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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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schon zu sagen, Mijnheer Inspecteur? Sie sind doch von der Polizei, oder?«
    Deleu nickte.
    »In einem Kuhkaff wie Eppegem passiert halt sonst nie was.« Wieder blickte der Mann über die Straße. »Und wenn dann mal was geschieht, ist gleich das ganze Dorf auf den Beinen. Sie wissen ja, wie das ist.«
    Deleu nickte verständnisvoll, obwohl er keine Ahnung hatte, wie so etwas war.
    »Vielen Dank«, sagte er und wandte sich um.
    »Inspecteur?«
    Deleu blickte geistesabwesend zurück. In Gedanken war er bereits im Schlafzimmer der Familie Verbist.
    »Der Herman war schon ein bisschen komisch. Aber trotzdem ein prima Kerl. Der Garten war sein Ein und Alles. Und wenn er nicht im Garten war, saß er am Computer. Yvette konnte …«, Wilfrieds ausgeprägter Adamsapfel hüpfte auf und nieder, »… sie konnte sich wahnsinnig darüber aufregen.«
    »Ach ja?«
    »Ja, aber …« Wieder warf der Mann einen nervösen Blick über die Schulter.
    »Aber was?«
    »Na ja, er hatte teilweise seltsame Angewohnheiten. Und er war immer ziemlich zerstreut.«
    »Welche eigenartigen Angewohnheiten, Mijnheer Delbrouck?«
    Der Mann zuckte zusammen, weil Deleu ihn beim Nachnamen nannte. Woher kannte er den?
    Deleu ärgerte sich über seinen Lapsus, schwieg aber. Das war die sicherste Art, sein Gegenüber zum Weiterreden zu ermuntern.
    »Zum Beispiel ist er in den zwei Jahren, die wir uns kannten, drei Mal um ein Haar überfahren worden.«
    Deleu zuckte mit den Schultern.
    »Na und?«
    »Na ja, hier auf unserer Straße.« Er wies mit dem Kinn in Richtung Bürgersteig, und seine nächsten Worte wurden vom ohrenbetäubenden Dröhnen eines Flugzeugs übertönt.
    »Wie bitte?«
    Wilfried Delbrouck ballte die Fäuste und starrte dem Flugzeug hinterher.
    »Aber nicht nur das. Immer, wenn ein Flugzeug über ihn hinwegflog …« Er legte eine Pause ein und sah Deleu vorwurfsvoll an. »Und das geht den ganzen Tag so, das kann ich Ihnen sagen. Transportmaschinen, die zum Brüsseler Frachtflughafen unterwegs sind. Diese Mistkerle! Drehen eine Schleife genau über uns. Und der Bürgermeister sitzt nur auf seinem Hintern und zählt Geld. Sie wissen ja, wie das ist.«
    Deleu biss sich auf die Unterlippe und fragte sich erneut, wie das in einem Dorf wohl so war.
    Wilfried sah ihn an. Er hatte offenbar den Faden verloren.
    »Verbist ist also drei Mal beinahe überfahren worden«, bemerkte Deleu, um ihn wieder zum Thema zurückzuführen.
    »Na ja, jedes Mal, wenn ein Flugzeug über uns hinwegflog, ist er stocksteif stehen geblieben. Egal, was er tat, zum Beispiel Rasen mähen. Bis die Maschine ganz verschwunden war.«
    Während Delbrouck nachdenklich den Zeigefinger ans Kinn legte, starrte Deleu hinauf zu den dicken Wolken, die sich am Himmel zusammenballten, doch er sah nicht den geringsten Zusammenhang.
    »Warum ist Verbist beinahe überfahren worden, Wilfried?«
    »Tja, das war schon komisch. Obwohl hier nur drei, vier Autos pro Tag vorbeikommen.«
    »Ach, auf dieser Straße?«
    Deleu blickte auf das Haus der Verbists. Wenn man die matschige Auffahrt hinunterkam, konnte man herannahende Fahrzeuge nicht sehen.
    »Weil Raser um die Ecke kamen?«
    Delbrouck schüttelte den Kopf. »Nein, eben nicht. Wenn ich Herman auf ein Bierchen herübergerufen habe und er überquerte die Straße und es kam zufällig ein Auto, ist er einfach stehen geblieben. Er hat das Auto gesehen, ist aber trotzdem stehen geblieben. Als ob er dem Fahrer eine Lektion erteilen wollte. Wenn es dann so aussah, als würde der Fahrer aussteigen, ist Herman weitergegangen und hat getan, als sei nichts geschehen. Der hatte schon einen merkwürdigen Humor, der Herman.«
    »Vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen, Wilfried.«
    Seufzend ging Deleu zur Haustür.

[home]
    Montag, 24 . November – 20  Uhr 15
    D ie Stadt, Vorhof der Hölle.
     
    Gehemmt blickte Herman Verbist sich um. Insgesamt sieben Anläufe hatte er gebraucht, bis er den Golf in die freie Parklücke manövriert hatte. Er sah nicht auf den Kilometerzähler, denn er hatte andere Sorgen. Vorsichtig hob er den Karton vom Rücksitz und klappte mit dem Knie die Tür zu. Dann blieb er eine Weile etwas verwirrt mit seiner Last in den Armen vor dem Auto stehen.
    Auf dem Bürgersteig kam ein Büromensch vorbei und warf einen Blick auf den Karton, als ahne er, was dieser enthielt. Doch gleich darauf war sein Interesse wieder erloschen. Alles fühlte sich kalt und klamm an. November, nach Allerheiligen. Verbist starrte dem Mann einen

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