Bordeuax
eingeladen. Ich bin
eigentlich kein großer Angelfreund, aber ich muss wohl zugesagt haben, nachdem
ich beim Abendessen zu viel getrunken hatte, und als er mir sagte, es wäre
schon alles vorbereitet, konnte ich schlecht einen Rückzieher machen. Wie ich
hier über Island schwadroniere - als Nächstes zeige ich Ihnen noch meine
Urlaubsfotos. Würde mich nicht wundern. Ich habe Sie nicht angerufen, weil ich
Sie mit meinen Angelgeschichten langweilen wollte. Ich wollte Sie fragen, ob
Sie nicht heute Abend zum Essen kommen wollen. Entschuldigen Sie, dass es so
kurzfristig ist, aber ich wollte es doch wenigstens probieren.«
Ich zögerte. Ich hatte Andy halbwegs
versprochen, nach der Arbeit mit ihm zu Abend zu essen, um mal in Ruhe zu
besprechen, wie die Firma weiter wachsen könnte, er hatte da einige Ideen. Aber
dann dachte ich, dass es ihm schon nichts ausmachen würde, wenn ich Ed zusagte.
»Ja, gerne. Vielen Dank. Um wie viel Uhr?«
»Um acht, bei uns, wenn Ihnen das
recht ist. Nichts Aufwändiges. Nur ich und Catherine. Wahrscheinlich essen wir
in der Küche.«
Ich ging zu Andy ins Büro nebenan.
»Wir sind heute Abend nach der Arbeit zum Essen verabredet, oder?«
Andy blickte auf. »Ja. Steht in
deinem Terminkalender.«
»Kann ich das absagen? Ich meine,
können wir das auf einen anderen Tag verschieben? Es ist mir was
dazwischengekommen.«
Andy reagierte gereizt. »Na gut,
wenn es sein muss. Was ist denn dazwischengekommen? Gibt es ein Problem?«
»Nein«, sagte ich. Ich war verlegen.
»Ein paar Freunde haben mich zum Essen eingeladen, und jetzt habe ich wohl zwei
Verabredungen auf einmal.«
Plötzlich fing er an zu grinsen.
»Freunde, Wilberforce? Was sind denn das für Freunde?«
Jetzt reagierte ich gereizt. »Ich
habe schließlich auch Freunde, wie du weißt, nicht nur du.«
»Das höre ich zum ersten Mal«, sagte
Andy vergnügt. »Mach nur, Wilberforce. Gönn dir mal ein Privatleben für einen
Abend. Wird dich aufmuntern. Wir besprechen unsere Sache ein andermal.«
Um acht Uhr kam ich in Hartlepool
Hall an, und Horace öffnete die schwere Eingangstür, noch ehe ich den
Klingelzug betätigt hatte. Als er mich sah, senkte er leicht den Kopf, wie
schon beim ersten Mal, aber diesmal lächelte er auch.
»Guten Abend, Mr Wilberforce. Lord
Edward und Miss Plender sind in der Küche. Wenn Sie mir bitte folgen würden,
Sir.«
Wir gingen durch die Eingangshalle
zu einer Treppe, die in ein Untergeschoss des Hauses führte. Horace öffnete
eine Tür zu einer großen und erstaunlich modernen Küche. Sie schien mit allen
Geräten ausgestattet, die die heutige Gastronomie kennt: Herde, Mikrowellen,
zwei Aga-Öfen, ein Hotel-Geschirrspüler, Gestelle, an denen Töpfe und Pfannen
aus rostfreiem Stahl hingen, und an den Wänden endlose Regalmeter, gefüllt mit
Weingläsern und feinem Tafelgeschirr. In der Mitte des Raums befand sich eine
Arbeitsplatte aus Marmor, auf der eine gefüllte Sauciere und kleingeschnittenes
Gemüse standen, daneben eine Flasche Weißwein und zwei halbvolle Gläser. Es war
niemand im Raum. Dann öffnete sich eine Tür gegenüber, und Ed, gefolgt von
einer jungen Frau, kam mit einem Zinntablett in der Hand herein. Sie lachten
beide, hörten aber auf, als sie mich sahen.
»Wilberforce«, sagte Ed. »Haben Sie
es doch noch geschafft! Prima. Bringen Sie Wilberforce bitte ein Glas
Champagner, Horace. Oder möchten Sie lieber Wein?«
Ich wollte ihn schon um ein Glas
Wasser bitten, aber entschied dann, dass das hier nicht angemessen war. »Was
Sie gerade offen haben«, sagte ich.
»Nein, nein«, sagte Ed. »Horace
entkorkt gerne Flaschen. Bringen Sie Wilberforce bitte ein Glas Champagner.«
Die junge Frau hinter Ed trat hervor
und legte ihre Hand in meine. »Guten Tag«, sagte sie. »Ich bin Catherine
Plender. Ed geht immer davon aus, dass hier jeder jeden kennt. Nie stellt er
seine Gäste einander vor, es ist hoffnungslos.« Sie war knapp eins siebzig
groß, hatte dichtes blondes Haar und graue Augen. Ich fand sie hinreißend
schön, dass ich ihr kaum in die Augen blicken konnte. Ich schüttelte ihre Hand,
und ich spürte, dass ich rot wurde.
Horace erlöste mich, er berührte
mich am Arm und sagte: »Champagner, Sir?«
Ich drehte mich um, nahm ihm das
Glas ab, wandte mich wieder Catherine zu und sah, dass sie mich anlächelte. Ich
glaube, sie wusste um die Wirkung, die sie auf mich hatte, und es machte ihr
Spaß.
Ed hielt einen kleinen braunen
Tierkadaver hoch und fragte: »Was gegen
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