Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Habbe
Vom Netzwerk:
Augen und scannt die menschenleere Umgebung. Seit zwei Tagen sind sie hier, im Delta der kleinen, den Guamuchal-Nationalpark durchschneidenden Lagune. Tagsüber liegt das Zodiac gut versteckt in einem der braunen Seitenarme des Flusses. Dort verbringen sie die Stunden dösend und schwitzend in dieser grünen, von Insekten und Parasiten wimmelnden Hölle. Das Nichtstun zehrt an den Nerven. Dabei kennen sie den Dschungel, das tagelange Marschieren und Vegetieren in ihm. Dazu haben sie oft genug unter diesen Bedingungen trainiert.
    Sie? Er und Hugo, sein
cuaz
, sein Bruder, früher beide Mitglieder der zweiten Kompanie der
Fuerzas Especiales
Guatemalas, stationiert in einer Blut und Tränen schwitzenden Kaserne bei Puerto Barrios am Atlantik. Ehemalige
kaibiles
, die Härtesten der Besten -
si retrocedo mátame!
    Und jetzt? Freischaffende Unternehmer, buchbar ab einem Tagessatz von tausend US-Dollar. Ihre ehemaligen Kameraden nennen sie abwechselnd Verräter, Schweine oder Söldner. Sollen sie ruhig. Sie haben dafür neben ihren Frauen und Familien kein Penthouse in Guatemala City mit einer willigen Geliebten, kein Boot zum Angeln im Hafen und keinen Grand Cherokee in der Garage stehen. Für das alles nimmt Angel gern in Kauf, zwei Tage, bezahlte Tage, in dieser Einöde am Pazifik zu verbringen. Die Eintönigkeit nur unterbrochen durch ihr immer wiederkehrendes Training der bevorstehenden Verladeaktion. Solange bis jeder Handgriff perfekt sitzt. Bis es ihnen zur Routine geworden ist, die Ware mit verbundenen Augen aus den Fächern im Bootsboden zu ziehen und die wasserdicht verpackten Zehnkilopakete in einem alten, neben dem Boot als Ersatz für die Turmluke des U-Bootes dienenden, auf dem Wasser schaukelnden Reifen zu versenken.
    Angel hört, wie Hugo neben sich klatschend einen auf seinem Nacken sitzenden Moskito erschlägt. Er nimmt einen Schluck des abgestandenen Wassers aus der robusten Blechflasche und beißt ein Stück von dem Dörrfleisch ab, das in der oberen Brusttasche seiner Tarnjacke steckt, als ihm Hugo auf die Schulter tippt. Er dreht sich um und sieht das mattgrüne Leuchten des im Rumpf liegenden Empfängers. Es scheint, dass ihre Warterei ein Ende hat. Mit gedämpfter Stimme liest Hugo die auf der Anzeige stehenden Koordinaten ab, die Angel gleichzeitig ins GPS-Gerät eingibt.
    Die Stelle befindet sich einen guten Kilometer von ihnen entfernt, draußen auf dem Pazifik. In einer guten halben Stunde sollten sie die Pakete umgeladen haben.
    Geduckt geht er an den Steuerstand, zieht das Nachtsichtgerät über seinen Kevlarhelm und startet den schallgedämpften 350-PS-Außenborder. Während Angel das Boot vorsichtig durch die Mangroven des Flussdeltas manövriert, bezieht Hugo mit Fernglas und Sturmgewehr im Bug Position.
    Am Ausgang der Lagune beschleunigt Angel das Zodiac, das beim Durchpflügen der Brandungswellen bemerkenswert ruhig auf dem Wasser liegt.
    Kein Wunder, bei einer Tonne Kokain als Ballast,
denkt Angel, während er sie konzentriert durch die Dünung lenkt.
     
    * * *
     
    Es ist Viertel vor fünf, als Diego durch heftiges Klopfen an der Tür geweckt wird. Schlaftrunken murmelt er ein halbherziges „Okay“, schlägt sich zweimal mit der rechten Hand ins Gesicht. Dann greift er nach der neben ihm liegenden Glock und richtet sie auf die Tür, die sich einen Spaltbreit geöffnet hat. Vorsichtig schiebt Gonzales seinen Kopf hindurch. Er ist einer der wenigen Männer, die Maria nachts noch im Haus duldet.
    „Señor. Sie kommen.“
    Mit einem Mal ist Diego hellwach. „Ist gut. Ich bin sofort da.“
    Während Gonzales die Tür wieder schließt, springt Diego aus dem Bett und hetzt ins Bad. Er spritzt sich etwas Wasser ins Gesicht, schlüpft in Hose, Hemd und Schuhe und hastet hinunter.
    In der geöffneten Eingangstür sieht er Maria und Gonzales stehen. Er gibt seiner Schwester einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Wortlos schauen sie die Auffahrt hinunter, wo drei von Marias Männern mit ihren Gewehren an einer Bank lehnen.
    Diego nestelt das Telefon aus der Hose, schaut auf die eingegangene SMS:
coming back home
. Die Nachricht aus Guatemala, auf die er gewartet hat.
    Bis auf das Krähen eines Hahns ist es totenstill. Der wolkenlose Himmel über ihnen hat ein tiefes Blau angenommen. Nur im Osten verfärbt er sich bereits gelbgrau. Nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang. Für einige Momente genießt Diego die Ruhe, lauscht den gleichmäßigen Atemzügen der Wartenden und blickt erwartungsvoll

Weitere Kostenlose Bücher