Bordeuax
habe«, sagte er. »Setzen Sie sich und kosten Sie. Es
ist keine Kaufverpflichtung.«
»Bei Francis kauft nie einer was«,
sagte der Mann, der Eck hieß, zu mir. »Wenn Sie lange genug hierbleiben, bietet
er Ihnen sowieso ein Glas an. Francis ist einer der letzten großen Weinpäpste,
stimmt's oder habe ich recht, Francis?«
»Ich interessiere mich für das
Thema«, sagte der ältere Mann bescheiden. »Aber Sie haben den Wein noch nicht
probiert, Mr ...?« Er machte eine Pause, offenbar hatte er meinen Namen
vergessen.
»Wilberforce«, sagte ich. »Sagen Sie
einfach Wilberforce zu mir. So nennen mich alle.«
»Nicht zufällig verwandt mit dem
großen Sklavenbefreier?«
»Ich glaube nicht.«
Offenbar erwartete man von mir, dass
ich den Wein probierte, also trank ich einen Schluck. Ich konnte gerade noch
den Impuls unterdrücken, angewidert das Gesicht zu verziehen. Ich trank sehr
selten Wein, er bekam mir nicht gut. Dieser Wein schmeckte zuerst sauer, dann
ein bisschen süßer. Ich trank einen zweiten Schluck.
»Sehr fein«, sagte ich.
»Sie trinken wohl nicht häufig
Wein«, stellte Francis Black fest.
»Ist das so deutlich zu erkennen?«,
fragte ich.
»So etwas sehe ich auf den ersten
Blick. Nichts macht mir mehr Freude, als Neulinge in die Kunst der
Weinverkostung einzuführen.«
»Passen Sie auf«, sagte Ed Simmonds.
»Bevor Sie sich versehen, hat er Ihnen eine Kiste Wein verkauft.«
»So eine Situation würde ich niemals
ausnutzen«, sagte Francis Black ernst und fügte dann hinzu: »Wie sind Sie auf
den Laden aufmerksam geworden? Haben Sie von einem Bekannten davon erfahren?«
»Leider nein«, sagte ich. »Die
Wahrheit ist viel einfacher. Ich arbeite unten im Tal. Ich war auf dem Weg
nach Hause, aber es war so ein schöner Abend, dass ich Lust auf eine Spritztour
bekam. Ich bin vorher nämlich noch nie auf den Berg gefahren. Dann sah ich den
Hinweis auf Ihren Laden und dachte, den schaue ich mir an.«
Ich trank noch einmal von meinem
Wein. Honigaroma füllte meinen Gaumen und durchströmte mich dann ganz.
Francis beobachtete mich und sagte:
»Sie fangen an, den Geschmack des Weins zu erspüren, nicht? Wie lange arbeiten
Sie schon unten im Tal?«
»Seit ungefähr zwölf Jahren«, sagte
ich.
»Und jetzt erst finden Sie hier herauf?
Sie müssen mit Scheuklappen herumlaufen«, sagte Eck. »Was machen Sie
beruflich, wenn ich fragen darf?«
»Ich arbeite in der
Softwarebranche«, sagte ich.
»Wirklich?«, sagte Ed Simmonds. »Sie
müssen wahnsinnig intelligent sein. Computer sind mir ein Rätsel. Gerade erst
musste ich einen für mein Büro zu Hause anschaffen, und ich kriege ihn einfach
nicht zum Laufen. Ich kann das E-Mail-Programm nicht starten. Ich weiß nicht
mal, wie man den Computer richtig einschaltet. Das Hochfahren ist so spannend
wie Farbe beim Trocknen zuzugucken.«
»Wahrscheinlich ist er nur nicht
richtig installiert«, sagte ich. »Das Problem tritt häufig auf.«
»Bestimmt liegt es daran«, stimmte
Ed Simmonds mir zu. »Ich stehe davor wie ein Hornochse.«
»Wenn Sie wollen«, sagte ich, »komme
ich mal vorbei und gucke, ob ich ihn reparieren kann.«
»Wirklich?«, fragte Ed. »Das ist
sehr nett von Ihnen. Kommen Sie am Samstag, wenn Sie Zeit haben, und gucken Sie
ihn sich mal an. Danach können wir eine Kleinigkeit zu Mittag essen. Würden Sie
das auf sich nehmen?«
»Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen
tun kann, sehr gerne«, sagte ich. »Und Samstag kommt mir entgegen.«
»Heute ist mein Glückstag«, sagte
Ed.
»Wo wohnen Sie denn?«, fragte ich
ihn.
Eck lachte und sagte: »Ed glaubt
immer, jeder wüsste, wo er wohnt.«
Ed Simmonds wurde rot. »Kennen Sie
Hartlepool Hall?«
Natürlich kannte ich Hartlepool
Hall. Es war ein stattlicher alter Landsitz ein paar Kilometer von hier
entfernt, der für die Öffentlichkeit zugänglich war. Ich war noch nie da
gewesen, aber ich wusste sehr genau, wo es lag. »Ja«, sagte ich. »Und wo soll
ich da hinkommen?« Ich stellte mir vor, dass er in einem der Cottages wohnte
oder im Verwaltungsbüro arbeitete. Ich wusste nur, dass es ein sehr
weitläufiges Gelände war.
»Klingeln Sie einfach an der Haustür
und fragen Sie nach mir«, sagte Ed. Er stand auf. »Danke für den Wein, Francis.
Ich komme im Laufe der Woche vorbei und nehme zwei Kisten mit, wenn du sie
schon mal aus dem Keller raufholst. Ich glaube, Pa würde der Wein schmecken.
Nein, nein, mach jetzt keine Umstände. Ich bin zum Abendessen eingeladen, ich
muss sofort los -
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