erwarten, in Zukunft klarer zum Ausdruck bringen.«
Sophia stieß einen winzigen Schrei aus, als sie hörte, wie sich die Klinge in Fleisch bohrte, und im selben Moment ließ ihre Blase sie im Stich – nur ein klein wenig.
Gleich darauf wurde die Klinge wieder herausgezogen. Havelock hatte keinen Laut von sich gegeben, nicht einmal ein letztes Aufstöhnen. Die Klinge war seitlich in seinen Hals eingedrungen und hatte ihm die Luftröhre durchtrennt. Er brach einfach vor ihr zusammen, und sein Blut bildete eine Lache um seinen Kopf und ihre Füße. Sophia verzog das Gesicht, als ihr der Geruch von Urin vermischt mit dem metallischen Gestank von Blut in die Nase stieg.
Doch warum sollte ihr das jetzt plötzlich nahegehen? Sie kannte den Tod. Er war ein vertrauter Gefährte. Dies war immerhin ihre erwählte Profession. Dennoch spürte sie, dass sie innerlich zurückprallte, während sie beobachtete, wie das Blut durch Havelocks Finger pulsierte, blutige Finger, die mit schwächlichen, nutzlosen Gesten versuchten, die Wunde zu schließen, und sich dann verzweifelt in ihr Kleid krallten. Die einstige Geistesgröße hinter der Gesellschaft des Phönix erinnerte sie nur noch an einen gestrandeten Fisch.
Sophia hatte schon Schlimmeres gesehen. Wesentlich Schlimmeres. Was war nur an dieser Situation so furchterregend?
Ich habe Angst, schoss es ihr durch den Sinn. Diese Leute sind besser als ich. Sie können mich jederzeit töten.
»Ich werde Pearson anweisen, einen neuen Kontrakt für Sie aufzusetzen, der – mit unmissverständlicher Klarheit – wiedergeben wird, was wir in Zukunft von Ihnen erwarten, Signora del Morte«, sagte ihr Meister, während unablässige Zischlaute seine schnarrenden, blechernen Worte betonten. »Sie sind die Beste in Ihrem Metier, und das hat Ihnen meine Beachtung eingebracht.«
»Si«, stimmte Sophia zu. Sie wischte sich einen Hauch Schweiß von der Lippe. »Was ist mit Wellington Books und seiner Partnerin, Signor?«, fragte sie. »Ich kann mich sofort um die beiden kümmern.«
Der Vermummte bewegte sich, als höbe er den Kopf, um den Mond zu betrachten, einen Mond, den nur er allein durch die Wände dieses fensterlosen Raumes sehen konnte. »Nein. Vorerst nicht. Ihr Tod könnte die Aufmerksamkeit des Ministeriums auf uns lenken. Dafür sind wir noch nicht bereit.« Nach einer Pause sprach er weiter, sein Ton nahezu unbeschwert. »Nun gut, meine liebe Signora del Morte, wir haben also eine Abmachung, ja?«
Sie nickte eifrig.
»Exzellent«, erwiderte er. »Ich glaube, dieser neue Kontrakt wird verdeutlichen, was ich von Ihnen erwarte.«
»Vielen Dank, Signor .«
Die metallene Hand griff aus der Dunkelheit und legte sich um ihre Kehle. Die kühlen Messingfinger, die Sophia vom Boden hoben, waren doppelt so dick wie die Finger eines normalen Mannes, daher spürte sie ein leichtes Recken ihres Halses. Dampf wurde abgelassen, zischelte wütend, als wäre der ganze Raum voller Kobras, die vor einem drohenden Angriff warnten. Ihr war heiß, und der Vermummte zog sie näher zu sich heran. Mit beiden Händen packte sie das massige, mechanische Handgelenk – nicht in dem Versuch, sich zu befreien, sondern um Halt zu finden. Sie wollte sich nur ein wenig hochziehen, um ihren gereckten Hals zu entlasten. Sophia erhaschte einige kostbare Atemzüge, kurz bevor sie in der Luft baumelnd innehielt.
Aus der
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