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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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blieb er stehen, warf den Kopf in den Nacken und ging zum Karton.
    »Papi muss weg, nur für ein Weilchen.«
    Beruhigend redete er auf das Baby ein, das jedoch weiterhin lauthals schrie.
    Verbist wischte sich eine Träne von der Wange, und sein melancholischer Blick wurde ernst, fast besorgt, als würde ihm klar, dass er mit der Situation niemals allein fertig werden konnte.
    »Eben im Auto habe ich dir versprochen, dich nie wieder allein zu lassen.«
    Von einer Sekunde auf die andere wurde sein Blick grimmig.
    »Da siehst du mal, was für eine falsche Schlange ich bin, was für ein widerlicher Feigling und Lügenbold, ein mieser Versager und Waschlappen!«
    Seine letzten Worte, die den verschlungenen Windungen seines bizarren Gehirns entsprangen, schrie er laut heraus.
    »Aber das brauche ich dir eigentlich gar nicht alles zu erzählen«, fuhr er dann wieder beruhigend, fast salbungsvoll fort. »Das wirst du zu gegebener Zeit von allein feststellen. So etwas kann man nicht ewig vor anderen verbergen.«
    Hilflos ließ er die Finger vor dem rot angelaufenen Babygesicht herumflattern.
    »Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    Seine leise Stimme klang wie das monotone Summen einer nutzlosen Drohne – und hatte keinerlei Effekt.

[home]
    Montag, 24 . November – 20  Uhr 41
    A ls Deleu im Laufschritt das Gebäude der Kriminaltechnik betrat, tigerte Jos Bosmans schon auf dem Flur hin und her.
    »Was ist denn los?«
    Deleus Worte hallten von den nackten Wänden wider. Während sie sich die Hand reichten, zuckte Jos Bosmans ratlos mit den Schultern.
    »Und, war es Selbstmord?«, fragte er geistesabwesend.
    Jetzt war es an Deleu, mit einem Achselzucken zu antworten.
    »Es ist so trostlos, Jos.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, in diesem ganzen Haus herrscht eine furchtbar trostlose Atmosphäre.«
    Bosmans runzelte die Stirn, und sein Schweigen verhieß nichts Gutes.
    »Jos, was ist passiert?«
    »Eine junge, alleinstehende Mutter. War im Kruidtuin-Park mit dem Kinderwagen unterwegs. Schädel eingeschlagen, mit einem Tischlerhammer.«
    »Und das Kind?«
    »Verschwunden, Dirk. Weg.«
    Die beiden Männer sahen sich in die Augen.
    Bosmans wandte als Erster den Blick ab. Zum Fenster, wo der starke Wind unter die morschen Fensterläden fuhr und sie zum Klappern brachte.
    »Spuren?«
    »Der Mörder hat ihr aufgelauert. Vermutlich hat er eine ganze Weile im Gebüsch gelegen. Aber keine Spuren, nein, nichts. Jedenfalls nichts Brauchbares.«
    Der Laborleiter, Roland Van Bever, bog schwer atmend um die Ecke. Sein weißer Kittel flatterte hinter ihm her, und seine Elvis-Tolle wippte, als er Bosmans und Deleu zuwinkte.
    »Was machst du eigentlich hier draußen auf dem Flur?«, fragte Deleu.
    »Qualmen, was denn sonst«, antwortete Bosmans.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört.«
    »Das war vor einer Woche.«
    »Der Abdruck war deutlich erkennbar!« Van Bever errötete ein wenig, als Bosmans triumphierend »Ja!« rief.
    In dem schmalen Flur zwischen Küche und Labor lehnte ein Spaten an der Wand. Er war mit Plastik umwickelt und am verwitterten Holzgriff mit einem Etikett versehen.
    »Was ist das?«, fragte Deleu.
    Der Laborleiter und Bosmans standen bereits in der schwach beleuchteten Küche.
    »Ein Beweisstück. Ein Bauer hat seiner untreuen Bäuerin den Schädel damit eingeschlagen«, erklärte Van Bever, während er gespannt die flackernde rote Leuchte über der gegenüberliegenden Tür beobachtete. Deleu zuckte mit den Schultern und gesellte sich zu ihnen.
    »Kaffee?«
    Deleu schüttelte den Kopf, während Bosmans das Angebot dankend annahm.
    Der Laborleiter zeigte auf die Leuchte und bot Bosmans einen Stuhl an. Widerstrebend setzte sich der Untersuchungsrichter, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab, schob eine leere Tasse zur Seite und zerkrümelte eine Brotkruste.
    »Und, haben wir ihn?«, fragte Deleu scheinbar ruhig, während er das Kunstwerk an der Wand bewunderte.
    Als Bosmans ihn mit halb zusammengekniffenen Augen taxierte, antwortete Deleu mit seinem breitesten Grinsen. Der Laborchef folgte Deleus Blick.
    An der Wand hing ein großes Brett mit einer Collage, auf die Warhol neidisch gewesen wäre. Zeitungsausschnitte, Tierbilder, Pin-ups, anzügliche Zeichnungen und Fotos von Mitarbeitern, die meisten kunstvoll mit Filzstift verziert. Van Bever sah aus wie ein SS -Offizier mit Monokel und Hitler-Schnurrbart. An seiner Nase hing ein Tropfen. Deleu grinste.
    »Unser Frustbrett«, erklärte Van Bever.
    Deleu nickte

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