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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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einen Hausstand gründen. Heiraten, ein geregeltes
Leben führen.«
    »Francis! Wer würde mich denn schon
heiraten?«
    Er überhörte meine Frage. »Ich hätte
auch heiraten sollen. Einmal hätte ich es beinahe gemacht, aber ... es hat
nicht geklappt.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich. »So
weit ist es bei mir nicht mal gekommen. «
    Erneut sah mich Francis an. Die
geschwungenen Augenbrauen verliehen seinem Gesicht manchmal einen etwas
spöttischen Ausdruck, und jetzt machte er sich tatsächlich über mich lustig,
wie ich fand. »Ich glaube, dass du noch vor Ende des Jahres heiraten wirst.«
    »Wenn das zutrifft, würde ich zu
gerne wissen, wen.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein, dann
sagte Francis: »Du weißt es. Und ob du es weißt. Aber du hast mich eben
gefragt, ob ich daran denke, den Wein zu verkaufen. Ja, ich werde ihn verkaufen.«
    Ich konnte nicht anders, ich verbarg
mein Gesicht in den Händen. »Oh, Gott.«
    »Ich verkaufe ihn dir.«
    Ich sah auf. Francis lächelte, aber
es war kein spöttisches Lächeln. Diesmal machte er sich nicht lustig über
mich. »Du verkaufst ihn wem?«
    »Hör zu, Wilberforce. Ich habe
Krebs. Wenn ich noch sechs Monate lebe, ist das länger, als die Ärzte mir
momentan geben.«
    Entsetzt starrte ich ihn an. Mir war
in den letzten Wochen aufgefallen, dass es Francis nicht gut ging, aber ich
hätte nie gedacht, dass er eine lebensbedrohliche Krankheit hatte. Ich glaube,
ich sagte, wie leid es mir täte, oder irgendwas Ähnliches, und ob ich etwas
für ihn tun könne. Er tat meine Worte mit einer Handbewegung ab. »Konzentrieren
wir uns lieber auf das Naheliegende. Wie du weißt, habe ich keine lebenden
Verwandten. Bisher hat mich das nie sonderlich beunruhigt, doch in letzter
Zeit denke ich anders darüber. Mir ist klar geworden, dass es mir doch Sorge
macht, die Sammlung, meine große Leidenschaft, mein Lebenswerk, könnte nach
meinem Tod auf einer Auktion von ignoranten Verkäufern an ignorante Bieter
versteigert werden, und der Bestand, den mein Großvater angelegt hat, den mein
Vater weiter ausgebaut hat und den ich geerbt und erweitert habe, könnte in
alle Winde zerstreut werden. Diese Weinsammlung ist mein Leben. Es wäre mir
unerträglich, wenn sie unter den Hammer käme. Ich selbst bin auf solchen Auktionen
gewesen, als Käufer - und da sieht man sie dann, die Händler, die ein
Schnäppchen machen wollen, reiche Geschäftsleute, die Weintrophäen mit nach
Hause nehmen wollen.«
    Mir schauderte bei dem Gedanken.
Wahrscheinlich war ich in den Augen von Francis ein reicher Geschäftsmann.
Wenigstens wusste ich zu würdigen, was er mir zu trinken anbot. »Das könnte ich
nicht ertragen, Francis«, sagte ich. »Lieber würde ich ihn selbst kaufen. Aber
dafür fehlt mir das Geld.«
    »Wirklich? Du kennst den Preis noch
nicht.«
    Francis schenkte uns beiden nach.
»Noch etwas: Die Familie Black ist seit über vierhundert Jahren in diesem Haus
ansässig. Das ist eine ziemlich lange Zeit, selbst für unseren Teil der Welt.
Früher habe ich mir eingeredet, das alles würde mir nichts bedeuten. Aber als
ich das Haus erbte, war es in einem schlechten Zustand, und es verschlang viel
Geld. Die Hälfte des Anwesens war verkauft. Ich glaube, als ich das Erbe
antrat, waren wir runter auf 800 Hektar und zehn bis zwölf Farmen. Früher gehörte uns
das ganze Tal, in dem heute deine Firma steht. Das meiste haben wir in den
dreißiger Jahren an die Church Commissioners verkaufen können. Sie haben es
meinem Vater aus Gefälligkeit abgenommen.«
    Erstaunt sah ich ihn an. Das
Gebäude, in dem ich arbeitete, hatte einen Verkehrswert von mehreren Millionen
Pfund. Leider war ich nur Mieter. Francis' Familie hatte Grundstücke
weggegeben, die heute zig Millionen einbringen würden.
    »Die Familie Black hat ihre
Geschäfte nicht gut geführt. Wir haben uns zu sehr darauf versteift, Wein zu
sammeln, und, was meinen Vater betrifft, ihn auch zu trinken. Mein Vater und
mein Großvater haben beide sehr gerne Wein getrunken. Sie haben ein Vermögen
ausgegeben, um diesen Weinkeller anzulegen - und das Zeug zu trinken. Als ich
Caerlyon erbte, war das Haus schon mit einer enor men Hypothek belastet, und es ist mir nicht
gelungen, sie wesentlich zu reduzieren. Ich selbst habe nie viel getrunken.
Leider hatte ich das, was man eine vergeudete Jugend nennt. Als ich in London
lebte, habe ich um Geld gespielt, um viel Geld.« Francis seufzte. »Wenn oben im
Himmel die Heiligenscheine vergeben werden, komme ich

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