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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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als wären sie sein persönlicher Besitz, und machte sich nicht die Mühe, das Beweismaterial zu schützen. Sein Entschluss standfest. Diese Fotos sollten nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangen. Niemals.
    »Bosmans!«
    »Ich bin’s, Dirk! Bingo!«, keuchte Deleu mit bebender Stimme. »Vicky Versavel liegt im Keller. Zerstückelt. In ihrer eigenen Tiefkühltruhe.«
    Bosmans schnappte nach Luft, blieb aber auffällig gelassen. Entgegen jeder Erwartung schien sich der brodelnde Strudel plötzlich zu beruhigen. Befand er sich endlich im Auge des Orkans?
    »Jos, bist du noch da?«, rief Deleu und klopfte auf die Rückseite seines Handys.
    »Ja, ich bin noch da.«
    »Leitest du die nötigen Schritte ein oder ich?«
    »Sind die sterblichen Überreste tiefgefroren?«, fragte Bosmans zurück, so sachlich, dass es eher nach einer Feststellung als nach einer Frage klang.
    »Ja«, antwortete Deleu.
    »Dann leiten wir erst mal gar nichts ein.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Wir unternehmen vorläufig nichts. Sorge dafür, dass alles unverändert bleibt. Zieh die Gardinen zu und alle Streifenwagen sowie die dazugehörigen Kollegen ab.«
    »Meinst du …« Deleu zögerte. »Meinst du, das Ungeheuer kehrt zurück an den Tatort?«
    »Geld! Darum geht es. Der Täter oder vielmehr die Täterin hat noch kein Geld rausgeschlagen. Oder etwa doch? Was meinst du?«
    »Nein, ich habe mit der Bank telefoniert, weil mir schon so etwas schwante. Ich habe sämtliche Konten sperren lassen, und der Filialleiter war …«
    »Komm sofort in mein Büro. Pierre und Nadia sollen das Haus bewachen.«
    »Aber …«
    »Sofort!«
    Der barsche Befehl ließ Dirk Deleu erstarren.

45
     
    Als Deleu in den frühen Morgenstunden mit dem dicken Laborbericht unterm Arm Bosmans’ Büro betrat, erschrak er. Sein Freund saß in Hemdsärmeln am Schreibtisch. Er sah blass aus. Die obligatorische Belga hing in seinem Mundwinkel, und er hämmerte wie von Sinnen auf die Tastatur seines Laptops ein. Zerstreut blickte er auf, und der Schatten seiner Nase zeichnete eine unbarmherzige schwarze Sichel auf die eingefallenen Wangen.
    »Setz dich«, seufzte er, während die tief liegenden Augen wieder den Computerbildschirm suchten und er sich den letzten Bissen eines undefinierbaren Snacks in den Mund schob.
    »Wann hast du eigentlich zum letzten Mal dein Bett gesehen?«, fragte Deleu aufrichtig besorgt. Aus dem Gemurmel, das er zur Antwort erhielt, meinte er herauszuhören, dass Schlaf unter den gegebenen Umständen an allerletzter Stelle kam. Er hakte nicht weiter nach, sondern setzte sich, schlug den Bericht auf und wartete.
    »Wo ist Nadia?«
    »Immer noch im Haus von Vicky Versavel.«
    »Wie geht es ihr?«
    Die vollkommen zusammenhangslose Frage ließ Deleu aufblicken.
    »Na?«, fauchte Bosmans und schob gereizt die Lesebrille zurück auf die Nasenwurzel.
    »Ich glaube, ganz gut.«
    »Ganz gut«, wiederholte der Untersuchungsrichter, und das tiefe Brummen, das darauf folgte, klang alles andere als freundlich.
    »He, Jos!«, wehrte sich Deleu. »Ich bin nicht dein Sohn, okay? Wirf mal einen Blick in den Spiegel. Leichenblass siehst du aus, wie der Tod auf Socken!« Er holte tief Luft, selbst erstaunt über seinen heftigen Ausbruch.
    »Ach, und du? Glaubst du etwa, du kommst daher wie das blühende Leben?« Ein Speicheltropfen flog Bosmans aus dem Mund. »Halte dich bloß bedeckt! Zügle dein großes Mundwerk, oder ich rufe unseren Freund Peeters an.« Ungeniert zielte er unter die Gürtellinie und konzentrierte sich dann wieder mit einem selbstzufriedenen Grinsen auf seine vorherige Tätigkeit.
    »Ich hab’s gewusst! Ich hab gewusst, dass du mir das noch mal aufs Butterbrot schmieren würdest. Gestern habe ich es noch zu Barbara gesagt. Ich kenne dich, Jos Bosmans. Du bist nachtragend!«
    Bosmans knibbelte nervös an seiner Lippe herum und seufzte: »Entschuldige, Dirk, tut mir leid.«
    Dann hielt er sich das rechte Nasenloch zu und atmete tief durch das linke ein, wie ein routinierter Kokainschnupfer.
    »Bin etwas erkältet«, erklärte er, ohne sein Gegenüber anzusehen.
    Dirk Deleu kannte seinen Freund in- und auswendig. Wenn Jos ihm nicht in die Augen sah, gab es Schwierigkeiten, große Schwierigkeiten. »Was ist los?«
    Bosmans legte alle zehn Finger gestreckt auf die Tastatur, seufzte und klappte den Laptop zu. Diesmal blickte er seinem Freund geradewegs ins Gesicht. »Ich schlafe schon seit zwei Tagen in meinen

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