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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Beinchen.
    Als er endlich das leblose Kind vorsichtig zwischen seine Beine legte und die geschwollenen Augen öffnete, um Abschied von ihr zu nehmen, fing Wichtchen an zu schreien.
    Auf dem Weg zurück zum Auto weinte er wieder, aber diesmal vor Glück.
    Der Golf stand mitten auf der Straße.
    Verbist blieb abrupt stehen.
    Er sah einen Polizisten und einen heftig gestikulierenden Mann, der ein Mountainbike mit einem verbogenen Vorderrad festhielt. Der Polizist zuckte müde die Achseln, während er das Kennzeichen von Sandras Golf notierte. Er blickte durch das Fenster in das Auto, öffnete die Fahrertür und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss.
    In jenem Moment überfiel Verbist die Erinnerung an den Unfall, sein Körper wurde stocksteif, und er war nicht in der Lage, sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu rühren. Das zappelnde Baby spürte seine Nervosität und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Als Wichtchen in die starren Augen ihres Vaters blickte, fing sie noch lauter an zu schreien.
    Der Polizist sah sich flüchtig um, fuhr dann aber mit seiner Arbeit fort. Er schloss den Wagen ab und sagte etwas zu dem Radfahrer, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Rücken rieb und den Beamten zu seinem Fahrzeug begleitete, das um die Ecke geparkt war.
    Als der Kombi mit Fahrrad und Verunfalltem losfuhr, kam auch wieder Leben in Verbist. Er blickte Wichtchen verzweifelt in die verweinten blauen Augen.
    Dein Körbchen!
     
    Die Heckscheibe des Golfs zersplitterte, als Verbist den Pflasterstein hineinrammte. Mit einigen kräftigen Ellbogenstößen vergrößerte er die Öffnung. Er nahm die Pappschachtel mit dem Vogel von der Hutablage, zog den Weidenkorb vom Rücksitz und rannte vor den Augen eines sprachlosen Passanten davon.
    Die Wohnung lag kaum fünfhundert Meter vom Unfallort entfernt. Das strampelnde Wichtchen reagierte begeistert, griff nach Papas Brust und genoss den holprigen Lauf. Sie presste ihre Wange an seinen Hals, und ihr Atem streichelte seine Haut. Verbist lächelte.
    Sie kann einiges vertragen, mein kleines Mädchen.
    Zu Hause knuddelte er sie ausgiebig und achtete dabei darauf, nicht die Beule zu berühren. Doch sie hatte das schlimme Erlebnis schon vergessen und krähte: »Tatata!«
    Manchmal bilde ich mir ein, dass sie »Papa« sagt.
    Verbist legte den Weidenkorb mit der Decke aus, bettete das Baby darauf und ruhte sich auf dem Sofa aus. Wichtchen zeigte sich jedoch alles andere als dankbar und kreischte zum Steinerweichen.
    Verbist ging unsicher zum Korb und versuchte, sie zu beruhigen, indem er ihr erklärte, dass er einen schweren Tag als Vater hinter sich habe und ihr alles gegeben habe, was in seinen beschränkten Möglichkeiten lag. Außerdem habe er sie gebadet, gefüttert, gewickelt und geknuddelt und sei sogar noch bereit, ihr in ihrem Körbchen ein paar liebe Worte zuzuflüstern, damit sie einschlafen könne. Doch das Baby reagierte nicht auf ihn.
    Verbist fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die unregelmäßig gefärbten Haare. Er wurde von einer bleiernen Müdigkeit erfasst, die ihn daran hinderte, klar zu denken.
    Ob sie Zähnchen bekommt?
    Ziemlich grob zog er ihre Unterlippe hinunter und betastete ihr Zahnfleisch. Nein, nur Zahnfleisch, sonst nichts.
    Ob Wichtchen krank ist?
    Verbist legte ihr die feuchte Hand auf die Stirn, doch sie fühlte sich weder heiß noch klamm an.
    Mit seinem Latein am Ende, nahm er Wichtchen auf den Arm, und das Weinen verstummte sofort. Er runzelte die Stirn und sah sie vorwurfsvoll an. Als sie lachte, drückte er sie gerührt an sich und wiegte sie sanft hin und her.
    Er schlurfte zum Computer, wo er mit zitternden Fingern den Startknopf drückte. Wichtchen, die intuitiv seine Anspannung spürte, fing erneut an zu weinen.
    Verbist holte eine Packung Butterkekse von der Anrichte in der Küche und riss sie nervös auf. Er drückte dem Baby die Packung in die grapschenden Hände, nahm am Computer Platz und setzte das Baby zwischen seine Beine.
    Er wagte nicht, das ICQ -Icon anzuklicken.
    Dann eben die Liebesbriefe von Soraya noch einmal lesen. Oder in einem anonymen Chat-Room Gesellschaft suchen.
    Sein Anflug von Melancholie verwandelte sich in eine heftige Angstattacke, und er warf einen gehetzten Blick über die Schulter.
    Ob Molok durch den Computer eindringen kann?
    Der Riss im Silberpapier war noch immer mit braunem Klebeband verschlossen. Er atmete auf, doch als er sich erleichtert wieder umwandte, stellte er zu seinem

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