Borki's Abenteuer
zu kommen, aber schließlich stand sie auf der anderen Straßenseite direkt vor den ersten Bäumen.
„Na Kleiner? Hast du dich verlaufen?“ Fragte eine sehr große und gerade Eiche.
„Ich heiße Borki und bin auf der Suche nach einem Sägewerk. Wisst Ihr wo ich eins finden kann?“
„Aha.“ Antwortete die große Eiche. „Soso, du willst also in ein Sägewerk. Und was willst du dort?“
„Das weiß ich auch nicht so genau, aber ich muss dorthin und eigentlich ist es eine zu lange Geschichte.“ Seufzte Borki.
Sie war es mittlerweile leid, jedem den sie traf, erklären zu müssen, warum sie ein Sägewerk suchte.
„Und überhaupt...Das geht euch gar nichts an!“ Sagte sie schroff .
„Ist schon in Ordnung, Kleine.“ Sprach eine kleine und sehr verkrüppelte, uralte Eiche.
„Du musst deine eigenen Erfahrungen sammeln. Und wenn du unbedingt wissen musst wo ein Sägewerk ist und was man da macht, dann finde es heraus. Aber hier in der Stadt wirst du keins finden. Du musst nach großen Wäldern Ausschau halten. Dort in der Nähe ist meistens auch ein Sägewerk.“
„Und einen guten Rat noch mit auf den Weg.“ Sagte wieder die große , gerade Eiche. „Überlege gut, ob du nicht irgendwo dringender gebraucht wirst als in einem Sägewerk oder ob dich nicht jemand vermissen könnte. Wir zum Beispiel stehen schon viele, viele Jahre hier. Versorgen die Menschen mit Sauerstoff, spenden Schatten und Schutz.“
Borki kamen die Worte der Eiche seltsam vor, aber bald schon dachte sie nicht mehr daran. Sie verabschiedete sich von ihren Verwandten und lief immer weiter durch die Stadt.
Bald schon wurden die Strassen schmaler und dunkler, denn es war unterdessen wieder Abend geworden.
In einer ganz schmalen Gasse blieb Borki stehen. Die alten Laternen leuchteten und tauchten die Gasse in ein warmes Licht. Weit und breit war jetzt kein Baum mehr zu sehen und Borki fühlte sich jetzt ein bisschen einsam. Wenn jetzt Petra und Peter nicht in der Nähe gewesen wären...
Aber die beiden schliefen schon wieder und so suchte sich die kleine Eiche einen Platz nahe bei einer kleinen Kirche, stellte sich in den Schutz einer alten Mauer und schlief schnell ein.
Das Abenteuer in der Stadt, die vielen Menschen und die hupenden Autos, der Gestank und die Enge trieben die kleine Eiche und ihre zwei gefiederten Freunde schnell wieder hinaus in die Natur. Hinaus in die Landschaft hinter der Stadt. In die Weite der Wiesen und in den sanften Wind.
Borki sah kleine Dörfer und vieles hier erinnerte sie an zu Hause. An den Hof. Sie vermisste das Haus und die Scheune, sie vermisste Josi und ihre Eltern, und sie vermisste sogar Jonathan, den Ziegenbock.
Die Drei kamen an einen kleinen See, an dem ganz merkwürdige Bäume standen. Sie waren klein, noch kleiner als Borki, hatten aber einen gewaltigen Stamm. Dafür aber nur ganz dünne Äste. Ganz viele. Borki fand diese Bäume sehr lustig. So etwas hatte sie noch nicht gesehen. Und sie waren auch ganz anders, als all die anderen Bäume, die die kleine Eiche bisher gesehen hatte.
„Guten Tag“ Sagte Borki zu den merkwürdigen Bäumen.
„Was für Bäume seid ihr denn?“
„Wir sind Weiden.“ Sprach einer der Bäume.
„Was ist mit euren Ästen passiert?“ Wollte Borki wissen.
„Eigentlich haben wir keine Äste. Die dünnen Zweige die du siehst, nennt man Ruten. Und die Menschen schneiden sie jedes Jahr ab und flechten Körbe daraus. Und die hat man nach uns benannt.“ Entgegnete die Weide stolz. „Die heißen dann Weidenkörbe.“
„Ja aber wenn alle Ruten abgeschnitten sind, seid ihr doch ganz kahl.“ Stotterte Borki erschrocken.“
„Aber die wachsen doch jedes Jahr nach.“ Lachte die Weide.
„So wie bei den Menschen die Haare?“ Fragte Borki
„Genau. So wie bei den Menschen die Haare geschnitten werden und wieder nachwachsen. Und es tut auch kein bisschen weh.“
„Also wenn bei mir ein Ast abbricht, dann tut das schon ein paar Tage ganz schön weh.“ Murmelte die kleine Eiche.
„Ja du hast ja richtige Äste. Fast so wie die Knochen der Menschen. Denen tut es auch weh, wenn sie sich den Arm brechen.“
Das stimmte. Borki hatte es schon gesehen, wie Josi von der Schaukel gestürzt war und sich weinend den Arm gehalten hatte.
„Aber das Allerschönste ist das zeitige Frühjahr.“ Unterbrach eine zweite Weide Borkis Gedanken.
„Da wachsen an unseren Ruten ganz flauschige und weiche Blüten. Die heißen Weidenkätzchen. Und sie versorgen die
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