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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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irgendeinem Zusammenhang zu den anderen? Und gab es überhaupt eine Verbindung zwischen den Poulders und den Verbists?
    Beide Ehepaare hatten Kinder, waren Ende dreißig, wohnten in einem Villenviertel und waren Akademiker. Die Poulders hatten ein Kind, die Verbists zwei. Die Mütter waren beide attraktive Frauen und schwanger. Beide Schwangerschaften waren von einem Geheimnis umgeben, und obwohl beide Familien katholisch waren, herrschte bei ihnen eine gewisse Doppelmoral – jedenfalls nahm man es offenbar mit der ehelichen Treue ab und zu nicht so genau. Die Männer wollten keine Kinder mehr, die Frauen offensichtlich schon.
    Und damit hörte jede Ähnlichkeit auf. Was hatte dieses Monster dazu getrieben, diese beiden Familien auszuwählen? Bestand die Möglichkeit, dass er beide gut kannte? War es vielleicht jemand aus dem weiteren Freundeskreis der Familien, der in irgendeiner Weise von beiden als Vertrauensperson betrachtet wurde?
    Wie sehr sich Deleu auch das Gehirn zermarterte, er kam nicht darauf. Immer öfter erschien ihm das Ganze als reine Willkür. Er erschauerte. Der Mörder musste diesen Leuten irgendwie begegnet sein. Was hatte ihn angelockt? Die Frauen, um die ging es. Was hatten sie gemeinsam? Warum mussten die Frauen, im Gegensatz zu ihren Männern, die offenbar ohne viel Federlesens umgebracht wurden, ein höllisches Martyrium erleiden, bevor sie starben? Er hatte irgendetwas gegen Frauen. Schwangere, ehebrecherische Frauen? Oder ehebrecherische schwangere Frauen? Oder waren ihre ehebrecherischen Männer der Auslöser?
    Die Morde wiesen eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf, waren aber nicht identisch. Die Poulders wurden gegen Mitternacht ermordet, die Verbists am helllichten Tag, gegen Mittag.
    Dem Mörder war offenbar auch an Publikum gelegen: den Kindern. Ein Publikum, von dem erwartet wurde, dass es seinen Teil zu der Vorstellung beitrug. Auch die Leichen von Vater und Mutter Verbist wiesen Stichverletzungen auf, die ihnen von verschiedenen Personen zugefügt worden waren. Was war den Kindern durch den Kopf gegangen, bevor sie starben? Warum hatte der Mistkerl sie gezwungen, ihre Eltern mit einem Messer zu traktieren? War das ein fester Bestandteil des Rituals? War die Bestie der Meinung, die Kinder hätten das Recht oder sogar die Pflicht, sich zu rächen? Betrachtete sich das Monster als eine Art Erlöser, der Kinder von ihren Leiden befreite? Fühlte er sich dazu berufen, einzugreifen, um den Sittenverfall in den beiden Familien aufzuhalten? War er als Kind vielleicht aus religiösen Gründen körperlich oder seelisch misshandelt worden? Deleu kam das Bild von dem Erzengel und dem Drachen in den Sinn. Betrachtete er sich eher als Personifizierung des Drachen oder identifizierte er sich mit dem Erzengel? Fühlte er sich als der einzige Mensch auf der Welt, der dem Niedergang der Moral energisch entgegentrat?
    Bei den Poulders war er eingedrungen, die Verbists hatten ihn hereingelassen. Oder hatte man ihm auch bei den Poulders aus freien Stücken die Tür geöffnet? Warum wollte er den Anschein erwecken, dass er bei den Poulders eingebrochen war, indem er alle Fingerabdrücke am Schlüssel zur Tür, die von der Küche zur Garage führte, abwischte? War er beim ersten Mord vorsichtiger gewesen als beim zweiten? Wuchs mit jedem Mal sein Überlegenheitsgefühl? Das wäre ein typischer Charakterzug bei solchen Psychopathen, die umso dreister vorgingen, je mehr sie glaubten, ungestört ihre Taten verüben zu können. Deleu schloss die Augen und faltete devot die Hände vor der Brust. Wann würden sie ihn erwischen? Wie viele unschuldige Familien mussten noch sterben, bevor er einen Fehler machte? Sie mussten dieser Bestie das Handwerk legen, jetzt, sofort!
    Gab es hier irgendwo in der Nähe ein Kloster oder irgendein christliches Heim, in dem Menschen unterkamen, die die Orientierung verloren hatten? Verbarg er sich in einer solchen Einrichtung, wo er, den Rosenkranz betend, seinen krankhaften Phantasien nachhing und sorgfältig ihre Umsetzung in die Tat plante? Deleu verwarf diesen Gedanken sofort wieder. In diese Richtung hatten sie bereits ermittelt, doch ohne Erfolg.
    Der Stromableser, der war die Schlüsselfigur, mit seiner Hilfe könnten sie dem Fall eine entscheidende Wendung verleihen. Bosmans hatte das Haus von Mevrouw Pauwels sorgfältig auf Fingerabdrücke untersuchen lassen. Eine Stecknadel im Heuhaufen. Nach dem Besuch des Stromablesers hatte eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes das

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