Bote des Todes
Altweibergeschichten.“
„Oh, das tut mir aber Leid für dich.“
„Verdammt, Colleen, warum fragst du mich nicht, wie die Sendung läuft, was wir als Nächstes machen …“
„Ich sehe fern, und deine Sendung macht sich sehr gut. Wenn ich dir irgendetwas Interessantes zu erzählen hätte, dann würdest du alle saftigen Details erfahren.“
„Mehr, als ich überhaupt würde wissen wollen“, stimmte Moira zu.
„Ich habe mich nur gefragt, weil doch Danny auch hier ist und …“
„Danny hat überhaupt nichts damit zu tun.“
„Oh, du Lügnerin.“
„Er ist ein alter Freund.“
„Hör auf, Schwesterherz, deine Nase wird sonst immer länger“, warnte Colleen sie. „Ihr beide habt doch immer eine unglaubliche Hitze ausgestrahlt. Und heute Abend … das war so, als wärt ihr statisch aufgeladen gewesen. Wenn ich es mir recht überlege, dann beneide ich dich überhaupt nicht. Auf der einen Seite ein großer, dunkler und attraktiver Kerl, auf der anderen Seite die wilde Vergangenheit mit einem verwegenen Burschen aus Irland.“
„Colleen, sei still! Mum und Dad wussten nie …“
„Sie sind katholisch, Moira, aber nicht dumm. Nicht mal eine taubstumme und blinde Frau wäre gegen Mr. Daniel O’Hara immun. Ich glaube, er ist so groß wie dein neuer Liebhaber, wenn nicht sogar noch ein Stück größer. Hmm. Stramme Muskeln, knackiger Hintern. Wow, eine schwierige Entscheidung, Schwesterchen.“
„Danny ist eine Ewigkeit her, Colleen.“
„Du musst es ja wissen“, gab Colleen skeptisch zurück.
„Du hast doch eben noch gesagt, Michael sei …“
„Ja, er ist schon verdammt perfekt. Tolle Stimme. Auf der anderen Seite – Danny hat immer noch diesen süßen irischen Akzent …“
Moira stöhnte auf. „Diesmal ist es wirklich nicht leicht, nach Hause zu kommen. Ich rechne ja damit, von unseren Eltern gequält zu werden, aber du bist noch viel schlimmer.“
„Ich bin deine Schwester. Die einzige, die du hast. Und du solltest Mum und Dad täglich dafür danken, dass du eine Schwester hast“, erklärte Colleen.
„Ich kenne den Spruch. Aber mal zu dir. Was ist mit diesem Kerl in Kalifornien? Wie heißt er? Ist er groß? Hat er große Füße? Vielleicht kannst du ja diese anatomische Gleichung bestätigen.“
„Er heißt Chad Storm, und er ist wirklich groß.“
„Chad Storm?“ Moira rollte mit den Augen. „Ist er Schauspieler? Konnte er sich nicht einen besseren Namen ausdenken?“
„Er ist Designer, und den Namen hat er sich nicht ausgedacht, den hat er schon von Geburt an“, erwiderte Colleen ein wenig eingeschnappt.
„Schhht! Wir wecken noch das ganze Haus auf.“
„Schon gut, schon gut, die kleinen Bestien sollen ja nicht aufwachen, sonst werden Patrick und Siobhan uns umbringen. Ich meine … na ja, sie würden uns wirklich umbringen! Ich gehe jetzt ins Bett, und du sorgst dafür, dass du deinen Schönheitsschlaf bekommst. Aber morgen will ich die Einzelheiten erfahren, auch die ganz pikanten und die …“
„Geh schlafen, Colleen.“
„Früher oder später wirst du es mir erzählen.“
„Gute Nacht, Colleen.“
„Ja, ja, gute Nacht.“ Sie umarmten sich kurz, dann gingen sie in ihre Zimmer, die am Ende des Flurs lagen.
Daniel trocknete nachdenklich die letzten Gläser ab und warf einen Blick auf die Wanduhr, die aus dem neunzehnten Jahrhundert stammte.
Fast zwei Uhr. Er hatte sich Zeit gelassen, alles auf Vordermann zu bringen. Er fühlte sich verwirrt und verletzt. Eine gewisse Spannung lag in der Luft. Das war auch kein Wunder, immerhin rückte St. Patrick’s Day näher.
Er hatte auch die anderen Pubs in der Stadt aufgesucht, um so viel wie möglich zu erfahren, während er ständig auf der Hut war und beobachtete.
So, wie man ihn wahrscheinlich auch beobachtete.
Doch er würde die Augen offen halten. Ihm war der Mann aufgefallen, der ganz allein an einem der hinteren Tische gesessen hatte. Der Mann war nicht so gut, wie er vielleicht glaubte. Wenn man in einem Pub nicht auffallen wollte, dann gesellte man sich zu den anderen Gästen, aber man blieb nicht allein. Daniel war aber davon überzeugt, dass der Mann, nach dem er Ausschau hielt, jemand sein würde, den er noch nie gesehen hatte. Jemand, der auch ihn nicht kennen sollte.
Außer, er entpuppte sich als Patrick.
„Du wirst allmählich langsam, Junge“, sagte er zu sich selbst und stellte das letzte Glas ins Regal hinter dem Tresen.
Plötzlich klingelte das Telefon. Danny nahm den Hörer ab.
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