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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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gelesen hast«, seufzte Bosmans. »Der Täter hat große Füße, trägt vermutlich Schuhgröße 45 , kann ein Schloss öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen, und er kann mit Messern umgehen.«
    »Fingerabdrücke?«
    Bosmans lächelte. Diese Verbissenheit, er besaß sie noch immer.
    »Jede Menge, auch Speichel. Außerdem muss er verletzt worden sein, denn in den Kehlen von Mijnheer und Mevrouw Poulders wurde Blut von einer anderen Person festgestellt.«
    »Was sagt die Analyse?«
    »Nicht viel Aufschlussreiches. Männlich, in keiner unserer Datenbanken registriert. Kein einziges stichhaltiges Indiz.«
    Deleu räusperte sich, trank einen großen Schluck, starrte an die Decke, zündete sich erneut eine Zigarette an und schloss die Augen. Bosmans setzte noch einen drauf: »Er genießt es, Dirk.«
    Deleu blieb stumm.
    »Er hat schmale Lippen und kurze Wimpern, ist höchstwahrscheinlich rothaarig. Und er fährt einen aschgrauen Renault, wahrscheinlich einen …«
    »Wie bitte?«, unterbrach ihn Bosmans. »Was? Warum glaubst du …«
    Deleu machte ein ernstes Gesicht und verengte die Augen zu Schlitzen. Bosmans war zu sehr in Gedanken, um das schalkhafte Funkeln zu bemerken.
    »Bist du … glaubst du wirklich, dass er … woher weißt du …?«, stammelte er.
    »Sein rechter Fußabdruck ist tiefer als sein linker«, fuhr Deleu mit stoischer Ruhe fort.
    »Was? Hast du schon auf eigene Faust ermittelt? Wie kommst du darauf?«, fragte Bosmans aufgeregt.
    »Weil er Rechtsträger ist«, flüsterte Deleu, als hätte er soeben den Watergate-Skandal aufgedeckt.
    »Du mieser …« Bosmans hieb Deleu, der keine Miene verzog, zwischen die Schulterblätter.
    »Ich bin gemein, ich weiß«, flüsterte Deleu triumphierend. »Ich kann dich noch immer auf den Arm nehmen, so oft und wann ich will.«
    Bosmans atmete auf. Deleu hatte seinen ziemlich makaberen Sinn für Humor nicht verloren. Sie verstanden sich noch immer, genau wie früher, als sie ein perfektes Team bildeten, in dem der eine die nächsten Schritte des anderen intuitiv vorausahnte.
    »Hast du gelesen, was gestern in
Het Laatste Nieuws
über den Fall gestanden hat?«
    Deleu nickte langsam, das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse verzogen.
    »Sie haben geschrieben, dass …«
    »Ich glaube denen kein Wort«, unterbrach ihn Deleu. »Der Artikel stammt von diesem Peeters, und dessen Behauptungen kann man doch sowieso nie für bare Münze nehmen. Dieser Idiot, der lernt es nie.«
    Deleu wandte den Blick ab, starrte ins knisternde Kaminfeuer, schlurfte zu dem Weidenkorb, kniete sich hin und legte ein Holzscheit nach. Bosmans bewegte seinen Kopf nicht, doch seine Augen registrierten jede Kleinigkeit. Wie ein Geier, der geduldig über seiner Beute kreist. Das lodernde Feuer, die karierten Pantoffeln, die trägen Bewegungen: Das alles brachte ihn unwillkürlich zum Lächeln.
    Deleu richtete sich mühsam auf, drehte sich um und schlurfte wieder zum Sofa zurück. Ganz kurz trafen sich ihre Blicke. Dieser Mistkerl von Bosmans hatte garantiert seine Pantoffeln auf dem Kieker! Er ließ sich auf dem Sofa nieder, trank aus seinem Glas und tippte gelangweilt mit der Spitze seines Hausschuhs auf den Teppich.
    »Nach dem, was du in den Zeitungen über den Mord gelesen hast, musstest du doch schon wissen, dass wir es hier mit einem Psychopathen zu tun haben?«
    »Ich habe nur gelesen, was Peeters geschrieben hat. Jetzt komm schon, ich bin doch nicht Superman.«
    »Warum hast du nicht reagiert?«, fragte Bosmans vorsichtig.
    »Ich bin raus.«
    »Raus, so ein Quatsch! Ich ziehe zwei, höchstens drei Fäden, und du bist wieder drin, Partner!«
    Deleu schwieg, mied Bosmans’ Blick und hatte nur noch Augen für seine Fingernägel, als suche er nach Trauerrändern. Bosmans räusperte sich.
    »Ich. Mache. Nicht. Mehr. Mit.« Deleu betonte jedes Wort.
    »Betriebspsychologe.
Humankapital
«, stieß Bosmans verächtlich hervor. Spannung lag in der Luft. Sie waren sich schon mehr als einmal in die Haare geraten. Im wahrsten Sinne des Wortes.
     
    Die Tür schwang auf, und Barbara trat ein, eine prall gefüllte Einkaufstasche unter dem Arm. Sie stellte die schwere Tasche ab, strich eine Locke zurück und schloss lächelnd die Tür. Als sie Bosmans bemerkte, gefror das Lächeln in ihrem Gesicht.
    »Hallo, Jos, was führt dich denn in unser abgelegenes Nest?«
    »Hallo, Barbara. Lange nicht gesehen.«
    Barbara begrüßte Deleu mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange und reichte Bosmans die Hand.

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