Bordeuax
Eck, der sich
gerne in der Rolle des Clowns sah und sich hinter Sticheleien und seinem Charme
verbarg, eigentlich ein knallharter Kerl war.
»Warum haben Sie aufgehört?«, fragte
ich weiter.
»Ich arbeitete gerade an einem sehr
zähen Fall in Kolumbien, in Medellin. Ein Mann von BP war von der FARC
verschleppt worden. Die FARC ist eine Bande von sehr professionellen
Terroristen, die sich und ihre Revolution mit den Erlösen aus Entführungen und
dem Drogenhandel finanziert. Bei dieser speziellen Verhandlung war irgendwie
der Wurm drin. Ich kam einfach nicht voran. Ich hatte keine Ahnung, ob der Mann
von der BP noch am Leben war. Nach einiger Zeit kam ich zu dem unschönen
Schluss, dass der Mann nicht mehr lebte, und, schlimmer noch, dass derjenige,
mit dem ich die Gespräche führte - und ich weiß bis heute nicht, ob es die FARC
oder eine andere Gruppe war -, vorhatte, mich stattdessen als Teil der
Verhandlungsmasse zu benutzen. Allmählich hatte ich das Gefühl, dass ich
verfolgt wurde. Schließlich war ich mir sicher, dass ich verfolgt wurde, von
einigen sehr unangenehmen Typen. Deswegen bin ich abgehauen.«
»Sie sind einfach gegangen?«
»Ich bin nach Bogota geflogen und
habe mein Büro über Satellitentelefon angerufen. Man hat mir geraten, das Land
zu verlassen. Als ich nach England zurückkam, stellte sich heraus, dass eine
Tante von mir gestorben war und meiner Kusine Harriet und mir ein anständiges
Erbe hinterlassen hatte. Deswegen habe ich den Dienst quittiert. Ich sah keinen
Sinn mehr darin weiterzumachen, obwohl es Spaß gemacht hat. Irgendwann wäre es
mal schiefgelaufen, deswegen fand ich es klüger, lieber vorher auszusteigen.«
Ich hörte fasziniert zu, so einen
Menschen wie Eck hatte ich noch nie kennengelernt. Er drückte seine Zigarre
aus, und wir gingen zur Eingangshalle. Von irgendwo her tauchte Horace auf und
öffnete die Tür für uns, wir stiegen die paar Stufen hinunter zu Ecks Auto, das
neben meinem parkte.
»Hat mich gefreut«, sagte Eck und
reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie, dann sagte er: »Haben Sie vor, sich
wieder bei Ed zu melden?«
»Vielleicht. Ich weiß nicht. Was
meinen Sie?« Ich redete, als würde ich ihn seit Jahren kennen. Er hatte eine
enorme Wirkung auf andere Menschen, jedenfalls auf mich.
»Ed ist ein sehr alter Freund von
mir. Wenn er sagt, dass Sie sich melden sollen, dann meint er das ernst. Ed
meint immer, was er sagt. Er ist der reizendste Mensch auf der ganzen weiten
Welt - solange er seinen Willen bekommt. Wenn nicht, kann es für Menschen in
seiner Umgebung ziemlich eng werden. Wehe, er bekommt nicht, was er will.«
Kein Problem, dachte ich. Warum
sollte Ed Simmonds nicht bekommen, was er wollte. Für mich war das gehupft wie
gesprungen.
Ed Simmonds meldete sich nicht
wieder, und ich sah mich umgekehrt dazu nicht in der Lage. Ich hatte seinen
Computer repariert, und er hatte mich zum Mittagessen eingeladen. Der Deal war
abgeschlossen. Warum sollte er sich weiter um mich bemühen? Und mir hätte es
egal sein können. Ich versank wie immer in Arbeit, für Gedanken an
irgendwelche Geselligkeiten hatte ich keine Zeit. Trotzdem hatte der kurze
Einblick in Eds Welt doch einen angenehmen Eindruck hinterlassen.
Francis Black dagegen suchte ich
wieder auf. Ich fand, das war ich ihm schuldig. Immerhin hatte er mir eine
Flasche sehr guten Wein geschenkt. Ich hatte den Château Gloria noch am selben
Abend geöffnet. Ich trank ein Glas zu dem chinesischen Imbiss, den ich
unterwegs gekauft hatte, weil die Shopping Mall bereits geschlossen hatte, als
ich von Caerlyon Hall wieder hinunter ins Tal fuhr. Imbiss und Wein, das war
keine sehr gelungene Mischung. Am Abend darauf trank ich noch ein Glas, diesmal
zu einer Pizza. Das war schon etwas besser, obwohl der Wein irgendwie trübe
war. Am dritten Abend war ich felsenfest davon überzeugt, dass irgendwas mit
dem Wein nicht stimmte, und schüttete den Rest in den Ausguss.
Als ich beim nächsten Mal den Laden
in Caerlyon Hall betrat, saß Fancis hinter seinem Schreibtisch und füllte ein
Formular aus. Zuerst erkannte er mich nicht wieder, aber dann hellte sich seine
Miene auf und er legte den Stift beiseite. »Wilberforce. Ich hatte gehofft,
dass Sie kommen. Wie war der Château Gloria?«
Campbell, der Cockerspaniel, kam
angetrottet und begrüßte mich. Ich bückte mich und kraulte ihn am Kopf. Dann
erklärte ich Francis, einigermaßen kleinlaut, wie es mir mit seiner Flasche ergangen
war, und dass der
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