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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Mechelen rauskam, dann nur, um mit seinen Freunden vom Mecheler Pétanqueclub ein Auswärtsturnier zu bestreiten. Bosmans war
tireur,
derjenige, der mit knallharten Würfen die Zielkugeln des Gegners wegschießt. Darin war er ein Ass. Deleu erinnerte sich an jenen sonnigen Tag, an dem er ihn einmal zu einem Freiluftturnier in Mechelen begleitet hatte. Jos Bosmans, Untersuchungsrichter und erstklassiger Tireur an einem glühend heißen Sommertag: sein Gesicht, bleich, aber energisch, die Maes-Pils-Kappe tief in die Stirn gezogen, im weißen, langärmeligen Hemd und staubiger Leinenhose, schnaufend, aber strotzend vor Selbstvertrauen, von Freund und Feind bewundert für seine kräftigen und präzisen Weitschüsse. Die Sonne mied er wie die Pest. Er sah wirklich nicht gut aus. Seit er und Maud getrennt waren, ging es mit ihm bergab. Nicht steil, aber stetig. Mit zweiundfünfzig die Frau und damit die Familie zu verlieren, das musste ein schwerer Schlag gewesen sein. Dabei hatte er seinen Freund nie mit anderen Frauen flirten sehen. Bosmans war ein Workaholic.
    Deleu musterte sich verstohlen im Spiegel und fragte sich, wie es ihm, der gerade zweiundvierzig geworden war, mit dreiundfünfzig ergehen würde.
    Der normale Alltag, das intensive Zusammensein mit Barbara am Semois hatte ihm gutgetan. Dennoch war er erleichtert, jetzt mit Bosmans im Auto zu sitzen, unterwegs nach Mechelen. Er legte seine Stiefel übereinander und rieb zufrieden die Lederschäfte aneinander. Ein großes Insekt zerplatzte an der Windschutzscheibe und schreckte Bosmans aus seiner Lethargie.
    »Klär mich auf, Bosmans«, verlangte Deleu.
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Mit den Opfern, fang mit den Opfern an.«
    »Der Mann, Marc Poulders, war neununddreißig Jahre alt, Manager bei Henkel, ein knallharter Typ. Einer von der neuen Generation, du weißt schon. Hart, profitorientiert und zielstrebig.«
    »Hatte er viele Feinde?«, fragte Deleu.
    »Möglich, aber er wurde auch allseits respektiert«, antwortete Bosmans. »Er war wohl hart, aber fair. Sein Bezirksdirektor trug ihn auf Händen. Aber Feinde, tja, die hatte er sicherlich auch.«
    Bosmans kratzte sich in seinem dünnen grauen Haar und konzentrierte sich auf die Straße, die eine scharfe Linkskurve beschrieb. Es goss wieder in Strömen, und der imposante Scheibenwischer des Mercedes schwang geschmeidig hin und her.
    »Michelle Verworst, seine Frau, war fünfunddreißig Jahre alt. Sie hatte Karriere bei einer Bank gemacht. Da wird sie wohl auch Rivalen gehabt haben.«
    Bosmans klang mutlos. Genau wie vor zwei Jahren, als er Deleu auf der Intensivstation besucht hatte. Beide Männer vermieden es damals ängstlich, über den feigen Anschlag zu reden, der Deleu beinahe das Leben gekostet hätte. Deleu vermutete, dass der ansonsten so korrekte Bosmans sich schuldig fühlte, weil er ein Auge zugedrückt hatte, als Deleu auf unorthodoxe Weise die Spur des notorischen Pädophilen und Kindermörders Lucien Dom verfolgte. Im Nachhinein hatte sich das als großer Fehler erwiesen.
    Drei Messerstiche in den Rücken, einen in die Brust. Der letzte verfehlte nur ganz knapp das Herz. Deleu erinnerte sich noch daran, als sei es gestern gewesen. Der elektrische Garagentoröffner hatte nicht funktioniert. Er stieg aus dem Auto, hörte ein Rascheln im Gebüsch, fühlte einen stechenden Schmerz im Rücken, und dann tanzten nur noch gelbe und rote Flecken vor seinen Augen. Rob, dessen Zimmer sich über der Garage befand, hatte den Notruf gewählt.
    Deleu erschauerte und inhalierte tief. Eigentlich durfte er gar nicht mehr rauchen, denn einer der Messerstiche hatte seine Lunge durchbohrt. Doch seitdem genoss er jeden Zug besonders intensiv. Barbara hatte nie etwas dazu gesagt, obwohl er wusste, dass sie sich deswegen große Sorgen machte. Barbara war eine wunderbare Frau.
    Am liebsten wäre er wieder umgekehrt. Ein Glück, dass Bosmans fuhr. Der Mordversuch an ihm war eine Abrechnung gewesen. Ein neuer Informant hatte sich bereit erklärt, im Austausch gegen Strafminderung wichtige Informationen über Lucien Dom preiszugeben. Es musste ein internes Leck gegeben haben, doch man hatte nie Beweise gefunden. Der Informant starb in der Forensik-Abteilung eines Löwener Krankenhauses an einer Überdosis Speed, und als Deleu aus der Reha kam, lagen die Ermittlungen in den Händen eines ganz neuen Teams. Er wurde nicht mehr mit einbezogen, dachte daran, den Dienst zu quittieren, entschloss sich aber schließlich zu einer

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