Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
Vom Netzwerk:
worden.
Schädelfragmente,
las Deleu. Durch die vernichtende Gewalt der Schrotpatrone, einer Legia 12 Gr mit Rehposten, Kaliber 6 . 5 Grobschrot, war die Schädeldecke zum größten Teil weggeblasen worden.
    Deleu warf einen letzten Blick hinauf zum Balken, und während er sich mit den Handballen die Augen massierte, bemerkte er wieder den stechenden Brandgeruch, der ihm bereits beim Hereinkommen aufgefallen war.
    Seine Knie knackten, als er sich mühsam aufrichtete. Er ließ den Bericht auf dem unfachmännisch gefliesten Boden liegen und folgte seiner Nase. Sie führte ihn in den Nebenraum der Küche, in dem außer einem Waschbecken ein Allesbrenner und eine altersgelbe Waschmaschine standen. Die Tür des Ofens stand einen Spaltbreit offen.
    Deleu wickelte ein Handtuch um den Griff. Die Tür klemmte. Als er sich instinktiv umblickte, erschrak er. Seine Hände zitterten.
    In der Auffahrt stand ein Mann. Sein Gesicht wurde von einem riesigen Regenschirm verborgen, der auf seiner Schulter ruhte. Vornübergebeugt starrte er in Deleus Wagen.

[home]
    Montag, 24 . November – 20  Uhr 09
    U ntersuchungsrichter Jos Bosmans rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Staatsanwalt Duchateau, der bereits seit einer ganzen Weile gelangweilt seine Fingernägel musterte, zeigte nur geringes Interesse für die Aussage des schmächtigen kleinen Herrn mit den grauen Schläfen, dessen banaler Bericht – von Husten über harmlose grippale Infekte bis zu einer hartnäckigen Entzündung des großen Zehs – tatsächlich an Spannung zu wünschen übrig ließ.
    »Die Anwohnerbefragung hat ergeben, dass Verbist sich manchmal merkwürdig verhält und recht impulsiv sein kann«, sagte Bosmans in dem Versuch, das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
    Während Staatsanwalt Duchateau an seinem Hemdkragen nestelte, sah der Hausarzt der Verbists Bosmans fragend an. Er fuhr sich mit einer Hand über den kahlen Schädel, als streiche er imaginäre Haare glatt, und seufzte.
    »Ist Ihnen je etwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen, Doktor?«
    Der Hausarzt zuckte mit den Schultern und schüttelte verneinend den Kopf.
    »Die Eheleute waren überhaupt nur selten krank«, sagte er fast entschuldigend.
    »Ist Ihnen etwas über psychische Probleme bekannt, Doktor?«, brummte Duchateau. Bosmans zog eine Augenbraue hoch. Der Staatsanwalt stieg in seiner Achtung. »Depressionen, Neurosen – etwas in der Art?«
    »Hmmmm …« Der Hausarzt kratzte mit den Fingernägeln über die Tischplatte, was Bosmans eine Gänsehaut verursachte. »Nein, im Grunde nicht. Herman Verbist litt zwar unter einer leichten Form von Migräne, aber echte psychische Probleme … Nein, daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Hätten die beiden sich damit überhaupt an Sie gewandt?«, fragte Bosmans und spitzte die Lippen, als wolle er seine Worte schmecken. Dabei warf er einen giftigen Blick auf die Hände des Arztes, die auf dem Tisch lagen. Dieser bemerkte die Gereiztheit des Untersuchungsrichters, und das Kratzen hörte auf.
    »Ja, ich glaube schon. Aber ich kann nur noch einmal wiederholen, dass sie sehr verschlossene Leute waren, die nur ab und zu unter einem Zipperlein litten.«
    Staatsanwalt Duchateau musterte interessiert den Inhalt seiner Aktentasche. Er trank einen Schluck lauwarmen Kaffee und richtete sich mit steifen Gliedern auf.
    »Na schön, das wäre dann wohl alles. Vielen Dank für Ihre Mühe, Doktor.«
    Ein wenig vorwurfsvoll blickte er erst zu Bosmans und dann auf seine Armbanduhr. Während sich Duchateau mit einem schlaffen Handschlag von dem Untersuchungsrichter verabschiedete, saß der Hausarzt der Familie Verbist gedankenversunken da und starrte seine Hände an.
    »Ich glaube, mir ist doch noch etwas eingefallen«, sagte er zögernd.
    Bosmans hörte auf, an seiner Krawatte zu ziehen, deren Knoten er niemals löste.
    »Herman Verbist litt häufig unter Entzündungen. Ungewöhnlich häufig.«
    Der Hausarzt rieb sich über das Kinn. Duchateau machte sich achselzuckend auf den Weg zur Tür und dachte, dass Bosmans wieder mal die Flöhe hatte husten hören.
    »Doch obwohl es sich um äußerst schmerzhafte Entzündungen handelte, klagte er so gut wie nie über die Symptome …« Duchateau blieb stehen. »Und bis er zu mir kam, war es im Grunde schon viel zu spät. Dann musste ich ihm jedes Mal starke Medikamente verordnen. Er muss eine abnorm hohe Schmerzgrenze haben. Aber darüber habe ich mir früher nie Gedanken gemacht.«
    Bosmans und Duchateau

Weitere Kostenlose Bücher