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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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Augen hatte und sich
gezwungen sah, die vergeudeten Jahre seines Lebens wettzumachen, war meine
Person so etwas wie eine letzte Chance. Ich wählte meine Worte mit Bedacht und
sagte mit der größten Freundlichkeit, die ich aufbringen konnte: »Francis, ich
glaube, das ist leider ...«
    Francis hob abwehrend eine Hand.
»Sag nichts weiter, Wilberforce. Es war unvernünftig von mir, dir diese Idee
zu unterbreiten. Es war ein anmaßender Vorschlag. Ich hätte ihn nicht machen
sollen. Nur weiß ich eben auch, dass dir meine Weinsammlung mittlerweile ans
Herz gewachsen ist. Ich kann nur hoffen, dass du nicht schlecht über mich
denkst, wenn ich so rede.«
    »Ich mache es«, sagte ich. »Ich
verkaufe meine Firma. Ich treibe Geld auf, kaufe das Haus und behalte den
Wein.«
    Im ersten Moment wusste Francis
darauf nichts zu sagen. Dann senkte er den Kopf. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch. Es war mir noch nie so ernst.
Gerade eben ist mir klar geworden, dass es alles in allem das Beste ist, was
ich tun kann. Ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber ich war mir in meinem
ganzen Leben noch nie so sicher. Ich mache es.«
    Beim Sprechen merkte ich, was für
eine enorme Last von mir fiel, eine Last, die ich bislang gar nicht registriert
hatte. Meine Firma, die mir früher einmal alles bedeutet hatte, stand mir jetzt
im Weg. Ich hatte keine Lust mehr. Die Firma war mir zu groß geworden, zu
erwachsen, zu geldgierig, und sie verlangte zu viel von mir. Ich konnte nicht
einmal mehr spontan losfahren und Francis besuchen, ohne dass Andy mir ein
schlechtes Gewissen machte, als würde ich Zeit vertrödeln, die eigentlich ihm
gehörte. Und dann war da noch der Wein. Als Francis davon sprach, ihn zu
verkaufen, war mir klar, dass ich das niemals zulassen würde. Es hatte ein paar
Minuten gedauert, bis die Konsequenz dieser Wahrheit bis zu meinem Bewusstsein
vorgedrungen war, doch jetzt wusste ich: Ich brauchte diesen Wein; ich hätte es
nicht ertragen können, wenn die Sammlung aufgelöst worden wäre, die Flaschen
in fremden Sammlungen, fremden Kellern verschwunden, in Hotels und Restaurants
verkauft worden wären. Ich brauchte den Wein, ich musste ihn haben.
    Francis goss uns beiden den letzten
Schluck aus der Karaffe ein und prostete mir zu. »Trink dies zu meinem
Andenken.«
     
    Ein paar Tage darauf traf ich Ed und
Catherine bei einem der zahlreichen Essen wieder, zu denen ich in dem Jahr
häufig eingeladen wurde. Es waren die üblichen Verdächtigen da, einschließlich
Eck. Wir hatten uns zum Abendessen bei einem gewissen Bilbo Mountwilliam
eingefunden, der in London lebte, aber ein Haus auf dem Land besaß. Bevor wir
uns zum Essen hinsetzten, in einem Moment, als uns niemand beobachtete, wandte
Catherine sich mir zu, machte zum Spaß jemanden nach, der einen Papadam aß, und
legte dann den Zeigefinger an die Lippen. Beinahe hätte ich losgeprustet vor
Lachen. Natürlich wusste ich, was sie mir damit bedeuten wollte: Ich sollte
niemandem von unserem gemeinsamen Essen im Al Diwan erzählen. Also hatte sie es
Ed auch nicht erzählt. Ich lächelte und nickte, dann gingen wir zusammen ins
Esszimmer, und ich stellte fest, dass ich Tischnachbar von Annabel Gazebee
war, die gleich ein Gespräch mit mir anknüpfte. Offenbar hatte keiner der Gäste
von Francis' Krankheit erfahren, also sprach ich das auch nicht an.
    Annabel redete auf mich ein, aber
eigentlich hörte ich gar nicht richtig zu. Die ganze Zeit dachte ich nur daran,
wie es sich angefühlt hatte - wie ein elektrischer Schlag -, als Catherine
sich mir zugewandt und den Finger auf die Lippen gelegt hatte. Es hatte etwas Verschwörerisches, eine Verbindung zwischen uns war
hergestellt. Ich schüttelte den Kopf, um mich von meinen trügerischen Gedanken
zu befreien, und versuchte, mich auf Annas ausführlichen Bericht über eine
Opernaufführung zu konzentrieren, die sie für das Rote Kreuz organisierte, eine
Benefizveranstaltung.
    Später sah ich, wie Ed lässig einen
Arm um Catherines nackte Schulter legte, ohne seine Freundin dabei auch nur
anzusehen. Mir schauderte bei diesem Akt der Inbesitznahme. Dann stellte mir
meine Nachbarin auf der anderen Seite eine Frage, und ich merkte, dass sie
dafür schon einen zweiten Anlauf genommen hatte. Ich gab mir Mühe und wandte
mich ihr zu.
    Am nächsten Morgen rief mich
Catherine im Büro an. Ich wusste gar nicht, dass sie meine Telefonnummer
hatte. »Ich muss dich unbedingt sprechen«, sagte sie ohne jede Vorrede.
    »Oh. Ja,

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