Borderline ein Narco-Thriller
Begleitfahrzeug, ein weißer Nissan Patrol, sondern ein schwarzer Chevy. Ihm entsteigen zwei Männer, ebenfalls uniformiert, ihre MPs im Anschlag.
Claire schaut wieder nach vorne. Blickt erst zu Jack, der mit zusammengepressten Lippen den Kopf schüttelt. Dann zu Diego, der neben ihr leise stöhnend auf dem Polster hin und her rutscht. Aus halb geöffneten Augen starrt er mit glasigem Blick ins Leere. Besorgt greift sie ihm an die Schulter, was seinen spröden Lippen lediglich einen Seufzer entlockt.
Verdammt!
Die Betäubung lässt einfach nicht nach.
„Was sollen wir machen?“
„Die Frage ist, was
können
wir machen. Bei all dem da draußen.“ Er weist unbestimmt auf die Autos, schaut Claire dabei schicksalsergeben an. Sie erschrickt über so viel Hoffnungslosigkeit.
„Wie weit ist es denn noch bis zur Grenze?“
Jack schnaubt ungläubig. „Wie weit? Keine Ahnung, vielleicht zwanzig Kilometer. Aber wie es aussieht, wären schon dreihundert Meter zu weit.“
In dem Moment hören sie, wie vor ihnen eine Wagentür knallend geschlossen wird, und ein einzelner Mann langsam zu Fuß auf sie zukommt. Claire beobachtet Jack, der sich unauffällig zur Seite beugt, um an den im Handschuhfach liegenden Revolver zu kommen. Gleichzeitig ertönt jedoch ein hartes Klopfen an seiner Seitenscheibe. Erschrocken zucken beide zusammen. Aus ihren Augenwinkeln sieht Claire den Lauf einer kurzen Schnellfeuerwaffe, der auf Jacks Rücken gerichtet ist. Claire dreht sich um und erkennt, dass auch auf ihrer Seite ein Bewaffneter aufgetaucht ist. Der dritte Mann hat sich inzwischen neben die Fahrertür gestellt und bedeutet Jack, diese zu öffnen. Claire hält die Luft an, während sie dem teilnahmslosen Diego die Schulter tätschelt. Dann schaut sie auf den Mann an Jacks Tür.
Und erstarrt, denn beim Anblick der braunen, kalten Augen, die auf sie herabsehen, realisiert sie, wen sie da vor sich hat. Diese Augen, dieses Lächeln, dieses Gesicht. Das Gesicht von der Überwachungskamera, das Gesicht von Jacks im Meeting herumgereichten Foto. Und immer wieder diese Augen. Die Augen eines Teufels.
* * *
Ein Lächeln umspielt Pablos Lippen, als er mit dem Lauf seiner halbautomatischen 57er gegen die Scheibe klopft. Natürlich hat er gesehen, wie sich der DEA-Mann nach vorne in Richtung Ablagefach gebeugt hat. Gäbe es nicht den ausdrücklichen Befehl des Colonels, zu gern hätte er abgedrückt.
Nachdem das Fenster hinuntergesurrt ist, beugt er sich leicht nach vorn und schaut in das durch die getönten Scheiben abgedunkelte Wageninnere. Wie erwartet sitzen Diego und seine
guapa
auf der Rückbank. Ersterer noch immer schwer unter dem Einfluss des Schlafmittels, direkt hinter dem Fahrer tief in die Polster gelehnt. Um so besser.
„Die Zentralverriegelung.“
Jack nickt grimmig, während er den Knopf an der Mittelkonsole betätigt. Mit einem Ploppen springen die vier Riegel unter den Seitenfenstern hoch.
„Und die Hände wieder aufs Lenkrad. Übrigens, hallo Claire!“ Pablo lächelt zu ihr hinüber, während der Soldat die Beifahrertür öffnet und die Waffe aus dem Fach nimmt. Er wendet sich zur hinteren Wagentür, öffnet sie weit und bedeutet dem Mann auf der anderen Seite, genauso zu verfahren. Mit seiner freien linken Hand greift Pablo nach Diegos Kopf, den er mit einem Ruck zu sich zieht. „Barbie, schön dich zu sehen.“
Keine Reaktion. Zweimal schlägt Pablo ihm mit dem Handrücken ins Gesicht, was immerhin fast zur Gänze geöffnete Augenlider zur Folge hat. Dem Mund des beinahe Bewusstlosen entfährt jedoch bloß ein heiseres Krächzen, sodass Pablo Diego wieder zurück auf das Polster schiebt. „Auch gut.“
Dann zeigt er mit dem Finger auf Claire. „Ein Stück zurück.“
Statt sich zu bewegen, starrt sie ihn angsterfüllt an.
„Los!“
Als sie noch immer nicht reagiert, greift der Soldat nach ihr, und zerrt sie halb aus dem Wagen.
„Sie sollen nicht zu viel abbekommen.“ Damit tritt Pablo einen Schritt zurück, zielt auf Diegos Kopf und drückt kurz hintereinander zweimal ab. Auf das Krachen der Schüsse folgt Claires entsetzter Schrei. Diego sitzt zusammengesunken und zur Seite gelehnt in seinem Sitz. Das, was von seinem Schädel übrig ist, ruht in groteskem Winkel neben der zerfetzten Kopfstütze. Es stinkt nach Pulver und verkohltem Fleisch. Die Trümmer der von den Kugeln durchsiebten Heckscheibe sind mit tiefroten Spritzern und Knochenresten besprenkelt. So auch ein Teil der Rückbank und
Weitere Kostenlose Bücher