Bossing - wenn der Chef mobbt
unseres emotionalen Charakter s verstehen – sie bestimmen, welche Gefühle uns guttun.
Grundmotive sind im Prinzip eine Kategorie, die Zielklassenbenennt, deren Erreichung wir emotional favorisieren: Jeder Extravertierte weiß aus Erfahrung, dass ihm gesellige Situationen guttun. Also zählen nach genügend positiven Gefühlserlebnissen dieser Art kommunikative Ziele und Werte zu seinen Favoriten. Er strebt diese Ziele an, möchte die damit verbundenen Gespräche oder Handlungen wieder und wieder erleben, weil er sie als angenehm und wohltuend in Erinnerung hat. Diese Motivation etabliert sich sehr früh im Leben. Wenn dieser Mensch als Kind eine entsprechende Entwicklung im Denken und Urteilen absolviert hat, wird er Extrovertiertheit und Beziehungswerte hoch einschätzen in seinem Leben. Das sind dann jene Menschen, die es nach »Wein, Weib und Gesang« dürstet.
Die Herausforderung, mit diesen Veranlagungen umzugehen, ist eine besondere: Wir können unsere erstrebenswerten Gefühle und Motivationen nämlich mit positiven Handlungen erreichen – aber eben auch mit negativen. Hier liegt nach unserer Erfahrung eine Grundproblematik vieler Mobber und Bosser.
Wertequadrat: Positive und negative Handlungen
Um Bossern zur Selbsthilfe verhelfen zu können, müssen wir einen vermeintlichen Umweg gehen. Doch Sie werden sehen: Die Arbeit mit Werten und Motiven anhand des Werte- bzw. Grundmotivquadrats führt direkt ins Herz gewisser Handlungsprobleme von Bossern.
Tatsächlich ist unser logisches Denken relativ eindimensional geprägt; wir nehmen gern Aufteilungen in Gut und Böse vor und verweigern uns einer Mehrdeutigkeit von Dingen. Für die meisten Menschen gilt »Entweder – Oder«, schließlich geht »ein bissl schwanger« nicht.
Doch halten Sie sich bitte vor Augen: Einer solchen Logik entspricht die Realität in der Regel nicht, sondern allenfallsausnahmsweise einmal. Viel entscheidender ist unser ganzes Leben von » Sowohl als auch« bestimmt. Diese Art von Psycho-Logik ist von elementarer Bedeutung. Alle unsere Werte oder Tugenden, Einstellungen und Handlungsweisen entwickeln sich in viele verschiedene Richtungen, man kann sich gern mit anderen messen wollen und risikofreudig sein und dennoch eine gewisse Sehnsucht nach Geborgenheit spüren. Oder jemand ist bekannt dafür, sehr rational zu handeln – trotzdem ist er in bestimmten Fällen ab und zu Idealist.
Sehen wir uns ein Beispiel genauer an: Gibt es ein Zuviel des Wertes Freundlichkeit? Das Gesellige, Humorvolle, Interaktive, die aufmerksame Kommunikation – all das, was der erfolgreiche Arbeitnehmer als Tugend der Beziehungsfähigkeit oder »kommunikativen Kompetenz« mitbringen sollte.
Die Antwort lautet in diesem wie in allen anderen Wert-Fragen: Ja. Jedes Positive wird bei seiner Übertreibung ent-wertet . Das negative Zuviel heißt im Falle der Freundlichkeit und Extraversion: Distanzlosigkeit. Jeder Mensch, der ausschließlich freundlich, gesellig, humorvoll, offen und kommunikativ handelt, wird in diese Ent-Wertung verfallen. Dazu nutzt er die dazugehörigen negativen Handlungsformen: Er ist distanzlos, stillos, kennt keine Grenze. Er kann gar nicht anders. Er kann dies nur vermeiden, wenn er eine jahrtausendealte Weisheit berücksichtigt: das ausgleichende, sich ergänzende Wechselspiel zwischen Wertepaaren. Ein extrovertierter Mensch braucht in diesem Sinn also ebenfalls Phasen des Rückzugs, der Introvertiertheit. Wenn also einer, der den geselligen Umgang liebt, auch Phasen des Alleinseins zulässt und auslebt, wenn er sich zurückzieht und in sich geht, nur dann kann er seine nach Außen gehende Veranlagung im positiven Sinn leben. Jeder Mensch benötigt diesen lebendigen Ausgleich von extrovertierten und introvertierten Momenten, ganz egal wie stark die jeweiligen Anteile im Alltag, für einzelne Menschen auch sein mögen.
Wie wir gesehen haben, verfügen wir alle über individuell unterschiedlich ausgeformte Grundmotive. Jeder noch so machtwillige Mensch hat auch Anteile des Dienens in sich. Daher giltfür eine Führungskraft, auch solche Anteile selbstverständlich und freudvoll, also im Ausgleich, zu leben.
Die Erstellung des Wertequadrats hilft in allen Wert- und Handlungsfragen weiter, wir kennen bisher keine Ausnahme. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge ist existenziell wichtig, um dominierende negative Handlungsmotive in ein positives Handlungsrepertoire umzukehren.
Verdeutlichen wir uns dies an einem extremen Beispiel eines
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