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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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und braun und hingen
schlaff herab. Er brach sie ab und hatte die eine Faust voller welker
Blütenblätter.
    »Es tut mir
leid, Mr Cashell«, sagte ich und schüttelte ihm die freie Hand. »Eine Sache
noch. Können Sie mir sagen, was Angela anhatte, als Sie sie zuletzt gesehen
haben?«
    »Jeans
wahrscheinlich. So’n blaues Kapuzending, das ihre Mutter ihr zum Geburtstag
gekauft hat, glaub ich. Das war erst letzten Monat. Warum? Wissen Sie denn
nich, was sie anhatte?«
    Als Vater
brachte ich es nicht übers Herz, ihm die Illusion zu nehmen, dass seiner
Tochter im Tod noch etwas Würde geblieben war. Ich öffnete den Mund, doch die
Luft zwischen uns war durchdrungen vom Duft welkender Blätter, und mir fiel
keine angemessene Antwort ein.
    Als ich auf die Polizeiwache zurückkam, sagte
mir der diensthabende Beamte, der Superintendent wünsche mich unverzüglich zu
sehen. Costello – oder Elvis, wie er bei uns hieß (allerdings niemals in seiner
Gegenwart) – war in ganz Lifford bekannt, wo er in Uniform und Zivil seit über
dreißig Jahren Dienst tat. Man munkelte, er kenne viele der
Familiengeheimnisse, welche die meisten Menschen lieber vergessen hätten. Das
bedeutete, dass man ihm im Ort allseits mit Bewunderung, aber insgeheim auch
mit Misstrauen begegnete. Er setzte sein angesammeltes Wissen jedoch nie
bewusst ein, wenn es sich irgendwie umgehen ließ, und er entschuldigte viele
alte Verbrechen mit der Begründung, wenn sie zum Zeitpunkt der Tat nicht
bestraft worden seien, warum dann jetzt? Von Rechts wegen hätte er in
Letterkenny stationiert sein müssen, weil sich dort die Zentrale der Polizei
des Donegal befindet, doch nach der Brustamputation seiner Frau Emily vor
einigen Jahren hatte er darum gebeten, Lifford als Standort benutzen zu dürfen,
und auch die Genehmigung erhalten.
    Sein Spitzname rührte nicht nur von seinem
Nachnamen her, sondern auch von einer Kurzform seines Vornamens, Olly. Schon
mehrfach waren Gardai, die man wegen Ruhestörung gerufen hatte, mit einer
alkoholseligen Darbietung des Songs »Oliver’s Army« begrüßt worden, obwohl
Costello eigentlich Alphonsus hieß. Dieser Name blieb an der Polizei von Lifford
haften, ähnlich wie Elvis an Costello. Er hat nie etwas dazu gesagt, aber ich
glaube, insgeheim freute er sich über den Spitznamen und nahm ihn als Zeichen
der Zuneigung, der Anerkennung seiner Position als einer Institution.
    »Cashell ist
aus Cork«, sagte er nun und zog sich vor dem Spiegel, der hinter seiner Bürotür
hing, die Krawatte zurecht. Aufgrund seiner Position war er der Einzige auf der
Wache, der ein eigenes Büro hatte, während wir Übrigen uns Zimmer teilen
mussten. Zugegeben, Elvis rieb uns seine Privilegien nie unter die Nase – die
Ausstattung war nicht teuer, sondern schlicht und praktisch.
    »Tatsächlich?«,
fragte ich. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte.
    »Ja. Ist mit
drei Jahren hierher gekommen. Viele haben damals gedacht, seine Familie würde
zum fahrenden Volk gehören, aber sie haben damals Richtung St Johnston was
gemietet. Nachdem er Sadie zum ersten Mal geschwängert hatte, hat man ihn in
Clipton Place untergebracht. Hat sich anfangs nicht besonders gut eingefügt.«
    »Offensichtlich
nicht«, meinte ich. »Die Nachbarn auf der einen Seite hat er mit seinem Lärm
vertrieben und die auf der anderen Seite mit einem Klauenhammer.«
    »Wofür er
verwarnt wurde. Trotzdem, das jetzt ist eine furchtbare Sache. Wie hat er es
aufgenommen?«
    »Wie zu
erwarten. Er wirkte am Boden zerstört. Ich hatte den Eindruck, eine seiner
Töchter wollte mir etwas sagen, aber die übrige Familie hat völlig
dichtgemacht.«
    »Jahrelanges
Misstrauen, Benedict, von klein auf antrainiert.« Costello ist der Einzige, den
ich kenne, der mich mit vollem Vornamen anredet, als wäre es unhöflich, das
nicht zu tun. »Geben Sie ihnen ein, zwei Tage und versuchen Sie es dann noch
mal. Vielleicht wenn nicht alle da sind.«
    »Ja, Sir.«
    »Haben Sie ein
Sakko?«, fragte er und deutete mit dem Kopf auf meine zwanglose Kleidung –
Jeans und Pulli, einer der wenigen Vorzüge, wenn man Kriminalpolizist ist.
    »Nicht hier.«
    »Flitzen Sie
nach Hause und ziehen Sie sich um. Sie haben um fünf eine Pressekonferenz. RTE wird da sein,
und die Sender aus dem Norden auch, also machen Sie schnell.« Ich war schon an
der Tür, als er hinzufügte: »Man hat ihre Kleider noch nicht gefunden,
Benedict. Ich habe die Wasserschutzpolizei gebeten, morgen früh den Fluss
abzusuchen. Der

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