Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
Heimvorteil versprach. Doch der Anführer der Nightscreamer hat mir wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er diese Stadt in einen zweiten Schattenschlund verwandelt hat.«
»Das kapier ich jetzt nicht«, meinte Tic.
»Seht genau hin«, forderte Mats seine Freunde auf. »Die Wolken sind so dicht, dass sie kein Sonnenlicht mehr durchlassen. Berlin könnte genauso gut in einer Höhle liegen, was bedeutet...«
»... dass er nicht alleine kommen wird«, beendete Lucy den Satz für ihn. »Verflixt, du hast recht.«
Tic sauste wie ein außer Kontrolle geratener Flummi durch das Zimmer. »Er wird sie alle mitbringen. Die ganze Meute. Und bestimmt auch diese dämlichen Reiter.« Er wirbelte herum und schoss auf Mats zu. »Was machen wir jetzt, Menschenjunge?«
»Wie geplant fortfahren.« Mr Myrddin warf dem Feenmann einen mahnenden Blick zu. »Der Codex der Night-screamer zwingt Vlad, im Zweikampf gegen Mats anzutreten. Daran ändert sich nichts, egal, wie viele seiner Anhänger er mitbringen wird.«
Lucy musterte den Zauberer nachdenklich. »Sie haben damit gerechnet, oder?«
»Ich habe zumindest in Erwägung gezogen, dass das passieren könnte. Vlad traut uns ebenso wenig wie wir ihm. Außerdem wollen die Nightscreamer natürlich wissen, wie ihr Anführer bei dieser Herausforderung abschneiden wird.« Mr Myrddin warf einen Blick aus dem Fenster, wo ein Blitz gerade in die Satellitenantenne des Nachbarhauses einschlug. »Wir sollten aufbrechen, wenn wir bei diesem Wetter nicht zu spät kommen wollen.«
Die vier verließen die Suite und machten sich auf den Weg ins Foyer, in dem es verdächtig ruhig war. Alle Gäste schienen sich aufgrund des Unwetters auf ihre Zimmer zurückgezogen zu haben. Vielleicht fühlten sie aber auch, dass irgendetwas im Busch war. Als Mats durch die Tür nach draußen spähte, konnte er kein einziges Taxi vordem Greifenhall ausmachen, und soweit er es durch den Regenvorhang erkennen konnte, fuhren auch auf der Straße keine Autos mehr. Selbst die Bürgersteige waren wie leer gefegt.
»Wie kommen wir jetzt zum Brandenburger Tor?«, fragte Lucy, die ihm über die Schulter blickte.
»Dafür ist schon gesorgt«, antwortete Mr Myrddin.
Eine Kutsche rollte durch den Sturm auf das Hotel zu, trotz des Regens brannten ihre Räder lichterloh. Vor dem Eingang kam sie zum Stehen. Die Tür schwang auf und das leichenblasse Gesicht der Totengöttin kam zum Vorschein.
»Wie immer im richtigen Moment, Hel«, sagte der Zauberer, der neben ihr Platz genommen hatte, während Mats, Lucy und Tic sich die gegenüberliegende Sitzbank teilten.
»Der Tod ist immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird.« Hel zeigte ein dünnes Lächeln. »Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, dass er zu irgendeiner Gelegenheit jemals zu spät gekommen ist.«
Mats vermutete, dass das komisch sein sollte. Allerdings konnte er über den Humor der Totengöttin nicht lachen. Jedenfalls nicht in der Situation, in der er sich gerade befand.
Lucy, Tic, Mr Myrddin und Hel begannen schon bald, sich miteinander zu unterhalten. Mats verspürte jedoch keine Lust auf ein Gespräch. Im Augenblick wollte er einfach nur seine Ruhe, weswegen er näher an das Kutschenfenster rückte. Bei seiner ersten Fahrt in der Höllenkutsche war die Stadt regelrecht an ihnen vorüber geflogen. Jetzt fuhr sie sehr viel langsamer. Vielleicht wegen des Unwetters.
Das Bild, das sich ihm auf dem Weg zum Brandenburger Tor von Berlin bot, war überall das gleiche. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Alle Fenster waren dunkel. Selbst die Leuchtreklamen der Geschäfte brannten nicht. Vielleicht hatte das Gewitter ja einen Stromausfall verursacht.
Mats lehnte den Kopf an die Kutschenwand. Was soll ich nur tun?, fragte er sich. Seine Freunde zählten auf ihn. Vertrauten ihm. Aber konnte er diesen Kampf wirklich gewinnen?
Die Kutsche wurde langsamer und kam zum Stehen. Der Regen, der sie von allen Seiten traf, klang jetzt wie das Hämmern Hunderter wütender Fäuste. Die Göttin beugte sich vor und öffnete die Kutschentür. Mats blickte auf das Brandenburger Tor, das er verzerrt, wie durch einen Wasserfall sah. Dutzende Gestalten lungerten um das Berliner Wahrzeichen herum. Nightscreamer.
»Dies ist deine Stunde, Bezwinger der Dämonen«, sagte Hel und wies mit der Hand nach draußen.
Mats nickte, warf sich die Kapuze seines Sweatshirts über und stieg aus. Doch kein einziger Regentropfen traf ihn, statt- dessen prallte er gut
Weitere Kostenlose Bücher