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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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des
Beerdigungsinstituts. Wir folgten dem Sarg nach draußen auf den Kirchhof,
schritten eine moosbewachsene Allee entlang, zwischen großen Eiben, bis wir an
ein frisch ausgehobenes Grab kamen. Der Sarg wurde in die Grube hinabgelassen,
dann trat Teddy Shildon vor, der jetzt einen langen dunkelblauen Mantel
umgehängt hatte, nahm eine Handvoll Erde und warf sie auf den Sarg.
    Der Pfarrer las die letzten Worte
der Liturgie: »Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub, in der sicheren
Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben ...«
    Der Sturm über uns war
weitergezogen, die dunkle Masse hing jetzt über den Pennines. Die Luft war
wärmer, der Wind hatte sich gelegt. In der Wolkendecke tauchten blaue Lücken
auf, ein Sonnenstrahl fiel auf den Friedhof herab, erfasste uns mit seinem
Licht, und plötzlich löste sich die ernste geschlossene Gruppe der dunkel
gekleideten Gestalten auf, bildete kleine Untergruppen, und Gespräche, sogar
Lachen erfüllte den Friedhof. Der Gottesdienst war vorbei.
    Catherine unterhielt sich mit Teddy
Shildon; er schüttelte den Kopf, streckte dann eine Hand aus und klopfte
Catherine auf die Schulter. Eck, im Zweireihermantel aus Tweed, lachte brüllend
laut über irgendetwas. Dann gingen wir alle zu unseren Autos, und kurz darauf
schlängelte sich ein langer Konvoi den Hang hinunter nach Caerlyon. Es dauerte
nicht lange, und in der Gruft war eine lärmende Party im Gange. In grober
Missachtung des eklektischen Abstellsystems, das Francis eigen war, hatte
Teddy Shildon die Säulen und Seitengassen aus Kistenstapeln aufgelöst und einen
Platz freigeräumt, in der Mitte ein mit Flaschen und Gläsern voll beladener
Tisch auf Böcken. Überall im Raum waren Kerzen verteilt, und die Flaschen
reflektierten die Flammen als Tausende Lichtpunkte. Zwei vermutlich ebenfalls
von Teddy engagierte, schwarzuniformierte Serviererinnen gingen mit Tabletts
umher und boten Häppchen an.
    Francis hätte sich im Grab
umgedreht, wenn er das gesehen hätte. Ob sein Geist uns wohl von einem der
schattigen Winkel aus beobachtete?
    Als ich kam, klopfte mir Teddy auf
die Schulter. »Tja, Wilberforce, das gehört jetzt alles Ihnen, Sie Glückspilz.
Kommen Sie morgen zu mir. Kommen Sie zum Lunch, dann besprechen wir die
Einzelheiten. Aber trinken Sie doch erst mal ein Glas Wein.« Er gab mir ein
Glas weißen Burgunder. »Ach, übrigens, schon gehört? Heute Morgen ist Simon
Hartlepool gestorben. Deswegen konnte Ed Simmonds nicht zur Messe kommen.
Catherine war für beide da. Sehr anständig von ihr, unter den Umständen.«
    Ich stand in einer Ecke der
Freifläche und trank meinen Wein. Gegenüber unterhielt sich Catherine jetzt mit
Annabel. Sie schielte nicht mal vorsichtig in meine Richtung, als wäre ich
nicht anwesend.
    Eck kam auf mich zu und sagte: »Ich
habe gehört, dass du der Nachfolger auf Caerlyon Hall bist.«
    »Ich habe Francis versprochen, es zu
übernehmen.«
    Eck sah mich mit einem musternden
Blick aus seinen blauen Augen an. »Und wie ich gehört habe, hast du deine Firma
verkauft. «
    »Du hast deine Ohren wirklich
überall, Eck.«
    »Ach, du weißt doch, wie
klatschsüchtig dieses Land ist. Was hast du denn jetzt vor? Willst du hier
herziehen? Ich an deiner Stelle, ich hätte mich in wenigen Monaten zu Tode
gesoffen. Dazu wäre die Versuchung viel zu groß«, sagte Eck und machte eine fahrige
Handbewegung hin zu der Stadt aus Holzkisten und dem Licht, das von den
Flaschen reflektiert wurde. »Ich habe noch nie einer Versuchung widerstehen
können», fügte er hinzu.
    »In die Falle ist Francis erst gar
nicht getappt«, betonte ich.
    »Ja, du hast recht. Er war sehr
maßvoll auf seine alten Tage. Als er jünger war, hat er es wilder getrieben,
aber das galt Weibern und Kartenspiel, nicht Wein. Ich glaube, Gesang hat ihn
nicht so sehr gereizt. Wenn du mal jemanden brauchst, mit dem du eine Flasche
köpfen willst, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst.« Mit die sen Worten zog Eck weiter und umgarnte sein
nächstes Opfer mit einer Lachsalve.
    Ich sah mich plötzlich in ein
Gespräch mit Catherines Mutter, Helen Plender hineingezogen, einer kleinen, kühlen
Person, das ganze Gegenteil ihrer Tochter.
    »Wir sind extra von den Bermudas
hergeflogen«, sagte sie mit nicht zu überhörender Betonung auf dem Wort
Bermuda.
    »Das hätte Francis sicher gefreut.«
    »Er war ein alter Freund. Ich musste
sowieso herkommen und Catherine bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen. Sie ist
so chaotisch. Sie

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