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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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vorzuglühen. Mit durchdrehenden Reifen raste er nur knapp an einem Fahrradfahrer vorbei, der sich nach vorn über den Lenker gebeugt hatte und einen ungleichen Kampf gegen die Kräfte der Naturfocht. Die Telefonnummern in Robert Pardons Notizbuch mussten so schnell wie möglich zu Menschen aus Fleisch und Blut werden, sie mussten eine Identität und eine Geschichte erhalten. Bosmans wählte die gespeicherte Nummer seines Büros. Beim Telefonieren beide Hände am Lenkrad zu haben fühlte sich ungewohnt an. Die Freisprechanlage war allerdings kein Geschenk von seinem Arbeitgeber, sondern von seiner Frau.
    »Kripo Mechelen, Inspecteur Verstappen am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    Bosmans, der vorgestanzte Höflichkeitsfloskeln hasste, blies eine dicke Qualmwolke in Richtung Handy und stampfte mit dem linken Fuß auf, der schon wieder eingeschlafen war. Maud drängte ihn schon seit Wochen, endlich einen Spezialisten aufzusuchen. Sie glaubte, er habe Ablagerungen in den Blutgefäßen. Und wenn schon! Sollte er sich die Adern etwa mit diesen ekelhaften Ballons reinigen lassen? Oder gab es dafür inzwischen Widerhaken? Nein, er wollte gar nicht daran denken.
    »Hallo?«
    Auch das noch, dachte Bosmans. Verstappen, dieses Schwiegerpapa-Söhnchen. Den konnte er gebrauchen wie Zahnschmerzen. Schon beim Gedanken an den aalglatten Ermittler, der sich von seinem Schwiegervater gerner mal helfen ließ, bekam er Sodbrennen.
    »Hier Bosmans. Ist noch jemand im Büro um diese Zeit?«, fragte er mit zynischem Lächeln.
    »Natürlich, Mijnheer Bosmans. Vanderkuylen und Opdebeeck sind hier, und Vereecken muss sich auch noch irgendwo herumtreiben.«
    »Gut. Keiner geht nach Hause. Lassen Sie alles stehen und liegen, und warten Sie auf mich. Ich bin in etwa zehn Minuten da. Trommeln Sie so viele Leute wie möglich zusammen. Ach ja, und rufen Sie auch Mieke Demunter an. Nein, halt, lassen Sie das Mäcchen lieber von jemandem abholen.«
    »Aber was …?«
    Klick.
    Während der Mercedes auf der glatten Straße hin und her schlingerte, dachte Bosmans über die Situation nach. Der Fall war wahnsinnig kompliziert. Eine vielköpfige Hydra. Spuren in Hülle und Fülle. Wer mochte, direkt oder indirekt, alles darin verwickelt sein? Vangeffelen, der Filialleiter der ASB-Bank, der inzwischen in Frührente geschickte Versicherungsmakler der Allgemeinen, der zwielichtige Politiker Robert Pardon – sie alle waren reingelegt worden. Und die beiden Finanzgenies hatten wahrscheinlich ein dickes Schmiergeld eingestrichen und die Versicherungssumme ohne weiteres ausgezahlt. Was war bloß von diesem Politiker zu halten? Dass er die Dienste von Callgirls in Anspruch genommen hatte, kein Thema, aber Transvestiten?
    Und Mieke? Die verklemmte Tochter eines ungehobelten Drachen. Das Mädchen war höchstwahrscheinlich der Mörderin begegnet. Ihr mussten sieunverzüglich die Fotos vorlegen. Und diesem Taxifahrer ebenfalls. Obwohl die Frau, die er gefahren hatte, auch eine ganz gewöhnliche Prostituierte gewesen sein konnte. Nein, unmöglich. Die Fingerabdrücke stimmten mit denen der mutmaßlichen Mörderin überein. Auch der Taxifahrer De Meyer musste sie also gesehen haben. Mörderin oder Mörder? Nein, es musste eine Frau sein! Oder hatte Deleu mal wieder recht mit seinem Gefühl und es steckte tatsächlich ein Mann dahinter? War der Mörder ein Transvestit? War der junge Mann, der aus dem Haus der Versavel gekommen war, ein Transvestit … und der Mörder? Und die Sûreté? Er musste unbedingt noch einmal mit Lacante sprechen. Sie mussten in der Transvestitenszene ermitteln.
    Bosmans seufzte und konzentrierte sich auf die Straße, die vom gelblichen Licht der Laternen nur schwach erleuchtet wurde. Es folgte eine scharfe Linkskurve.
    Er fasste in die Innentasche des Mantels, während er mit dem Knie das Lenkrad festhielt, und blätterte noch einmal den ledergebundenen Taschenkalender durch. Es waren nur fünfzehn Telefonnummern, zwar alle mit Namen, aber ohne Adressen.
    Gleich auf der ersten Seite die Namen von zwei prominenten Politikern, einem konservativen und einem liberalen, sowie der Name Claude Verspaille. Genau in der Mitte, auf der linken Hälfte, folgten fünf weitere Namen: Manuela Lo Bionca, Irena Tappas, Victorine Vervoort, Lucia Di Matteo und Christine Hiels, auf der rechten Hälfte: Bianca Benoit, Geneviève Rondags,Tamara Roma, Jill Ayckborn, Tessa Van Doren und Michelle Bekaert.
    Bosmans seufzte. Einige Damen trugen ganz offensichtlich

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