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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Ball abzuluchsen. »Schon mal von Mustafa Hagi gehört?« Geschickt bemühte er sich, sein linkes Knie zwischen Deleus Beine zu zwängen, doch der hielt ihn mit der Schulter auf Abstand. »Denn der lebt noch.«
    »Wer soll das sein? Doch nicht etwa dieser magere Kerl mit den langen Schwuchtellocken?«
    »Doch, genau der. Der Kerl, der der gesamten belgischen Mannschaft ’nen Knoten in die Beine spielt, wenn’s sein muss.«
    »Ha!« Deleu grinste, während er das Dribbling wiederholte, diesmal jedoch in entgegengesetzter Richtung. »Davon hab ich beim letzten Mal aber nichts gemerkt. Verteidigung … darauf kommt es an. Aber davon versteht ihr nichts. Ich dribble, solange ich will. Keine große Kunst.«
    Inzwischen waren die beiden anderen Jungen ebenfalls näher gekommen und stürzten sich nun voller Begeisterung auf den keuchenden Deleu, nahmen ihm mühelos den Ball ab und machten ihn mit attraktivem Kurzpassspiel unerreichbar.
    Deleu beobachtete sie bewundernd. Er stemmte die Hände in die Hüften, kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, beugte sich vor und holte keuchend Luft.
    »Geht ihr eigentlich in das Café da drüben?«, fragte er, deutete in die Richtung, aus der er gekommen war, und wischte sich mit seinem Taschentuch über die Stirn. Es war zwecklos: Der Schweiß strömte ihm aus allen Poren. Mit beiden Händen stützte Deleu sich auf die Knie, gönnte sich die Zeit, wieder zu Atem zu kommen, und wiederholte dann seine Frage.
    Doch als er aufschaute, waren die Jungen verschwunden. Er sah gerade noch, wie die flatternde Trainingsjacke des Jüngsten um die Ecke verschwand.
    Dirk Deleu seufzte und lehnte sich gegen eine Hauswand. Nach einem Moment schlenderte er träge in Richtung Straßenecke. Der stechende Schmerz in der Brust ließ nicht nach, und Deleu musste an Bosmans’ Worte denken: »Eine wandelnde Zeitbombe. Ein Herzinfarkt auf zwei Beinen.«
    Café
Au point final
war ein typisches Brüsseler Lokal, dessen Fensterbank von vertrockneten Zimmerpflanzen verschönt wurde. Deleu spähte kurz durch die braune Fensterscheibe.
    Buntglasfenster, was sonst. Kaum Gäste zu sehen.
    Entschlossen betrat er das Lokal, nickte den zwei Grauhaarigen zu, die an der Theke vor sich hin vegetierten, und setzte sich auf einen Barhocker.
    Als er Platz nahm, machte sich ein kleiner, stämmiger Kerl mit wattierter Jeansjacke hastig aus dem Staub. Bevor sein Rücken durch die Tür verschwand, sah Deleu gerade noch einen hin und her wippenden dünnen Pferdeschwanz.
    »Wieder mal anschreiben?«, rief der Wirt dem Mann nach. Seine Frage klang abfällig, was offensichtlich auch so beabsichtigt war, denn er rümpfte verächtlich die Nase, während er ein Heft zückte.
    Deleu achtete nicht weiter auf den Mann und beobachtete stattdessen die vier kartenspielenden Senioren in einer Ecke des Lokals. »
Patron
, ein Bier bitte.«
    Der Wirt, ein Sechzigjähriger mit breiten Händen und kurzen behaarten Armen, nahm lustlos eines der unordentlich gestapelten Biergläser und hielt es schräg unter den Zapfhahn. Dann schob er das kaum schäumende Bier Deleu vor die Nase und konzentrierte sich wieder auf seine Zeitung.
    Deleu trank mit großen Schlucken, stellte das Glas auf einen aufgeweichten Bierdeckel aus grauer Vorzeit und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. Anschließend drehte er sich langsam zu den Kartenspielern um, die schweigend in ihre Partie vertieft waren. Währenddessen blätterte der Wirt gelangweilt in seiner Ausgabe von »De Morgen«, und die amöbenhaften Thekengewächse starrten noch immer auf die eigene Nasenspitze.
    »Noch ein Mustafa«, brummte der Wirt. »So langsam müsste es doch mal wieder klappen.«
    Die Thekenleichen nickten zustimmend. Einer der beiden fummelte an seinem Fingernagel, schob dann die Hand bis zum Ellbogen in die Hosentasche und holte ein Päckchen
Ajja bleu
zum Vorschein, aus dem er einen üppigen Haufen Tabak nahm und quälend langsam zu einer prallen Zigarette rollte. Sein Nachbar konzentrierte sich noch immer auf seine Nasenspitze.
    Einen Moment später ging die Tür auf, und zwei Nordafrikaner kamen wild gestikulierend herein. Der dickere der beiden Männer trug eine braune Jacke mit Hahnentrittmuster und einen karminroten Fes.
    »B’jour
Ali
, monsieur. Même chose?«
, fragte der Wirt, ohne aufzuschauen.
    »Ja, wie immer, Constant.«
    »Für mich ein Pils«, sagte der Mann mit dem Fes. Sein goldener Eckzahn funkelte, während er mit beiden Armen

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