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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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nichts verraten, aus Angst, dass Hermans irgendwie Wind davon bekäme.
     
    Der Pastor wohnte draußen auf dem Lande. Die Zeiten ändern sich, dachte Deleu. Auch Geistliche wollen wohl abends mal ihre Ruhe haben.

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    33
    W alter Vereecken, Kriminalbeamter, siebenundzwanzig Dienstjahre, davon sieben bei der Mecheler Kripo, lag im Gebüsch versteckt hinter dem Pfarrhaus der Gemeinde Sankt Josef.
    Es war sehr mühsam gewesen, sich bis hierher durchzuschlagen, und er war froh, dass es Winter war, so dass er sich wenigstens nicht einen Weg durch messerscharfe Disteln und mannshohe Brennnesseln zu bahnen brauchte. Über den Kanaldeich und an der stillgelegten Polstermöbelfabrik Eurmöbel vorbei hatte er die Rückseite des Pfarrhauses erreicht.
    Vereecken faltete eine Segeltuchplane auseinander, setzte sich darauf und schlug das restliche Stück der durchsichtigen Plastikfolie um seinen Oberkörper. Dieser verfluchte Nieselregen!
    Von hier aus hatte er eine gute Aussicht. Er hatte das verwitterte Holztor im Auge, das zum Garten der ummauerten Pfarrei führte. Walter Vereecken spürte, wie er nervös wurde. Jos Bosmans hatte ihn damit beauftragt, das Pfarrhaus bis morgen früh zu observieren. Es gab wahrhaftig angenehmere Aufgaben.
    Bosmans hatte ihm eine für seine Verhältnisse wirre und unzusammenhängende Geschichte aufgetischt: Der Pastor sei momentan der Hauptverdächtige und würde möglicherweise versuchen, mit seinem Auto zu flüchten, von dem niemand wüsste, wo es verborgen sei.
    Bosmans dachte an eine Garage, aber in ganz Mechelen und Umgebung war keine Garage an einen gewissen Josef Hermans vermietet, das hatte Walter heute zusammen mit Pierre überprüft. Er war davon überzeugt, dass sie keinen einzigen Garagenvermieter übersehen hatten. Jedenfalls keinen offiziellen.
    Sorgen bereitete ihm jedoch, dass Bosmans ihn um absolute Diskretion gebeten hatte. Na ja, es war ja auch keine alltägliche Unternehmung, heimlich einen Pastor zu observieren. Aber Bosmans musste doch inzwischen wissen, dass er schweigen konnte wie ein Grab.
    Vereecken hielt das Foto von Josef Hermans zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete es zum wiederholten Male: der Bürstenschnitt, der kantige Unterkiefer, die tief liegenden grauen Augen, die athletischen Schultern – im Grunde hätte der Mann ebenso gut ein Fremdenlegionär wie ein Pastor sein können. Walter wischte sorgfältig die Tropfen von der Plastikschutzhülle, die er aus der Schublade von Gert, seinem Ältesten, genommen hatte, und steckte das Foto wieder in die Innentasche seines abgewetzten Parkas.
    Ein ganz normaler Pastor, nicht mehr und nicht weniger, dachte er stirnrunzelnd, reckte sich und brummte zufrieden. Sein sorgfältig ausgewähltes Versteck bot ihm nicht nur Aussicht auf das Holztor, sondern auch auf das Dach und das gesamte obere Stockwerk des Pfarrhauses.
    Nach etwa fünf Minuten begann Walters Rücken zu schmerzen. Wohl die alte Sportverletzung, die er sich beim Fußball zugezogen hatte. Er straffte den Rücken, rutschte herum auf der Suche nach einer bequemeren Haltung und fluchte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff er sich ans Steißbein. Das Funkgerät in seiner Tasche drückte darauf. Er zog es heraus und schaute das khakigrüne Ding lange und vorwurfsvoll an. Das Gegenstück, das des schielenden Pierre, lag in ihrem anonymen Wagen.
    Ein Schauer lief Walter über den Rücken, und er wünschte, Pierre wäre hier. Was, wenn dieser scheinbar ganz normale Pastor wirklich die Bestie war? Was, wenn Jos Bosmans, der sich selten auf dünnes Eis wagte, tatsächlich recht hatte? Walter schaute rasch nach rechts und links. Nichts als Gebüsch, Gebüsch und Dunkelheit. Mit einer Gänsehaut am ganzen Körper dachte er an seinen Urlaub an der Côte d’Azur vor etwa fünf Jahren zurück.
     
    Walter, ein begeisterter Schnorchler, hatte sich am Abend zuvor im Freiluftkino zusammen mit seinem Sohn Tom
Der weiße Hai
angeschaut. Am nächsten Tag war der Strand des Campingplatzes Les Vagues proppenvoll, das Meer dagegen so gut wie leer. Der Gruselschocker hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
    Walter dagegen scherte sich nicht darum, nahm das Schlauchboot und fragte seinen jüngeren Sohn, ob er mit ihm angeln gehen wolle. Während ihnen die anderen Camper am Strand bewundernd hinterherschauten, ruderten sie hinaus bis zur äußersten Boje, vertäuten ihr kleines Boot daran und warfen die Angeln aus. Sie fingen zwar nichts, hatten aber eine Menge Spaß. Walter

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