Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
Aufspüren illegaler Sender zuständig.«
»So viel weiß ich auch.«
»Stimmt, das lernt ihr in der Schule. Steht alles im Standard-Organigramm, oder?«
Der Rippenstoß saß. Deleu krümmte sich und schnappte nach Luft. Nadia hauchte ihm ins Ohr: »Das habe ich übrigens auch in der Schule gelernt.«
»Die Kollegen von Spectrum sind außerdem die einzigen, die ohne Durchsuchungsbeschluss in ein Gebäudeeindringen dürfen, wenn der Verdacht besteht, dass sich dort ein illegaler Sender befindet. Voilà. Das ist der Witz an der Sache«, keuchte Deleu.
»Und ihr …«
»Wir spazieren einfach mit rein. Hast du’s jetzt verstanden?«
»Arroganter Pinsel!«, fauchte Nadia und starrte Deleu verächtlich an.
»Los, sag’s schon!«, flüsterte dieser heiser, während er Nadia ein kleines bisschen zu lange in die Augen sah.
»Männer!«
»Pssst!«, zischte Pierre, in dem gut gemeinten Versuch, die beiden wieder zur Ordnung zu rufen. Jos Bos mans’ linkes Augenlid zuckte bereits wieder gefährlich.
Als Deleu und Nadia Mendonck ihn gespielt unschuldig ansahen, brachte Bosmans mit einer energischen Geste sein Publikum zum Schweigen. »Jetzt setzt euch erst mal hin!«, begann er gewichtig. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, und für einen Moment genoss er schweigend seinen Sieg. Deleu tippte mit der Schuhspitze hörbar auf den Holzfußboden, aber Bosmans ließ sich nicht irritieren. Er wusste, dass er die Situation unter Kontrolle hatte. »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er grinsend, in der Absicht, die anderen noch etwas zappeln zu lassen.
»Ich auch«, sagte Deleu und wandte sich zum Gehen. »Ich muss nämlich um sechs Uhr mit dem Auto in der Werkstatt sein. Den Termin habe ich schon vor vierzehn Tagen vereinbart.«
»Ich habe Neuigkeiten in Bezug auf Robert Pardon.«
Bosmans zog ein letztes Mal hektisch an seiner Belga, warf einen Blick auf den übervollen Aschenbecher und tunkte die Kippe schließlich in die nächstbeste Kaffeepfütze.
Pierre schluckte, hielt aber wohlweislich den Mund. Dirk Deleu drehte sich zwar nicht wieder um, blieb aber stehen und hörte aufmerksam zu.
40
Während ein achtköpfiges Team unter der Leitung des ersten Wachtmeesters Robert Vanderaerden intensiv nach Fingerabdrücken suchte, schob Jos Bosmans mit seinem Parker-Kuli den Van-Gogh-Kunstdruck an der Wand ein Stück beiseite.
Wieder einmal hatte ihn seine Intuition nicht getrogen. Bingo! In Robert Pardons geheimem Liebesnest gab es tatsächlich einen Tresor.
»Vanderaerden!«, rief Bosmans und winkte den Wachtmeester herbei.
»Mijnheer Bosmans!« Vor lauter Eifer hätte er beinahe Haltung angenommen.
»Kommen Sie mal hier herüber, und sehen Sie sich das an!«
Der erste Wachtmeester lief rasch zu Bosmans hinüber und keuchte: »Das gibt’s doch nicht! Ein Safe!«
»Und das, obwohl dieser Gigolo von einem Hotelmanager behauptet hat, es gebe hier keinen Safe!«, knurrte Bosmans.
»Der war von unserer Ankunft ohnehin nicht gerade begeistert«, sagte Bob Vanderaerden grinsend.
»Suchen Sie zuerst nach Fingerabdrücken, und schicken Sie jemanden zu diesem John-Cleese-Verschnitt von Manager. Fragen Sie ihn, ob er den Safe öffnen kann. Wenn nicht, rufen Sie unverzüglich Fichet Bauche an. Die sollen uns sofort einen Techniker rausschicken«, ordnete Jos Bosmans an, während er das Bild vorsichtig wieder an seinen Platz rutschen ließ.
»Wir können ihn auch selbst öffnen«, schlug Vanderaerden vor. »Das nötige Material habe ich dabei.«
»Wie bitte? Um einen Safe zu knacken?«
»Semtex«, antwortete Vanderaerden feixend, wobei die kugelrunde Nase in dem schmalen Gesicht besonders auffiel. Bosmans antwortete mit einer abwehrenden Geste. »In seinem früheren Leben war Vervloet nämlich …«
»… Tresorknacker?«, fiel Bosmans ihm ins Wort. »Tun Sie, was Sie für nötig halten, Bob. Hauptsache, Sie vernichten dabei keine Spuren. Apropos, haben Sie eigentlich schon etwas Brauchbares gefunden?«
»Jede Menge Fingerabdrücke und Haare im Abfluss. Die reinste Höhle des Ali Baba, Mijnheer Untersuchungsrichter.«
»Wohl eher eine Lasterhöhle«, scherzte Bosmans. »Was meinen Sie? Haben wir noch ausreichend Material von Robert Pardons Leiche?«
»Genug, um ein ganzes Regiment kleiner Pardons daraus zu klonen«, antwortete Vanderaerden grinsend.
»Lieber nicht«, seufzte Bosmans. »Wenn Sie allerdings brauchbare Fingerabdrücke haben, möchte ich«, er blickte auf seine Armbanduhr, »dass sie heute noch im Labor mit
Weitere Kostenlose Bücher