Bordeuax
hat keine Liste gemacht, die Einladungen sind noch nicht mal
gedruckt. Wenn Ed nicht den Catering-Service beauftragt hätte, würde es dieses
Jahr wahrscheinlich gar keine Hochzeit geben.« Jedes einzelne Wort war wie ein
Messerstich für mich.
»Und wann soll die Hochzeit sein?«,
konnte ich mir gerade noch abringen.
»Anfang Juli. Natürlich hängt alles
ganz und gar von Eds Jagdterminen ab. Er muss vor dem zwölften August von der
Hochzeitsreise wieder zurück sein. - Ah, Teddy, da bist du ja«, sagte Mrs
Plender und kehrte mir den Rücken zu.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob
dieses Gespräch reiner Zufall war oder nicht. Vielleicht war Helen Plender
irgendetwas zu Ohren gekommen, was Catherine und mich betraf, vielleicht war
ihr auch nur aufgefallen, wie ich Catherine anblickte. Ich hatte das Gefühl,
als hätte ich eine Verwarnung bekommen. Ich hatte Catherines Mutter nie
sonderlich gemocht, und sie hatte ganz bestimmt nie verstanden, warum Catherine
und Ed sich mit mir abgaben.
Die Party schien ewig zu dauern,
dabei war es insgesamt höchstens eine Stunde. Auf einmal guckte jeder auf die
Uhr und musste zum Mittagessen oder hatte eine Verabredung zum Lunch. Keine
fünf Minuten nachdem die Ersten gegangen waren, hatte sich der Keller geleert.
Teddy Shildon sah mich und gab mir die Schlüssel.
»Leider bin ich nicht nur hier
Vollstrecker, Wilberforce, sondern auch einer von Ed Simmonds Vermögens
Verwaltern. Diese Woche mache ich Überstunden. Ich habe ihm versprochen, zur
Hartlepool Hall zu fahren, um meinen Beileidsbesuch zu machen und dort zu
Mittag zu essen. Würden Sie freundlicherweise für mich abschließen? Wir sehen
uns ja morgen schon wieder.«
»Schon in Ordnung, Teddy«, sagte ich.
»Haben Sie Catherine irgendwo gesehen?«
»Vorhin habe ich sie mal kurz
gesehen, aber wir haben nicht miteinander gesprochen.«
»Wahrscheinlich ist sie früh
gegangen. Bis morgen dann. Kommen Sie so gegen zwölf, dann haben wir bis zum
Mittagessen den geschäftlichen Teil hinter uns gebracht.« Damit war er
verschwunden.
Ich ging durch die Gruft, sammelte
Gläser ein und stellte sie auf den Tisch. Dann fing ich an, die Kerzen
auszublasen.
»Lass mich nicht im Dunkeln stehen«,
sagte ein schwaches Stimmchen.
Ich drehte mich um, und Catherine
stand vor mir. Sie musste aus irgendeiner Ecke aufgetaucht sein.
»Entschuldige«, sagte ich, »ich habe dich nicht gesehen.«
»Ich habe mich ja auch versteckt.«
»Vor wem hast du dich versteckt?«
»Meiner Mutter. Teddy. Der ganzen Bande.
Ich wollte dich wiedersehen.«
Ich stand da und starrte sie an.
Dann sagte ich: »Und ich wollte dich wiedersehen.«
Sie trat näher heran, bis nur eine
Handbreit Platz zwischen uns war.
»Ich durfte nicht mit dir reden oder
dich anrufen. Ed will das nicht«, sagte sie.
»Und du? Was willst du?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich
weiß nur eins: Es gehört sich nicht, dass ich jetzt hier bin, mit dir.«
In dem Moment fand ich - endlich -
den Mut, sie in die Arme zu nehmen. »Nein. Das gehört sich sehr wohl. Wenn wir
beide das wollen.«
Sie sagte nichts, und so standen wir eine Zeit lang nur da, umge ben von Wein und Dunkelheit und den wenigen
tropfenden Kerzen, die ich noch nicht gelöscht hatte. Wir hielten uns in den
Armen, ich spürte ihre Atmung, erst schnell und aufgeregt, wie bei einem Vogel,
dann langsam und gleichmäßig, wie ein Schwimmer, der die Küste erreicht hat.
Nach einigen Minuten sagte sie:
»Armer Ed.«
Kurz darauf war sie schon wieder
verschwunden, Mittagessen in Hartlepool Hall.
»Kommst du später noch mal her?«
»Ich weiß nicht. Bist du da?«
»Wahrscheinlich. Ich habe jetzt
sowieso nichts Besonderes vor. Da kann ich auch die Weinkisten an ihren Platz
zurückstellen und den Keller noch etwas aufräumen.«
»Wenn ich kann, komme ich«,
versprach sie, aber ich hatte meine Zweifel. Wenn sie den Zauber der Gruft und
Caerlyon Halls erst mal hinter sich gelassen hatte und nach draußen ans
Tageslicht getreten war, würde sich der gesunde Menschenverstand zurückmelden.
Sie würde nach Hartlepool zurückkehren, als wäre nichts gewesen. Sie würde in
den Trott ihres alten Lebens zurückfallen und es nehmen, wie es kam, Ehe,
Kinder, mit allem, was dazugehört.
»Wann willst du es Ed sagen?«,
fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie.
»Jetzt nicht. Sein Vater ist gestorben.« Mit diesen Worten verabschiedete sie
sich und ließ mich in der Gruft allein.
Eine Stunde lang schleppte
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