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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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Überlegungen von Aristoteles zurück, der die maßvolle Mitte jeder Tugend pries. In den 1960er Jahren griff Paul Helwig diese Ideen wieder auf, was wiederum Friedemann Schulz von Thun in den 1980er und 1990er Jahren zu seinem »Werte- und Entwicklungsquadrat« inspirierte. Ernutzte dieses Schema für die zwischenmenschliche Kommunikation und die Persönlichkeitsentwicklung.
    Die Prämisse lautet: Jeder Wert hat nur dann eine konstruktive Handlungs- und Persönlichkeitswirkung, wenn er in einer konstruktiven, dialektischen Spannung, Ergänzung und Balance zu einem positiven Gegenwert (»Bruderwert/ Schwestertugend«) steht. Ohne diese gelebte und gestaltete Balance verkommt ein Wert zu seiner Entwertung oder entwerteten Übertreibung.
    Führen wir uns ein weiteres Beispiel vor Augen: Eine stark ausgeprägte Sparsamkeit kann leicht zu Geiz führen, wenn man nicht auch Großzügigkeit zulässt. Umgekehrt wird Großzügigkeit ohne die rechte Sparsamkeit leicht zur Verschwendung:
    Das Wertequadrat am Beispiel des Sparens
    Das Wertequadrat ist immer dynamisch und entwicklungsorientiert zu verstehen. Bei jedem Wertequadrat gibt es vier Arten von Beziehungen:
Zwischen den jeweils oben stehenden, positiv besetzten Werten besteht ein positives Spannungsverhältnis , die beiden Werte ergänzen einander im Idealfall. Die von der jeweiligen Person gesetzten Handlungen in beiden Bereichen sind immer konstruktiv.
Die einander diagonal gegenüberstehenden Werte bezeichnen absolute Gegensätze zwischen einem Wert und einem Unwert .Entwickelt sich ein Mensch zum Positiven, so zeigt die Entwicklung in dieser Darstellung nach oben.
Eine entwertende Übertreibung findet in der Grafik entlang der Linien von oben nach unten statt: Ein Zuviel des Guten kippt ins Negative.
Die Verbindung zwischen den beiden unten stehenden Werten zeigt die Überkompensation. Für Helwig »der Weg, den wir beschreiben, wenn wir dem einen Unwert entfliehen wollen, aber nicht die Kraft haben, uns in die geforderte Spannung der oberen Pluswerte hinaufzuarbeiten. Also wenn wir aus einem Unwert in den entgegengesetzten anderen Unwert fliehen. Die Verbindung zwischen den unteren Begriffen stellt daher die Fehlleistung einer Überkompensation des zu vermeidenden Unwertes durch den gegenteiligen Unwert dar.«
    Die Dynamik und Psycho-Logik der Sparsamkeit gilt für alle anderen Werte und Handlungstugenden:
    Ohne Beachtung und Gestaltung des gleichwertigen Gegenwerts kippt jeder Wert, jede Handlungspotenz in seine sozial unverträgliche Schattenseite.
    So wird der Harmoniefreudige zum sprichwörtlichen Weichei, wenn er ihm Wichtiges nicht durchzusetzen vermag und positive Aggressionen nicht auslebt. Der Wettbewerbsfreudige mutiert schnell zum Business-Rambo, der allen den Krieg erklärt, wenn er nicht durch Harmonie und Kooperation auszugleichen imstande ist.
    Mithilfe des Wertequadrats kann es uns gelingen, Wertvorstellungen und persönliche Maßstäbe in dynamischer Balance zu halten und in konstruktiver Weise wirksam werden zu lassen. Insbesondere können wir damit, für uns selbst und für andere, die anstehende Entwicklungsrichtung herausfinden.
Täterprofile 2: Motivstruktur der Bosser
    Auf der Grundlage unserer Erfahrungen und dem wenigen empirischen Wissen, das über mobbende und bossende Menschen vorliegt, entwerfen wir nun ein Rohmodell des Bossers auf der Basis der Grundmotive. Es vertieft die im Abschnitt »Täterprofile 1« dargestellten Zusammenhänge.
    Wir möchten betonen, dass dieses »Bosser-Motivprofil« nicht wissenschaftlich gesichert oder gestützt ist. Diese Bossingforschung können wir nicht leisten. Es ist wie so vieles in der Literatur über Mobbing und Bossing ein weiteres Orientierungsmodell, das wir aufgrund der über 500 von uns durchgeführten Motivprofile von Führungskräften, darunter bossende oder bossinggefährdete Menschen, erstellt haben.
    Entsprechend dieser persönlichen Erfahrungen aus Coaching und Beratung betroffener Führungskräfte konnten wir erkennen: Bossende Chefs verfügen über starke Ausprägungen der Werte Anerkennung, Wettkampf, Macht. Meist hoch entwickelt ist auch der Wert, der einem hohen Status beigemessen wird. Dagegen sind potenzielle Bosser wenig bis kaum prinzipientreu. Weniger ausgeprägt ist bei ihnen auch das Motiv Hilfe und Fürsorge. Das folgende Bosser-Motivprofil zeigt die Anlagen im Detail.
    Aufzupassen gilt es bei den drei dunklen Balken (siehe Seite 88). Diese Motive mit ihren individuell

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