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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Wichtchen strampelte und kreischte wie am Spieß.
    Verbist schaltete also wieder auf den Musiksender, und sie betrachtete ruhig und fasziniert die Clips. Er traute seinen Augen nicht, aber nachdem er es fünf Mal überprüft hatte, musste er sich eingestehen, dass Wichtchen ganz heiß auf MTV war.
    Wie sie wohl übermorgen reagieren wird, wenn Belgien gegen Tschechien spielt? Ein wichtiges Match für uns. Obwohl ich bezweifle, dass sie das interessiert. Ach, wir werden sehen.
    Während er über alles Mögliche nachdachte – das Aufziehen eines Kindes, das Drama im Heysel-Stadion, die Entscheidung zwischen einem Plastikbaum und einer echten Tanne für das nahe Weihnachtsfest, die Mannschaftsaufstellung bei Manchester United und so weiter –, betrachtete er sein kleines Kind, das unterdessen eingeschlafen war. Tränen der Rührung liefen ihm über die Wangen.
    Er schaltete das Licht aus, stieß sein Bier um, stellte fest, dass er immer noch kein Küchenpapier im Haus hatte – im Auto vergessen –, und ging ins Badezimmer, wo er sich mit Wichtchen auf dem Arm umständlich die Zähne putzte.
    Klatschnass gespritzt fiel er ins Bett.
    Leise brummelnd schmiegte sich Wichtchen an ihn. Verbist schlief mit nacktem Oberkörper. Seine Jeans behielt er an. Dafür gab es keinen besonderen Grund. Es war einfach so.
    November.
    Es war kalt in dem Schlafzimmer, in dem es keinen Heizkörper gab, und obendrein stand das Fenster sperrangelweit offen.
    Babys brauchen frische Luft. Man muss an alles denken.
    Ihr Kopf lag auf seiner Brust. Ihre Nase fühlte sich kalt an, aber ihre regelmäßige Atmung beruhigte ihn. Obwohl sie ab und zu hustete. Aber ach, das war sicher nicht so schlimm.
    Sie lebt. Wir leben zusammen. Die erste Nacht. Nein, die zweite. Ich habe fünf Kissen unter ihre Füßchen geschoben, damit sie mir nicht unter die Decke rutscht und erstickt.
    Er nahm sich vor, den Karton wegzuwerfen.
    Kein Karton, kein Korb, keine Wiege. Nachts schläft sie bei mir im Bett, und tagsüber kann sie auf meinem Schoß sitzen oder bei mir auf dem Sofa. Ab und zu kommt sie zum Füttern in den Hochstuhl. Aber nicht zu oft. Es kann keine Bindung entstehen, wenn man das Kind zu oft sich selbst überlässt.
    Wann wird sie nach ihrer Mutter fragen?
    Und, wichtiger noch, was werde ich ihr dann erzählen?
     
    Verbist steckte den chemischen Insektenschutz in die Steckdose und legte sich neben sein Baby, wo er, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Zukunftsangst, schließlich einschlief.

[home]
    Dienstag, 25 . November – 21  Uhr 10
    I n Bosmans’ Büro wurde heftig diskutiert. Die Spezialisten der EDV -Einheit waren sich nicht einig. Sogar Bosmans persönlich hatte sich widerstrebend zu ihnen gesellt.
    Bei einem noch nie da gewesenen Großeinsatz hatte man inzwischen praktisch allen Vermietern im Großraum Mechelen auf den Zahn gefühlt, sämtliche Hotels und Pensionen abgeklappert sowie alle Notunterkünfte, Heime und andere öffentlichen Unterbringungsmöglichkeiten vom Keller bis zum Dach durchsucht. Ergebnislos. Niemand hatte Herman Verbist auf dem Fahndungsfoto wiedererkannt.
    Mit seinem Latein am Ende hatte Bosmans beschlossen, sich die Arbeit der Computerspezialisten einmal näher anzusehen.
    Auch Deleu und Nadia Mendonck hatten sich in die Computerspur verbissen und hörten aufmerksam zu.
    »Es handelt sich weder um einen Terroristen, der über das Internet operiert, noch um eine andere Art von Internetkriminellem«, sagte Bert Versnick, ein auf Computerkriminalität spezialisierter Ermittler, zu seinem Kollegen Guido Saboo, dem EDV -Guru aus der Kriminaltechnik.
    »Nein, und er ist auch kein Hacker«, pflichtete dieser ihm bei. »Denn die hinterlassen charakteristische Spuren, aber wir haben keine gefunden.« Dabei zupfte er an seinem modischen Spitzbärtchen, durch das sein längliches Gesicht noch länger wirkte.
    Versnick legte die Handflächen aneinander, klemmte die Nase dazwischen und schloss die Augen. »Stimmt, Guido, dieser Mann ist kein Hacker. Nein, ich tippe darauf, dass er ein ganz normaler User ist.«
    »Er benutzt ICQ , ein Chat-Tool«, prahlte Deleu mit seinen Internetkenntnissen und sah dabei stolz Nadia Mendonck an, die beim Anblick von Saboos abfällig wedelnder Hand beinahe laut losgelacht hätte.
    Deleu schnaufte und sah hilfesuchend zu Bosmans, der gelangweilt an seinem Daumennagel pulte.
    » ICQ war das Missing Link im Internet, die Technologie, mit deren Hilfe die Internetuser endlich einfach und

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