Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
Das Gesicht war eingefallen, was die Augen größer erscheinen ließ und den Eindruck der Schwäche und Hilflosigkeit noch verstärkten. Aber das täuschte. Auch er war einer der Apokalyptischen Reiter, die vor über tausend Jahren ganze Städte und Landstriche ausgerottet hatten.
»Das muss Hunger sein«, raunte Lucy Mats zu.
Die Dämonen blieben in der vordersten Reihe der Night- screamer stehen, nur Krieg trat an Vlad heran und überreichte ihm seine Keule, die mit zentimeterlangen Eisendornen besetzt war. Anschließend zog er sich wieder zu seinen Kumpanen zurück.
»Bevor wir beginnen«, sagte Vlad und wog die Kriegskeule in der Hand, »will ich den Goldenen Schlüssel sehen. Zeig ihn mir, Mats Greifenhall!«
»Der Goldene Schlüssel ist hier.« Mr Myrddin trat vor und zog das Amulett unter seiner Jacke hervor.
Mats fühlte die Verlockung der Magie, die davon ausging, und wandte den Blick rasch wieder ab.
»Merlin der Zauberer und die gute, alte Hel.« Vlad deutete mit der Keule auf die beiden. »Mächtige Verbündete für einen Menschen. Ich hoffe, ihr erinnert euch an die oberste Regel dieser Herausforderung: Keine Einmischung!«
»Wagst du es etwa, mich zu belehren?« Hels Stimme fegte wie eine eisige Böe über sie alle hinweg. Viele der Nightscreamer zogen die Köpfe ein oder schlugen die Krägen ihrer Jacken hoch.
»Nicht doch.« Vlad verbeugte sich in ihre Richtung. Eine spöttische, fast schon beleidigend wirkende Geste. Anschließend riss er sich den Mantel von den Schultern und ließ ihn davonflattern. Darunter trug er ein mit Nieten besetztes Oberteil, eine schwarze Hose und Stiefel. »Bereit, Mats Greifenhall?«
»Ich glaube an dich«, sagte Lucy und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
» Wir glauben an dich«, korrigierte Tic.
Vlad lachte. »Wie rührend.«
Mats zog Excalibur und seine Magie durchströmte ihn. Es war so weit. Er sah dem Anführer der Nightscreamer ins Gesicht und empfand... nichts. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm? »Bringen wir es hinter uns, Vlad.« Mit erhobenem Schwert schritt Mats auf den Anführer der Nightscreamer zu. Buhrufe und Pfiffe trafen ihn von allen Seiten, aber Mats blendete sie aus. Stattdessen horchte er in sich hinein, suchte nach dem Zorn und der Wut, die ihm gegen den Zyklopen geholfen hatten. Doch da war nur Stille.
»Du kannst nicht gewinnen, kleiner Mensch!« Vlad schwang seine Kriegskeule. »Du kannst nur sterben.«
Mats parierte den Schlag mit seinem Schwert. Der Zusammenprall war so hart, dass er einen brennenden Schmerz durch seinen rechten Arm schickte. Er biss jedoch die Zähne zusammen und stieß mit Excalibur nach Vlads Brust. Dieser wich zur Seite aus. »Nicht ungeschickt«, höhnte der Anführer der Nightscreamer und ließ die Keule auf Mats' Kopf hinabsausen. Excalibur flog hoch und lenkte den Hieb ab.
»Gut gemacht!«, jubelten Lucy und Tic.
Aber Mats wusste es besser. Das war nicht er gewesen, sondern das Schwert. Er hatte keine Ahnung, wie man eine solche Waffe führte, und trotzdem hatte er bisher jeden Schlag seines Gegners abgewendet. Sein Blick wanderte die Klinge entlang. Excalibur besaß einen eigenen Willen. Das hatte Mr Myrddin damit gemeint, als er sagte, dass es seinen Träger beschützen würde.
»Ja, wehre dich nur, Menschenjunge. Aber du wirst trotzdem verlieren.« Vlads Grinsen wuchs in die Breite und entblößte zwei Reihen spitz gefeilter Zähne, die Mats an das Gebiss eines Piranhas erinnerten. »Und du weißt es, nicht wahr?«, fuhr Vlad so leise fort, dass nur Mats ihn verstehen konnte. »Ich lese es in deinem Blick: keine Angst, keine Zweifel, aber auch kein Kampfgeist. Da ist Nichts. Du hast längst aufgegeben, Mensch, weil du selbst nicht glaubst, gegen mich gewinnen zu können.«
Mats taumelte bei diesen Worten zurück, als hätte der Anführer der Nightscreamer ihm seine Keule in den Magen gerammt. Vlad hatte recht. Mats hatte sich längst mit seinem Schicksal abgefunden. Aus diesem Grund empfand er auch keine Furcht oder Wut mehr. Aber ohne all diese Gefühle konnte er auch die Kräfte des Dämonenbezwingers nicht heraufbeschwören und ohne sie war er nur ein ganz normaler Mensch.
»Ja, jetzt begreifst du.« Vlad hatte begonnen ihn zu umkreisen. Die Kriegskeule, die gut ein Drittel von Mats wiegen musste, warf er dabei wie ein Spielzeug von einer Hand in die andere. »Ich könnte dich jetzt ganz leicht vernichten. Ein einfacher Zauber, der dir das Herz in der Brust zerquetscht. Mehr bräuchte es
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