Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
Vom Netzwerk:
gesteckt und abgedrückt. Warum? Hast du irgendetwas entdeckt? Aber was? Etwas im Zusammenhang mit deinem Mann vielleicht? Hatte er eine Geliebte? Oder gleich mehrere?
    Dass dieser Verdacht unwahrscheinlich war, erkannte er, als er auf dem Nachttischchen ein Hochzeitsfoto entdeckte. Es zeigte den Bräutigam als jungen Mann mit glatten, halblangen Haaren, der trübselig in die Kamera blickte. Er hatte eine spitze Nase und stumpfe Augen und erweckte am schönsten Tag seines Lebens den Eindruck, als fühle er sich in dem steifen Anzug überaus unbehaglich.
    Nein. Keine Geliebte. Er ähnelt in gewisser Weise mir. Ob Barbara meinetwegen so etwas tun würde?
    Respektvoll stellte er das Foto wieder an seinen Platz.
    Das Bett war zerwühlt. Deleu bückte sich und sah unter der Federkernmatratze nach. Der aufgewirbelte Staub verursachte einen Niesanfall, durch den sein Hals brannte wie Feuer.
    Während er eine neue Lutschtablette aus der Verpackung drückte, fiel sein Blick auf einen Pappkarton, halb verborgen unter einem altmodischen Metallschreibtisch, welcher in Anbetracht der sorgfältig darauf aufgereihten Pflegeprodukte wohl als Frisiertisch gedient hatte. Die Klappen des Kartons waren nachlässig zugefaltet. Auf einer Seite quoll allerhand Krimskrams heraus.
    Deleu schob vorsichtig, als befürchte er eine Falle, mit der Schuhspitze eine Klappe auf.
    Neben alten Glückwunschkarten, einem Briefhalter und einem rosafarbenen Föhn mit Stecker für eine Autosteckdose enthielt der Karton eine externe Festplatte.
    Ein
PC
! Aber in der Tatortbeschreibung stand doch nichts von einem
PC
? Wozu diente dann die Festplatte?
    Deleu kroch auf allen vieren unter den Schreibtisch. Es gab eine Steckdose, aber keinen Anschluss für ein Telefon oder ein Modem.
    Eilig ging er den Flur entlang. Im Grundriss des Hauses war nirgendwo ein Arbeitszimmer eingezeichnet.
    Der Ermittler zog seinen Notizblock heraus und kritzelte:
Festplatte überprüfen! Wo ist
PC
?
    Während er den Block in seine Gesäßtasche schob, klingelte sein Handy. Es war Bosmans.
    »Deleu.«
    »Dirk, ich bin’s, Jos. Kannst du bitte sofort kommen?«
    »Wohin denn, Jos?«
    »In die Pathologie. Mord in Mechelen. Im Kruidtuin-Park.«
    Klick.
    Deleu blickte das Handy an, als warte er auf eine neue Nachricht.
    Er zog noch einmal den Notizblock hervor, klappte ihn auf und schrieb:
Babysachen?

[home]
    Montag, 24 . November – 20  Uhr 24
    A ls Herman Verbist vorsichtig den Karton öffnete, sah ES ihn lachend an.
    Mein Gott, was für wunderschöne Augen! Ich danke dir!
    Das krause Näschen, die Grübchen in den Wangen, die langen, zierlich geschwungenen Wimpern – es tat richtig weh.
    »Ich danke dir!«, murmelte der heruntergekommene Mann andächtig. Er beugte sich über das Kind und schnupperte. Im Karton stank es.
    »Papa macht dich frisch. Papa weiß, wie das geht, er hat ganz viele Bücher darüber gelesen.« Das war gelogen.
    Die Wickelunterlage wartete auf dem Küchentisch. Daneben lagen in Reichweite: Wundsalbe, Ohrenstäbchen, feuchte Tücher, Desinfektionsmittel, Pampers, dünne Gummihandschuhe, eine Wäscheklammer und Augentropfen.
    »Habe ich alles vorsorglich im Supermarkt gekauft. Man muss auf alles vorbereitet sein. Wie heißt es so schön? Ein Kind kostet so viel wie ein Eigenheim!«
    Unsicher streckte er die Hände nach dem Baby aus. »Ich weiß es nicht, mein Schatz, ich habe nie ein Eigenheim besessen.«
    Behutsam hob er das zerbrechliche kleine Wesen heraus, die linke Hand unter dem Kopf, die rechte unter dem Po. Schritt für Schritt näherte er sich dem Küchentisch, wo er das rosige Menschlein mit zitternden Händen auf die Wickelunterlage bettete. Langsam und ganz vorsichtig, wie in Zeitlupe.
    Papa klingt blöd und gewöhnlich,
ging es ihm durch den Kopf, während er die Gummihandschuhe überstreifte.
    »Papi vielleicht? Nein, das klingt noch blöder.«
    Herman Verbists Gesichtsmuskeln verkrampften sich, und sein Blick wurde unsicher.
    Was bedeute ich diesem Kind?
    Er presste die Lippen zusammen.
    »Einfach abwarten. Jetzt gucken wir uns erst mal den schmutzigen Popo genauer an. Papi macht dich jetzt schön frisch, und dann sehen wir weiter.«
    Er lachte verlegen, hob das Baby an und löste die Klebestreifen der Windel.
    Ein scharfer Ammoniakgeruch ließ ihn zurückweichen, und er griff nach der Wäscheklammer, steckte sie sich dann aber doch nicht auf die Nase.
    ES
darf sich nicht zu sehr erschrecken.
    Als er mit angehaltenem Atem die Windel unter

Weitere Kostenlose Bücher