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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Augenblick hinterher und machte sich dann eilig auf den Weg.
    Keuchend stand er schließlich vor der Tür seiner armseligen neuen Behausung und spähte in den Karton. Sein Atem und der des Babys kondensierten in Nebelschleiern wie in einem Märchen.
    Heute bin ich Vater geworden.
    Er betrat seine Wohnung, deponierte den Karton vorsichtig auf dem Küchentisch und wischte sich mit dem Handrücken den Angstschweiß vom Gesicht.
    Während der Fahrt hat
ES
auf dem Rücksitz keinen Mucks von sich gegeben. Der Fiat ist ein Zweitürer. Ich bräuchte jetzt einen Viertürer. Aber der Golf, mein neues Auto, ist auch nur ein Zweitürer. Der Schlüssel!
    Herman Verbist rannte die Treppen wieder hinunter.
    Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Mit zitternden Fingern schob er ihn in die Gesäßtasche seiner Jeans. Er vergaß, den Wagen abzuschließen, und kehrte hastig in die Wohnung zurück, wo er vorsichtig die ineinandergefalteten Klappen des Kartons öffnete.
    ES schlief friedlich.
    Oder ist
ES
tot?
    Der Schreck lähmte ihn am ganzen Körper. Er schluckte, beugte sich steif vornüber, hielt die Luft an und beobachtete ES konzentriert.
    Sekundenlang geschah nichts.
    Plötzlich jedoch nahm er unter dem lachsrosa Rüschenblüschen eine Bewegung wahr, und sein Herz setzte ein paar Schläge aus, als er sah, wie der winzige Brustkorb sich hob und senkte. Jetzt wagte er wieder zu atmen.
    Wir atmen im selben Rhythmus. Als sei es schon immer so gewesen.
    Ganz langsam kam wieder Bewegung in seine verkrampften Finger. Sie glichen einem Insekt, das mühsam aus seinem Puppenkokon krabbelt. Dennoch besaß die Szene etwas Friedliches und Unwirkliches.
    Herman Verbist wischte mit einem Arm die Überbleibsel seiner letzten Mahlzeit, eine leere Frittenschale, vom Tisch, warf sein kariertes Sakko auf einen Haufen verschwitzter Kleidung, holte sich ein kaltes Bier seiner Lieblingsmarke aus dem Kühlschrank und öffnete es.
    Er fläzte sich auf das fleckige Sofa und schnaufte lautstark durch die Nase.
    Wie
ES
wohl reagiert, wenn
ES
wach wird? Hunger … Durst … Angst … Gekreische … Sirenen … Scheiße … Pisse  …!
    Erleichtert blickte er sich um.
    Hier kommst du nicht rein, Molok. Hier nicht. Du wohnst zu Hause, in Eppegem. Du zu Hause, ich hier.
    Verbist blickte fieberhaft von rechts nach links, suchte mit den Augen den ganzen Raum gründlich ab.
    Die Wände der Wohnung waren mit Silberfolie ausgeschlagen, die mit einem Tacker befestigt war. Auf dem Teppichboden lagen noch hier und da Folienverpackungen.
    Die Alufolie, die er in aller Eile im Supermarkt erstanden hatte und für deren Anbringung er die ganze Nacht gebraucht hatte, war das einzige Material, das Molok nicht zu durchdringen vermochte. Sollte er es versuchen, würde er sofort vom Blitz erschlagen. Oder schmelzen.
    Verbist rannte zu einer Stelle an der Wand.
    Ein Riss! Ich wusste es!
    Er fuhr mit allen zehn Fingern über die Alufolie, blieb hängen und verursachte einen neuen Riss.
    Voller Panik drehte Verbist sich um und rannte in die Küche. Das Baby im Karton drehte sich um, erschreckt von dem Krach umherfliegender Küchenutensilien.
    Verbist hielt das Brotmesser am ausgestreckten Arm vor sich. Der Schweiß lief ihm in Strömen am Körper herunter, und die Fingerknöchel traten weiß hervor. Er murmelte: »Nichts, kein Molok«, dabei rutschte ihm das Messer aus der Hand und fiel auf den Teppichboden.
    Mit mühseligen Trippelschritten schleppte sich Verbist zu dem Sofa mit den eingetrockneten Schweißflecken. Jede Bewegung kostete ihn unmenschliche Anstrengung.
    Durch den Riss in der Wand gegenüber blickte Molok ihn feixend an.
    Herman Verbist sank auf das Sofa und blieb reglos liegen. Reglos und leer, als klaffe in seiner Brust ein faustgroßes Loch, aus dem alle Energie unaufhaltsam herausfloss. Er streckte den Arm aus und griff nach dem Kissen. Es war neu und mit einem Schottenmuster mit Bärchenmotiv bezogen. Als er es an sein Gesicht drückte, zwinkerte ihm einer der Teddybären zu.
    Nach einer Weile hielt er es nicht mehr aus. Er sprang auf, ging steifbeinig zu dem Karton, hielt den Atem an und schloss die Augen.
    »Hab keine Angst.«
    Vollkommen erschöpft schlurfte er zurück zum Sofa, ließ sich der Länge nach darauffallen und schrie lautlos um Hilfe.
    Keine fünf Minuten später schwang er die mageren Beine über die Sofakante und rappelte sich mühsam auf.
    Sein Entschluss stand fest.

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    Montag, 24 . November – 20  Uhr 20
    I n dem Haus am

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