Borderline ein Narco-Thriller
du!“
„Menschen ändern sich. Es läuft halt gerade sehr gut. Und da leiste ich mir halt mal was.“ Dave tut gekränkt.
„Glückwunsch.“
Mit einem verächtlichen Schnauben verdreht er die Augen. Skeptisch betrachtet Claire ihr Gegenüber. Hinter der charmanten Fassade sieht sie einen gehetzten, nervösen Dave.
„Magst du den alten Dave lieber? Der ist weg!“, herrscht er sie unvermutet an. Dann nimmt er einen Schluck und winkt unwirsch den Kellner heran. „Ich dachte, du freust dich für mich.“
„Tue ich ja! Aber du weißt doch, für mich hätte es auch weniger pompös gereicht.“ Abwehrend hebt sie die Hände, als Dave Anstalten macht aufzustehen. „Nein! Ich sitze gern mit dir hier. Und, ich nehme die Austern! Danach die Seezunge.“
Versöhnt schaut Dave zu ihr, greift fragend zu der Flasche. Sie nickt.
„So kenn ich meine Claire.“ Damit gießt er das Glas voll.
Deine Claire reißt sich gerade mächtig zusammen
, denkt sie still, ohne etwas zu erwidern. Stattdessen konzentriert sie sich auf den Sonnenuntergang, der die Terrasse in ein goldgelbes Licht taucht. Ihr wird bewusst, zu
diesem
Dave hätte sie sich damals in Fish Hoek sicher nicht an den Tresen gesetzt.
Noch bevor ihre Gerichte zusammen mit einer zweiten Flasche Moët auf dem Tisch stehen, beginnt Dave ihr von seiner Glückssträhne zu erzählen. Sicher, bis vor Kurzem sah es für sein kleines Tauch- und Bergungsunternehmen schlecht aus. Die Küstenwache vergab ihre Aufträge nun mal lieber an US-Unternehmen, und die Navy regelte ihre Angelegenheiten selbst. Was ihm blieben, waren Touristen für wenig lukrative Tagesausflüge zur Wrack Alley. Wenn er Glück hatte, wurde er von Surfern für eine Mehrtagestour zur Cortez Bank gebucht. Diese prekären Zeiten aber waren seit drei Wochen vorbei! Da hat er den fürstlich dotierten Auftrag zur Bergung einer nördlich von Encinitas gesunkenen Luxusyacht an Land gezogen. Um den Job stemmen zu können, hat er extra einen neuen Partner ins Boot geholt. Marc, einen netten Typen.
Dave stockt einen Moment, als der Kellner den Fisch serviert.
„Und damit verdienst du so viel Geld?“ Claire wirft ihm einen zweifelnden Blick zu, während sie ein Stück Fisch mit der Gabel aufspießt.
„Klar! Es ist nur …“ Er hält inne, spielt gedankenverloren an seiner neuen Uhr. Sein rechtes Augenlid zuckt nervös.
„Was denn?“
Da hat Dave sich jedoch schon wieder gefangen. Er trinkt sein Glas aus und winkt ab. „Ach, egal. Wir haben das Schiff hochgeholt und ins Dock geschleppt.“
„Okay.“ Claire schüttelt ungläubig den Kopf. Er verheimlicht ihr etwas. „Und das war’s? Dafür hast du das ganze Geld bekommen?“
Kurzes Räuspern. Ein letzter Schluck aus dem Glas. „Genau.“
Sie essen schweigend weiter, während Dave die Champagnerflasche fast im Alleingang leert. Immer wieder schaut er verstohlen zu Claire herüber, die gedankenverloren in ihrem Essen stochert. Warum tischt Dave ihr nur diese Geschichte auf?
Schließlich werden ihre Teller abgeräumt. Kurz darauf bringt ein Kellner einen Espresso für Dave und ein Sorbet für Claire an den Tisch. Dave schaut nervös zu Claire, dann an ihr vorbei in die Dunkelheit. Seine Finger zittern leicht, als er zwei Löffel Zucker in die Tasse rieseln lässt.
„Und das soll ich dir jetzt alles glauben? Warum erzählst du mir das überhaupt?“ Mit einem urplötzlichen wütenden Schnauben lässt Claire den Löffel fallen, mit dem sie die Reste des Sorbets auf dem Teller hin und her geschoben hat. „Ich meine, wir sind doch Freunde, oder?“ Sie spürt, wie ihr Tränen in die Augen schießen.
Dave ergreift ihre Hand, schaut sie mit einem bittenden, fast schon flehenden Blick an. „Ja! Es ist nur alles nicht so einfach. Ich werd’s dir erklären, später!“
Sie will ihre Hand wegziehen, aber er hält sie fest umklammert.
„Da ist noch was, Claire. Ich bräuchte eine Information von dir.“
„Bitte?“ Entgeistert schaut Claire zu Dave.
„Ja, über das gesunkene Boot.“
„Versteh ich nicht.“
„Du bist doch bei der Küstenwache. Ich meine, kannst du nicht nachschauen, ob ihr was über die Yacht habt?“
„Das wäre illegal!“
„Ich weiß. Es ist nur wirklich wichtig für mich. Irgendwas, egal. Eigner, irgendwelche Auffälligkeiten. Solche Sachen halt.“
„Auffälligkeiten? Was meinst du damit? Kannst du vielleicht ein bisschen konkreter werden?“
„Nein. Nur falls … also, falls es etwas gibt, würde ich es gerne
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