Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
finden.
Vergangenen Samstag war die Anzeige zum ersten Mal erschienen, und nun, am Montag, war der dazugehörige Artikel des legendären Gustaaf Peeters publiziert worden.
Der schielende Pierre hatte die Anzeige Anfang der Woche telefonisch durchgegeben. Sie war in fast demselben Wortlaut wie die von Mieke Demunter verfasst und stand ohne einen besonderen Zusatz unter den ganz normalen Kleinanzeigen.
Wer wusste eigentlich darüber Bescheid? Er selbst, Jos, Nadia, Pierre, Walter, Vanderkuylen, Verstappen und einige andere Kollegen von der Kripo.
Deleu schlug sich mit der geballten Faust gegen die Stirn, aber das Gefühl der Ohnmacht wollte nicht weichen. Er blickte auf. In den Redaktionsräumen brannte nur noch in einem Büro Licht. Was heckte dieser Idiot denn nun schon wieder aus? Der Ermittler hatte große Lust, gegen die Tür zu hämmern und das Gebäude zu stürmen.
Jos Bosmans knallte den Hörer auf die Gabel. Dieser Idiot von Deleu hatte einfach das Handy ausgeschaltet. Mist! Vor etwa einer Minute hatte Barbara völlig aufgelöst bei ihm angerufen. Nachdem ihr Mann den Artikel gelesen habe, sei er, außer sich vor Wut und ohne ein Wort zu sagen, mit Vollgas und durchdrehenden Reifen losgerast.
Der Untersuchungsrichter rutschte nervös auf seinem Stuhl herum und dachte angestrengt nach. Plötzlich kam ihm eine Idee. Er drückte auf den Buchstaben P in seinem Adressregister, wählte eine Nummer auf seinem Handy, zündete sich eine Belga an, inhalierte tief und blies den Rauch heftig durch die Nasenlöcher aus.
»Peeters.«
»Peeters, wo stecken Sie gerade?«, fragte Bosmans ohne Einleitung.
»Wer ist da am Apparat?«, fragte der Journalist mürrisch.
»Die Kripo«, lautete die knochentrockene Antwort.
»Wer von der Kripo?«
»Das spielt keine Rolle!«, fauchte Bosmans.
»Wollt ihr mich einsperren? Hab ich mich vielleicht strafbar gemacht? Gibt es neuerdings in Belgien wieder eine Zensur?«, höhnte Peeters. »Bilden Sie sich bloß keine Schwachheiten ein. Meine Quellen gebe ich grundsätzlich nicht preis. Niemals. Nur über meine Leiche!« Er wurde immer heftiger.
Jos Bosmans ignorierte seine hohlen Tiraden. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, denn ich werde es Ihnen nur einmal sagen. Das mit der Leiche würde ich mir noch mal gut überlegen. Denn nicht jeder ist so tolerant wie ich, und ich habe gute Gründe zu der Annahme, dass Sie noch heute Abend mit einer Tracht Prügel rechnen dürfen, die Sie nicht so schnell vergessen werden. Also, Sie Schmierfink, jetzt sagen Sie mir besser mal ganz schnell, wo Sie sich aufhalten, sonst überlassen wir Sie nämlich Ihrem Schicksal.«
»Ich bin in der Redaktion«, murmelte Peeters verschreckt.
»Bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief Bosmans, während er bereits auflegte, und sprintete zur Tür. Unterwegs schlüpfte er in den Lodenmantel, setzte den bizarren Tirolerhut auf, schlang sich den Wollschal mit Schottenmuster um den Hals und zog die fingerlosen, schafwollgefütterten Handschuhe über.
Wenige Augenblicke später sprang er in seinen Mercedes und raste trotz des kalten Motors sofort mit Vollgas los.
Gustaaf Peeters wanderte nervös vor seinem Schreibtisch auf und ab und stützte seine Habichtsnase auf den Zeigefinger. In Gedanken analysierte er die Situation. Angenommen, ihn hatte gerade der Mörder angerufen? Dann aber nichts wie weg!
Verstappen, du Idiot, und wo bist du jetzt? Informationen rausrücken, noch dazu für viel Kohle, das kannst du. Aber meine Person schützen nicht! Oder hast du mich verraten, Vatersöhnchen? Hat dich vielleicht jemand durchschaut?
Peeters stieß den Becher mit lauwarmem Kaffee um, schlüpfte in den Mantel, nahm sich nicht einmal die Zeit, seinen PC auszuschalten, und löschte das Licht. Nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, eilte er die Treppe hinunter. Dabei wühlte er in den Taschen nach seinem Autoschlüssel und nahm immer drei Stufen auf einmal.
Ein Stockwerk tiefer blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die hohe Stirn, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte die Treppe wieder hinauf. Laut keuchend schloss er die Tür wieder auf und rannte zurück in die Redaktion.
Er zog eine Diskette aus dem Laufwerk, legte sie ordentlich wieder in die Schublade seines Kollegen Jan und verstaute lächelnd den Schlüssel dazu in dessen Versteck. Der Idiot glaubte wirklich, niemand wisse von dem Schlüssel zwischen Blumentopf und Untersetzer.
Peeters atmete auf, ging zu
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