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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Entsetzen fest, dass Wichtchen munter auf der Tastatur herumpatschte.
    Sorayas letzter Brief, in dem sie ihre Ankunft in Eppegem ankündigte, war fast gänzlich überschrieben.
    Verbist blinzelte heftig, und sein Atem ging schneller. Er zog Wichtchens Hände von der Tastatur und überblickte den Schaden, den die kleine Knuspermaus angerichtet hatte.
    Er holte tief Luft, blies die Krümel von der Tastatur und schüttelte resigniert den Kopf. Er betätigte mehrmals die Taste für »Befehl rückgängig machen«, überlegte es sich dann aber anders und speicherte die Datei.
     
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    Wichtchens erste Wörter.
    Er nannte die Datei »Wichtchen 1 «, schaltete den Computer aus und ging mit dem Kind auf dem Arm zum Kühlschrank, wo er eine Flasche Bier öffnete.
    Dann schaltete er den Fernseher ein, regelte die Lautstärke, setzte sich mit der Fernbedienung auf das Sofa und legte das Baby auf seinen Bauch.
    Er sah so gut wie nie fern, denn es war sehr anstrengend für ihn. Die Bilder folgten einander viel zu schnell.
    Wichtchen stieß entzückte Schreie aus, als er ihr über den nackten Bauch kitzelte.
    »Killekillekille …«
    Bei der Pannenshow gefror Verbist das Lachen im Gesicht. Ihm tat die alte Frau leid, die mit dem Fahrrad stürzte und dabei all die Lebensmittel verlor, die sie von ihrer kargen Rente erstanden hatte. Er fragte sich, ob man ihm in dreißig Jahren aufhelfen würde.
    Auf einem anderen Sender ahmte eine dicke Frau mit großer Eulenbrille und einem viel zu engen Cocktailkleid Nana Mouskouri nach.
    Wichtchen kicherte.
    Verbist musterte sie, nahm sie auf den Arm und hob sie schwungvoll hoch in die Luft. Er drehte sich im Kreis und rief:
»Superwoman! Superwoman flies again!«
    Er ließ das juchzende Baby knapp über das Sofa sausen. Hoch und runter, hoch und runter. Als er grunzend an ihrem Hals knabberte, entlockte ihr das weitere vergnügte Schreie. Doch als er ermüdete und das Kind hinlegen wollte, sträubte es sich, indem es stur die Beine durchstreckte.
    Mein Gott, Wichtchen kann schon stehen!
    Stolz sah ihm das Baby genau in die Augen, als wolle es direkt in seinen Kopf blicken.
    Herman Verbist fühlte sich überaus unbehaglich.
    Wichtchen sank in sich zusammen.
    Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, sie aufzufangen, und ihm lief es kalt den Rücken hinunter, als er sie in die Arme schloss und fest an sich drückte. Wichtchen legte einen Arm um seinen Hals und lutschte heftig am Daumen.
    Verbist ließ sich auf das Sofa fallen, setzte sie auf seinen Schoß und sagte: »Pfui, du sollst nicht am Daumen lutschen, das ist nicht gut für dich, bah!«
    Das Baby lachte hellauf begeistert.
    Mein Gott, so ein Traum von einem Kind. Ob alle Kinder so süß sind, oder finde ich sie nur deshalb so goldig, weil sie mein Kind ist?
    Er schob ihr den neuen Schnuller in den Mund, aber sie spuckte ihn sofort aus und riss grob an einer seiner Haarsträhnen. Verbist konnte nur mit größter Mühe die Haare aus ihrem Fäustchen lösen, ohne ihr weh zu tun. Erneut steckte er ihr den Schnuller in den Mund, doch sie spuckte ihn aus und lutschte wieder am Daumen.
    »Na schön, wenn du später unbedingt ein krummes Däumchen und Hasenzähne haben willst! Selber schuld. Papa, nein, Vati hat jedenfalls sein Bestes getan.«
    Vati gefällt mir besser als Papi, das klingt irgendwie so hart, kalt und distanziert. Langsam entsteht ein Band zwischen uns. Ja, ich will ihr Vati sein. Vati, der sie vor dem Waisenhaus gerettet hat. Jedenfalls gefällt es ihr bei mir. Glaube ich. Sie ist kein Mamakind, so viel ist sicher. Verdammt, mein Auto! Ich habe kein Auto mehr!
    Verbist fing an zu zittern und setzte Wichtchen mit einem Seufzer, als wöge sie eine Tonne, zwischen seine Beine. Nana Mouskouri schien ihr zu gefallen, denn sie starrte fasziniert auf den Bildschirm. Bei dem nächsten Kandidaten, einem Schnulzensänger, war es jedoch vorbei, und sie begann, herzzerreißend zu weinen.
    Hunger kann sie nicht haben.
    Verbist zappte durch die Programme, doch weder Wissenschaftssendungen noch Krimis konnten Wichtchen fesseln. Der Verzweiflung nahe schaltete er um auf MTV , und das Weinen verstummte abrupt.
    Skeptisch lehnte sich Verbist nach vorn. Wichtchen klebte förmlich am Bildschirm.
    Fünf Minuten, zehn Minuten …
    Die schrillen Farben und Überblendungen ließen Verbist schwindeln, und er wechselte zu einem anderen Sender.

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