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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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das Spülbecken zu.
    Das ist sein Glas
, schoss es Deleu durch den Kopf, und als er laut »Moment, nicht!« rief, erstarrte der Wirt mitten in der Bewegung. Dann drehte er träge wie eine Schildkröte den Kopf in Deleus Richtung.
    »Das Glas. Kann ich das haben?«
    »Dieses Glas?« Constant drehte das bauchige Bierglas, an dem noch Schaumreste klebten, am Stiel. »Und wahrscheinlich auch noch umsonst, oder was?«
    Abwehrend hielt Deleu eine Hand hoch, als der Wirt das Glas wieder in Richtung Spülbecken bewegte. Mit der freien Hand zog Deleu sein Portemonnaie aus der Hosentasche und legte einen zerknitterten Fünf-Euro-Schein auf die Theke.
    »Ungespült?«
    »Ja, ich nehm es einfach so.«
    »Wozu?«
    »Das ist das einzige Glas, das mir in meiner Sammlung noch fehlt.«
    »Das einzige ungespülte Glas.
Bon alla. Voilà.
Der Kunde ist König.«
    Deleu nahm das Glas am Fuß und marschierte wortlos nach draußen. Er zog die schleifende Tür hinter sich zu und lief durch die enge Straße.
    Der Lastwagen war verschwunden. Hastig kehrte Deleu zu seinem Golf zurück. Zuerst musste er Bosmans informieren. Und dann Rob fürs Wochenende abholen. Barbara hatte einen Anwalt eingeschaltet. Kein gemeinsames Sorgerecht, wenn es nach ihr ging. Während Deleu abgrundtief fluchte, klingelte sein Mobiltelefon. »Deleu«, meldete er sich mürrisch.
    Der Mann am anderen Ende der Leitung zögerte.
    »Deleu!«
    »Hallo, Dirk.«
    »Wer ist da?«
    »Die Schuldigen müssen büßen.«
    »He, wer sind Sie?«
    »Die Ehe ist ein heiliges Sakrament.«
    »Wer, zum Teufel …«
    »Jetzt beginnt das Spiel erst richtig. Und ich bestimme die Regeln.«
    Als er ein heiseres Lachen hörte, nahm Deleu das Handy vom Ohr und betrachtete es, als hielte er ein glühendes Stück Holzkohle in der Hand.
    Diese Stimme!
    Der Schweiß brach ihm aus, als er das Handy langsam wieder zum Ohr hob. Aber die Verbindung war beendet worden.
    Im nächsten Moment tauchte einer der drei Jungen wie aus dem Nichts auf und schoss den Ball in seine Richtung, der gegen einen Müllsack prallte und langsam unter einen geparkten Wagen rollte. Dass er Deleu »Bleichgesicht« nachrief, bekam dieser gar nicht mehr mit – Rob Rensenbrink war bereits um die Ecke gebogen.
    *
    Während Deleu mit Vollgas zurück zur Polizeiwache raste, saß Pierre Vindevogel in seinem Mondeo gegenüber vom Schultor des Mechelener Gymnasiums und spähte hinter seiner Zeitung hervor durch das schmale Seitenfenster.
    Bieke de Prins wurde von einem Mann um die vierzig angesprochen. Eine ihrer Freundinnen, eine Jugendliche mit etwa zehn Ringen im Ohr, machte eine anzügliche Bemerkung. Anzüglich, aber gleichzeitig eifersüchtig, was Pierre daran erkennen konnte, wie sie die Stupsnase in die Luft reckte und den Kopf wegdrehte.
    Der Mann war in der Tat attraktiv: ein südländischer Typ mit dem kantigen Kinn eines Comichelden und einer klassischen griechischen Nase.
    Pierre warf einen raschen Blick in den Spiegel und berührte kurz seine Knollennase, ehe er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrierte. Von seinem Platz hinter der Zeitung sah er, dass der Latin Lover das Mädchen am Handgelenk packte und beinahe schmachtend anschaute. Pierre setzte sich kerzengerade auf, zögerte aber noch. Jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es sich in vielen Fällen empfahl, lieber einen Moment abzuwarten. Außerdem bestand keine große Gefahr – auf der Straße wimmelte es vor Schülern.
    Bieke de Prins stieg mürrisch von ihrem Fahrrad und folgte dem Mann auf die andere Straßenseite. Dieser zog die Schultern hoch, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und grinste breit, als er die Beifahrertür seines Lexus öffnete und eine einladende, aber entschiedene Geste machte.
    Bieke de Prins schüttelte den Kopf, woraufhin ein heftiger Wortwechsel folgte. Dabei sah der Italiener sich ständig um wie ein Wiesel, das Unrat wittert.
    »Bestimmt verheiratet«, murmelte Pierre und öffnete seine Tür einen Spalt, um die Diskussion verfolgen zu können. Doch sosehr er sich auch anstrengte, er konnte nur Fetzen aufschnappen.
    »Nie mehr sehen …«, glaubte er zu hören, aber die Antwort des Italieners verstand er nicht.
    Pierre bohrte sich mit den kleinen Fingern in den Ohren, drehte sie ein paar Mal hin und her, zog sie mit einem Ploppgeräusch wieder heraus und betrachtete seine Fingerkuppen, ehe er das Ohrenschmalz an der Unterseite seiner Jeans abstreifte.
    »Du spinnst wohl …«, rief das Mädchen nun und fügte

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