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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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De Vries, der bekannteste Strafverteidiger von ganz Belgien, ihn als Rechtsbeistand vertrat.
    Bosmans war es, nach reichlich Lobbyarbeit im Justizministerium, gelungen, De Vries zu erwischen, obwohl dieser mehr als genug zu tun hatte. Der Untersuchungsrichter fragte sich, warum Fé Coelst ausgerechnet nach diesem Mann verlangte.
    Er beobachtete, wie der Anwalt, dessen zerfurchtes Gesicht seinen Unmut verriet, das Vernehmungszimmer betrat. Offenbar gut über die Aufteilung des Gebäudes unterrichtet, verlangte er sofort einen anderen Raum. Walter Vereecken legte Coelst Handschellen an und führte ihn hinaus. Bosmans wäre ihnen am liebsten gefolgt, um nichts zu verpassen. Er rief Deleu an und erzählte ihm die ganze Geschichte.
    Deleu, der sich heiser anhörte, wirkte nicht sonderlich beeindruckt von den Neuigkeiten. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Bosmans vermutete, dass er Heimweh hatte, und fragte sich, ob er das Recht hatte, Deleu so zuzusetzen, dass er bei der Stange blieb.
    »Gut, Jos, in einer halben Stunde bin ich bei dir.«
     
    Als Deleu eintraf, war das Gespräch zwischen De Vries und Coelst noch immer in vollem Gange. Bosmans informierte Deleu, der stumm zu Boden starrte, zum zweiten Mal.
    »Ich glaube, dass ein Polizist in den Fall verwickelt ist, Jos«, unterbrach ihn Deleu.
    »Wie bitte?«
    »Ja. Vorläufig ist es nur eine Vermutung, aber eine Reihe von Hinweisen deutet in diese Richtung.«
    »Zum Beispiel?«
    »Erstens: Die Anzeige, die aufgrund des Verschwindens von Mevrouw Verbist erstattet wurde, befindet sich nirgendwo in den Akten.«
    »Wenn es überhaupt zu einer Anzeige gekommen ist«, widersprach Bosmans unumwunden. »Ich habe gestern danach suchen lassen. Resultat gleich null. Offenbar hat es niemals eine solche Anzeige gegeben.«
    Deleu drehte sich um neunzig Grad auf seinen schiefen Absätzen um, schnalzte mit der Zunge und blickte heiter die vertrocknete Yuccapalme am Ende des Flures an. »Dann musst du das noch mal überprüfen lassen, Jos, am besten heute noch. Lass sämtliche Akten der örtlichen Polizeidienststelle beschlagnahmen und gründlich durchforsten, so dass niemand eine Gelegenheit zum Mauscheln hat.
    Zweitens: Ich habe gestern die Berichte in der roten Mappe durchgesehen, die du mir mitgegeben hast. Einen davon hast du markiert. Es ging um einen Polizisten, der im Lido eine schwangere Frau und deren Mann belästigt hat.
    Drittens: der Mord an den beiden jungen Leuten im elterlichen Auto. Vielleicht sind sie nicht weggefahren, weil sie einen Polizisten kommen sahen.«
    Bosmans runzelte die Stirn und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Denk darüber nach, Jos, möglich wäre es.«
    »Tja, vielleicht ergibt das einen Sinn. Aber ist es überhaupt nötig? Der ›Schlächter‹ sitzt ja hier nebenan bei Rechtsanwalt De Vries.«
     
    Bosmans hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der Rechtsanwalt zur Tür hereinkam. Sein ansonsten so gelassenes, blasses Gesicht war rot angelaufen. Er ging auf Bosmans zu und fragte, ob er ihn kurz unter vier Augen sprechen könne. Bosmans führte De Vries in sein Büro.
    Während Jos Bosmans und Rechtsanwalt De Vries sich entfernten, kam Vereecken mit dem gefesselten Coelst vorbei. Coelst verzog sein verkommenes Maul, in dem zwei Schneidezähne fehlten, zu einem breiten Grinsen und zeigte Deleu einen obszönen Mittelfinger. Deleu, völlig perplex, reagierte nicht. Er starrte Coelst verwundert nach und wusste Bescheid.
    Das Gesicht des Mannes war von roten Äderchen durchzogen, wahrscheinlich Leberzirrhose. Er war nicht der Mann, den sie suchten. Der Täter stammte höchstwahrscheinlich nicht aus asozialen Verhältnissen und war vermutlich wesentlich intelligenter als diese Randfigur.
    Deleu seufzte und zündete sich seine soundsovielte Zigarette an. Als er gerade seinen Kuli in die Jackentasche steckte, kamen Bosmans und De Vries bereits wieder hinaus. Zwei bedrückte Gesichter, das verhieß nichts Gutes. Bosmans schüttelte De Vries die Hand, nickte nur und gesellte sich zu Deleu.
    »Falscher Alarm?«, fragte Deleu.
    »Der Blödmann wollte sich für unzurechnungsfähig erklären lassen. Sein Geständnis bestand aus nichts als Lügen, und alles, was er wusste, hatte er aus der Zeitung. De Vries ließ sein Geständnis auch ohne die geringste Aktenkenntnis zerplatzen wie einen Luftballon. Als Coelst erkannte, dass seine Rechnung nicht aufging, versprach er De Vries den Fall des Jahres, wenn er ihn im Gegenzug für unzurechnungsfähig erklären

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