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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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über uns nach Lebenszeichen abzusuchen. »Einige der Läufer kommen vielleicht nach. Wenn sie noch krank sind. Oder sie sind noch mit ihren Familien beschäftigt.«
    Eric und ich sahen uns an. Caballo hatte bis jetzt noch nichts von einer Grippe gesagt. Ich nahm meinen Trinkrucksack ab und stellte mich auf eine Rast ein, zu der ich mich hinsetzen würde. Besser jetzt Pause machen, bis wir sehen, wie’s weitergeht, dachte ich mir und stellte den Rucksack zu meinen Füßen ab. Als ich wieder aufsah, waren wir von einem halben Dutzend Männern umgeben, die Lendentücher und Piratenhemden trugen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen waren sie aus dem Wald aufgetaucht.
    Schweigend und verblüfft standen wir alle da und warteten auf ein Stichwort von Caballo.
    »Ist er hier?«, flüsterte Luis.
    Ich sah mir die Tarahumara-Gruppe an, bis ich das vertraut-verschmitzte Lächeln und das mahagonifarbene Gesicht erkannte. Wow, er ist wirklich dabei. Und genauso unglaublich war, dass sein Cousin Silvino unmittelbar hinter ihm stand.
    »Das ist er«, flüsterte ich zurück. Arnulfo hörte das und schaute herüber. Seine Lippen deuteten ein leichtes Lächeln an, als er mich erkannte.
    Caballo wurde von seinen Gefühlen überwältigt. Zuerst dachte ich, das sei nur Erleichterung, aber dann streckte er, mit einem trauernden, an Geronimo erinnernden Gesichtsausdruck, beide Hände in Richtung eines der Tarahumara-Läufer aus. »Manuel«, sagte Caballo.
    Manuel Luna erwiderte das Lächeln nicht, aber er umschloss Caballos Hände mit den seinen. Ich ging zu ihm. »Ich habe deinen Sohn gekannt«, sagte ich. »Er war sehr freundlich zu mir, ein wahrer caballero.«
    »Er hat mir von dir erzählt«, antwortete Manuel. »Er wollte hier sein.«
    Dieses von starken Gefühlen geprägte Wiedersehen zwischen Caballo und Manuel brach das Eis für beide Gruppen. Der Rest von Caballos Crew machte die Runde bei den Tarahumara und tauschte den traditionellen Tarahumara-Händedruck aus, den Caballo allen beigebracht hatte, dieses leichte Reiben mit den Fingerspitzen, das weniger besitzergreifend und zugleich auch vertraulicher ist als ein heftiges Händeschütteln.
    Caballo stellte uns vor, einen nach dem andern. Nicht mit den Namen – und ich glaube, ich habe ihn nie wieder unsere Namen benutzen hören. In den vergangenen drei Tagen hatte er uns genau beobachtet, und so wie er in mir einen oso gesehen und Barfuß-Ted in sich selbst einen Affen erkannt haben wollte, so hatte Caballo jetzt den Eindruck gewonnen, dass er auch allen anderen ein Totemtier zuordnen konnte.
    »El Coyote«, sagte er und legte Luis dabei eine Hand auf den Rücken. Billy wurde El Lobo Joven – der Junge Wolf. Eric, ruhig und immer wachsam, war El Gavilán, der Sperber. Als Jenn an der Reihe war, sah ich in Manuel Lunas Augen einen kleinen Augenblick lang amüsiertes Interesse aufflackern. Caballo nannte sie »La Brujita Bonita«. Die Geschichten, die sich um die beiden großartigen Auftritte in Leadville und den legendären Zweikampf zwischen Juan Herrera und Ann Trason, alias »La Bruja«, rankten, waren bei den Tarahumara noch sehr lebendig. Wenn man eine junge Läuferin dann als »Hübsche Kleine Hexe« vorstellte, schlug das ähnlich ein wie der Spitzname Ronaldinho für einen jungen Profifußballer.
    »Hija?«, fragte Manuel. War Jenn tatsächlich Ann Trasons Tochter?
    »Por sangre, no. Por corazón, sí«, antwortete Caballo. Nicht bluts-, aber wesensverwandt.
    Schließlich wandte sich Caballo Scott Jurek zu. »El Venado«, sagte er, was selbst beim allzu gleichmütig auftretenden Arnulfo eine Reaktion hervorrief. Was meinte der närrische Gringo wohl damit? Warum wohl bezeichnete er diesen großen, schlanken und äußerst selbstsicher wirkenden Burschen als »Hirsch«. Gab er den Tarahumara damit einen kleinen Stups unter dem Tisch, einen zarten Hinweis zur Taktik, die am Tag des Rennens einzuschlagen war? Manuel erinnert sich sehr gut daran, wie Caballo die Tarahumara in Leadville gedrängt hatte, Ann Trason geduldig auf den Fersen zu bleiben und »sie wie ein Reh zu jagen«. Aber würde Caballo den Tarahumara gegenüber seinem Landsmann den Vorzug geben? Oder es handelte es sich um ein Täuschungsmanöver? Vielleicht wollte Caballo die Tarahumara dazu verleiten, sich so lange zurückzuhalten, bis dieser Amerikaner einen uneinholbaren Vorsprung herausgelaufen hatte …
    Dies alles war für die Tarahumara, deren Vorliebe für eine ausgefeilte Renntaktik ihrer Vorliebe

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