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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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arbeiten, wenigstens eine Zeit lang.
Jedenfalls hoffe ich, dass mein Anteil aus dem Verkauf mehr wert ist, als mich
Caerlyon kostet.«
    Catherine ging zum Sofa, setzte sich
hin und umschloss das Weinglas mit beiden Händen. Nachdenklich sah sie ins
Kaminfeuer.
    »Du wohnst in Caerlyon Hall und
kümmerst dich um Francis' Wein. Das ist ja schöner als im Märchen.«
    Ich sagte nichts. Manchmal, wenn ich
daran dachte, worauf ich mich eingelassen hatte, brach mir der kalte Schweiß
aus. Jetzt war wieder so ein Moment. Was um Himmels willen machte ich da? Doch
dann geschah etwas, das alles veränderte. Catherine stellte ihr Glas ab, stand
auf und kam zu mir ans Fenster, wo ich in den Schnee hinaussah.
    »Das ist die wunderbarste
Geschichte, die ich je gehört habe, Wilberforce.« Sie legte ihre Arme um mich
und küsste mich. Das Seltsame ist, dass wohl keiner von uns beiden mit dem
rechnete, was als Nächstes geschah. Ich glaube, sie hatte nur die Absicht, mir
ein Zeichen ihrer Zuneigung zu geben, mehr nicht, ein Zeichen des Dankes
vielleicht, für das, was ich für einen Freund von ihr getan hatte, den sie
kannte und liebte, seit sie ein Kind war. Doch dann auf einmal hielten wir uns
eng umschlungen, und ich erwiderte ihren Kuss, bevor auch nur einer von uns
beiden begriff, was zwischen uns vor sich ging.
    Wenn wir nicht beide ein Auto in der
Einfahrt gehört hätten, ich weiß nicht, ob wir überhaupt hätten aufhören
können. Wir gingen auseinander, und Catherine sah aus dem Fenster. Sie
zitterte, hielt ihre Arme verschränkt und presste sie an sich, als wollte sie
sich selbst aufwecken.
    »Mein Gott, Wilberforce. Das wollte
ich nicht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.«
    »Catherine ...«, fing ich an. Ich
wusste gar nicht, was ich sagen wollte, aber sie unterbrach mich sowieso
gleich.
    »Es ist Ed«, sagte sie mit
vollkommen anderer Stimme.
    Wir gingen in die Diele, Ed
entgegen, der seinen Wagen abstellte, die Treppenstufen hochsprang und die
Haustür aufschloss.
    »Hallo, Darling«, sagte er. »Ich
wollte nur mal schnell gucken, ob du auch gut untergebracht bist, bei diesem
grässlichen Wetter. Es fängt jetzt an heftig zu schneien.« Dann sah er mich,
der ich vor der Tür zum Salon stand, und sagte überrascht: »Wilberforce! Ich
dachte, du würdest immer arbeiten. Was hast du denn hier verloren?« Er schien
nicht gerade erfreut, mich hier anzutreffen.
    »Wir haben über Francis geredet«,
sagte Catherine. »Ich hatte eine Idee, und ich wollte, dass Wilberforce
herkommt und sie sich anhört. Aber er hatte eine viel, viel bessere Idee.« Sie
drehte sich zu mir um. »Wahrscheinlich willst du nicht darüber reden, aber Ed
musst du es sagen.«
    Also musste ich Ed die ganze
Geschichte noch mal erzählen. Ed hörte aufmerksam zu, rief nur einmal erstaunt
etwas aus, als ich ihm meine Entscheidung mitteilte. Er war nicht nur mir
gegenüber aufmerksam. Einmal sah ich ihn zu Catherine hinüberblicken, die dasaß
und verzückt dem Bericht über meine Torheit lauschte. Dann sah er wieder zu
mir.
    Als ich geendet hatte, sagte er nur:
»Du musst vollkommen übergeschnappt sein, Wilberforce. Unzurechnungsfähig.«
    »Sag so etwas nicht«, entgegnete
Catherine. »Ich finde, Wilberforce ist absolut wundervoll.«
    »Ich kann dir nur zustimmen, Ed«,
sagte ich.
    »Aber es ist wirklich wahnsinnig. Du
bist mir ein Rätsel, Wilberforce«, sagte Ed. Wir unterhielten uns noch ein
paar Minuten darüber, dann sagte ich mit einem Blick auf die Uhr: »Ich muss
zurück. Man sieht sich.« Ich wusste nicht, ob ich beide damit meinte oder nur
Catherine.
    »Die Straßen sind nicht allzu
glatt«, sagte Ed. »Aber fahr trotzdem vorsichtig.«
    Als ich losfuhr, die Reifen auf dem
Neuschnee knirschten, sah ich neben der Einfahrt eine Osterglocke, die ihr
Köpfchen unter der Schneedecke hervorreckte. Es war Winter, aber der Frühling
konnte nicht mehr weit sein. Was mir dieses Jahr wohl bringen würde, fragte
ich mich, ob wirklich alles so passieren würde wie geplant, oder ob ich doch
noch zu Verstand kommen würde und Francis sagen, dass ich den verrückten Plan leider
aufgeben müsste.
    Dann fragte ich mich, was eben
zwischen Catherine und mir geschehen war, und was als Nächstes geschehen
würde.
     
    3
     
    An dem Nachmittag, als ich von
Catherine zurückkam, habe ich nicht mehr bei Andy vorbeigeschaut, sondern bin
gleich nach Hause gefahren. Ich brauchte lange für die Fahrt durch das
winterliche Wetter, aber als ich in

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