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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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mit offenen Karten zu spielen, und erzählte seinem Freund mit knappen Worten, dass es zwischen ihnen aus war.
    Marcel Colpin sah ihn sekundenlang überrascht, fast schon erschüttert an. Seine Finger zitterten so stark, dass es ihm nicht gelang, das Foto seiner Frau wieder in die Plastikhülle zurückzuschieben. Stattdessen schob er es zwischen die Geldscheine und steckte das Portemonnaie wieder ein. Dann griff er zu seinem Bierglas, nahm einen gewaltigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. Als er wieder sprechen konnte, standen Tränen in seinen sanften Augen, und er wiederholte immer wieder die Worte: »Ist das wirklich wahr? Ist das jetzt wirklich wahr?«
    Und dann kam es: »Mein Gott, ihr wart das perfekte Paar.«
    Nach einer Weile bedauerte Deleu es fast, dass er die Wahrheit erzählt hatte.
    Ein paar Minuten saßen sie schweigend nebeneinander.
    Deleu schaute als Erster auf seine Armbanduhr. Das war das Signal, das verabredete Zeichen, auf das sie beide gewartet hatten.
    Als Colpin seinen Freund umarmte, war sein Blick beängstigend leer, und seine Worte kamen stockend, verhalten. »Ich hab dich immer beneidet. Um Barbara. Ich hab es mir immer vorgeworfen, dass ich sie damals habe gehen lassen. Und ich hab nie mit ihr … du weißt schon … Ich möchte, dass du das …«
    »Ich weiß, Marcel. Ich weiß es, und weißt du, was …?« Deleu packte seinen Freund am Arm. »Ich fand das damals unglaublich stark von dir.«
    In Celles feuchte Augen kehrte wieder etwas Leben zurück. Er grinste, trank sein Glas leer und legte einen Fünfer auf die Theke.
»See ya, pal.«
Auf dem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal um und meinte: »Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.« Dann schüttelte er den Kopf und trat auf die Straße.
    Deleu wartete geduldig, bis der Wirt das Wechselgeld auf den Tresen gelegt hatte. Er steckte die Münzen in die Hosentasche und schlenderte aus dem Lokal. Draußen hatte der Regen aufgehört, aber der Himmel war immer noch grau und bedrohlich, voll unruhiger Wolken, die einander zu verschlingen schienen.
    Er fluchte. Schon halb sieben. Hastig lief er zu seinem Golf, zog mit einem unterdrückten Fluch einen durchweichten Strafzettel unter dem Scheibenwischer hervor, warf den nassen Fetzen achtlos in den Rinnstein und fuhr in Richtung Duffel.
    *
    Um Viertel nach acht kroch Dirk Deleu auf Händen und Knien durch das dichte Unterholz, wie ein Rekrut bei seinem ersten Manöver.
    Der Himmel war grau und sternenlos, doch zwischen den Spitzen der hohen Tannen tauchte langsam der Vollmond auf, bernsteinfarben und gebieterisch.
    Am Rand des Dickichts angekommen, legte Deleu sich leise keuchend auf den Bauch. Obwohl er Regenkleidung trug, durchdrang die Feuchtigkeit des Waldbodens jede Faser seines Körpers. Er schauderte, schob ein paar Zweige zur Seite und warf einen Blick auf die Lichtung vor sich, wo ein sanft flackerndes Holzfeuer bizarre Schatten auf den Moosboden warf. Der Duft von brennendem Nadelholz zog durch die niedrig hängenden Nebelschwaden.
    Deleu schnupperte kurz und glaubte, noch einen weiteren Geruch ausmachen zu können. Er rieb sich die Augen und konzentrierte sich auf die offene Fläche, auf der ein flacher weißer Findling das Mondlicht reflektierte. Rund um den Felsbrocken sah er Kerzenleuchter mit abwechselnd weißen und schwarzen Kerzen. Auf einer Art Altar stieg aus einer goldfarbenen Schale Rauch auf. Daher stammte der Geruch, den er wahrgenommen hatte – Weihrauch.
    Als plötzlich Gestalten vor ihm auftauchten, presste er sich hastig noch tiefer auf den Waldboden. Sie schienen aus dem Nichts zu kommen. Frauen und Mädchen in langen Gewändern. Jungen mit Schmuck um den Hals. Einer von ihnen trug ein Schwert, ein anderer hielt ein dickes Buch unter dem Arm. Dann zog der Junge mit dem Schwert einen Kreis rund um den Altar, und zwei Mädchen fegten Blätter und kleine Zweige fort.
    Zwölf, nein, dreizehn Menschen fassten einander an den Händen und bildeten einen Kreis um den Altar. Dann liefen sie langsam darum herum. Im Uhrzeigersinn.
    Sie flüstern etwas … nein, sie beginnen zu singen.
    Monotone, klagende Laute. Jemand löste sich aus dem Kreis.
    Das ist sie. Das ist Hedwige, die Hohepriesterin, die Oberhexe.
    Deleu spitzte die Ohren, konnte aber nur Wortfetzen verstehen: »Ihr höchstes Idol … die Worte der Göttin der Sterne, die Schönheit der grünen Erde … Mond zwischen Sternen … und … Mysterium

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