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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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und seine Beurteilungen sind durchweg hervorragend«, warf Bosmans ein.
    Eine drückende Stille trat ein.
    »Ich habe auch zwei Töchter, Dirk.«
    »Aber keine durchweg hervorragenden Beurteilungen«, scherzte Deleu. Er spitzte die Lippen und nahm eine abwartende Haltung ein.
    Bosmans schaute ihn starr an, hieb ihm plötzlich auf den Rücken und lächelte. Die Spannung fiel von ihnen ab. Deleu zündete sich eine Belga an und hielt Bosmans das Päckchen hin. Bosmans griff zu und wühlte nach seinem Feuerzeug.
    »Barbara ist schwanger.«
    Bosmans fiel die brennende Zigarette aus dem Mund, und er klopfte sich heftig aufs Hosenbein. »Verdammt, Junge, das ist aber eine gute Nachricht! Herzlichen Glückwunsch!« Er hob die Zigarette auf, steckte sie wieder zwischen die Lippen, brüllte: »Und, von wem ist es?«, und schlug Deleu noch einmal mit voller Wucht auf den Rücken.
    »He, mal langsam, ich muss noch mindestens fünfzehn Jahre durchhalten. Wenn nicht sogar zwanzig.«
    »Verdammt, das freut mich aber wirklich riesig für euch!« Bosmans schüttelte noch ein paarmal heftig den Kopf und schaute Deleu danach ernst an. »Du solltest zwischendurch mal wieder öfter nach Hause fahren. Du weißt doch, wie das ist.«
    »Ja, ich weiß, wie das ist, und überhaupt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ach, schon gut, ein andermal.«
    Deleu schwieg. Das mindeste, was er für Barbara tun konnte, war, den Mund zu halten.
    »Tut mir leid wegen eben, mein Freund. Falls du das meintest. Aber denke nicht, dass ich diesen Vanfleteren schützen will. So bin ich nicht, und das weißt du.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Ich glaube wirklich, dass er unschuldig ist. Du hättest ihn mal sehen sollen. Der Mann hat von Computern keine blasse Ahnung. Er kann sich nicht mal richtig einloggen.«
    »Hast du mal daran gedacht, dass einer seiner Kollegen sein Passwort missbraucht haben könnte?«
    »Bist du sicher, dass du nicht zu viele Krimis gelesen hast, Dirk?«
    »Hör mal, Jos, ein früherer Schulkamerad von mir, Eddy Opdebeeck, ist ein richtiger Computerfreak. Wenn diese Anzeige noch irgendwo auf der Festplatte steckt, kann er sie hervorzaubern. Wenn er es nicht schafft, dann keiner.«
    »Worauf wartest du noch? An die Arbeit!«

[home]
    22
    J osef Hermans bekam unwillkürlich eine Erektion. Die lockigen Haare von Maggie Uyttebroeck glänzten goldgelb im Licht des kleinen Strahlers unter der Decke des Beichtstuhls, den er absichtlich so gedreht hatte, dass er diesen märchenhaften Lichteffekt erzeugte. Er liebte es, seine sündhaften Gemeindemitglieder bei der Beichte zu beobachten, und war stolz auf sein Werk. Während es auf seiner Seite des Beichtstuhls stockdunkel war, knieten seine Schäfchen hinter der karmesinroten Samtgardine in einem gedämpften und ein wenig exzentrischen Licht. Der dekadente Anflug, den diese Beleuchtung den intimen Gesprächen verlieh, konnte ihn immer wieder maßlos erregen.
    »Ich hab das nicht gewollt, Mijnheer Pastor!«, schluchzte Maggie Uyttebroeck.
    »Erzähl ruhig weiter, mein Kind«, antwortete Hermans in dem verständnisvollen, väterlichen Ton, den er in seiner Rolle als Beichtvater stets anschlug. Auch das erregte ihn, ebenso wie das Spektrum der mehr oder weniger geheuchelten Gefühle, das vor ihm ausgebreitet wurde. Er schloss die Augen und musste sich beherrschen, um nicht vor Lust laut aufzuschreien.
    Die fromme Maggie Uyttebroeck hatte einen Braten in der Röhre. Die blöde Kuh hatte sich von irgendeinem Deppen bumsen lassen und war schwanger geworden. Diese abgrundtief geistlosen Durchschnittsmenschen, zu denen Maggie ganz offensichtlich gehörte – er verachtete sie. Er wünschte, er besäße bereits die göttliche Macht, sie hier und jetzt mit einem Blitz vom Erdboden zu tilgen. Er erstickte den Urschrei, der aus dem Bauch heraus in ihm aufstieg, löste die Umklammerung, ignorierte sein zuckendes Glied, bewahrte die Selbstbeherrschung und lauschte scheinbar fromm ihrer stockenden Beichte.
    Ihre alleinstehende Mutter wusste von nichts, und Maggie wohnte seit zwei Wochen allein in einer kleinen Wohnung. Sie hatte noch nicht den Mut besessen, ihrer Mutter zu gestehen, dass sie schwanger war.
    »Ich habe an eine Abtreibung gedacht, Mijnheer Pastor, oh Gott, ich fühle mich so schuldig, aber was soll ich denn tun? Meine Mutter stirbt, wenn ich es ihr erzähle. Sie ist doch jetzt ganz allein.«
    »Was hält sie denn davon, dass du von zu Hause ausgezogen bist, Maggie?«
    Keine Antwort, nur ein ersticktes

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