Bote des Todes
glaube, wir wissen alle, dass hinter dem Tresen eine Kaffeemaschine steht“, sagte ihr Bruder.
„Was ich damit sagen wollte …“, setzte sie an.
„Ach, aber mein Kaffee würde niemals so gut schmecken wie der von Katy“, fiel Danny ihr ins Wort.
„Und du würdest ihn auch nicht gern allein trinken wollen“, sagte Katy nachdrücklich. „Du bist bislang jeden Morgen raufgekommen. Und jetzt, da die Mädchen da sind, wollt ihr natürlich gemeinsam etwas Zeit miteinander verbringen.“ Katys Worte klangen beiläufig, waren aber bestimmend gemeint.
„Natürlich wollen wir das“, sagte Colleen. „Er ist wie noch ein älterer Bruder. Ein netter älterer Bruder.“
Patrick stöhnte unüberhörbar auf.
„Nur wie ein Bruder“, sagte Moira lächelnd.
Danny hatte sich Kaffee eingeschenkt und neben Patrick Platz genommen. „Wirst du von deinen Geschwistern heute Morgen gequält?“
„Sag mal, würdest du eine Schürze tragen, damit deine Schwester sich landesweit im Fernsehen über dich lustig machen kann?“ fragte Patrick.
„Die Sendung läuft nur im Kabelprogramm“, murmelte Moira.
„Aber mit enormen Einschaltquoten“, sagte Patrick. „Also?“
Für einen Moment glaubte Moira, dass Danny sie verärgert ansah. „Ich habe keine Schwester“, sagte er schließlich.
„Aber du bist doch wie ein netterer älterer Bruder“, erinnerte Patrick ihn.
„Ja, stimmt. Wie sieht denn die Schürze aus?“ fragte Danny und klang wieder so heiter wie zuvor.
„Ich bin sicher, Mum hat irgendwo eine mit Kobolden versteckt“, sagte Colleen.
„Niemand muss eine Schürze tragen!“ warf Moira ein.
„Genau, wir passen beim Kochen auf“, meinte Danny.
„Ich habe doch gar nicht davon gesprochen, dass außer Mum irgendjemand in die Sendung kommt“, gab Moira zu bedenken.
„Stimmt. Die ewig unterdrückten Geschwister müssen abseits des Rampenlichts spülen“, sagte Patrick.
„Hey“, meldete sich wieder Colleen zu Wort. „Mein Gesicht wollen aber vielleicht tausende von Menschen sehen!“
„Natürlich darfst du mit uns vor der Kamera kochen“, sagte Moira zu ihrer Schwester.
„Danke, aber ich muss erst meinen Agenten fragen.“
„Colleen Mary!“ warf Katy empört ein.
„Nur ein Scherz, Mum.“
„Aber es
ist
ein Gesicht, das tausende sehen wollen –
Schwester“
, sagte Danny zu Colleen. „Gratuliere übrigens. Es ist von Tag zu Tag häufiger zu sehen.“
„Wirklich, Danny?“ fragte Colleen mit ängstlicher Stimme. Einen Moment lang dachte Moira darüber nach, dass ihre Schwester tatsächlich einfach nur nett war. Sie leistete Außergewöhnliches, aber sie fand es immer noch erstaunlich, dass die Menschen ihrem Aussehen Beachtung schenkten. Sie hatte genug Selbstbewusstsein entwickelt, um weiterzumachen, und sie war dennoch mit beiden Beinen fest auf dem Boden geblieben.
„Ja, wirklich. Patrick und deine Eltern haben mir gesagt, dass sich im Westen eine Romanze für dich abzeichnet.“
„Mehr aber auch nicht“, warf Katy ein. „Jedenfalls sagt das meine Tochter.“
„Es ist wirklich nicht mehr dahinter“, meinte Colleen lachend. „Mum, ich würde nie was Ernstes anfangen, ohne dir den armen Kerl erst mal vorzustellen und sicherzugehen, dass er das Zeug für eine echte Beziehung hat.“
Patrick sah sein Schwester an und lächelte flüchtig. „Das … ‚Zeug‘?“
„Ist er ein netter Kerl?“ fragte Danny. „Alles andere wäre nämlich nichts für meine … kleine Schwester.“
„Einen netteren gibt es nicht. Hör mal, du bist doch ab und zu in Kalifornien. Komm doch nächstes Mal einfach vorbei, dann kannst du ihn kennen lernen.“
„Dan kann ihn für dich mit links einschätzen“, sagte Patrick.
„Colleen hat genug Grips in ihrem schönen Kopf. Ich bin sicher, dass er ein feiner Kerl ist“, sagte Danny. „Was Moira angeht …“
„Moira und ihren Michael“, sagte Katy.
„Er ist toll, Mum, und das weißt du“, erwiderte Moira.
„Er scheint ganz anständig zu sein“, räumte Patrick ein.
„Er ist ein Prachtkerl“, erklärte Colleen entschieden.
„Er hat kleine Augen“, bemerkte Danny kopfschüttelnd.
„O Gott, geht das schon wieder los“, sagte Moira gereizt.
„Also ich habe nichts an seinen Augen auszusetzen“, meinte Katy nachdenklich, die die Bemerkung völlig ernst aufgefasst hatte.
„Sieh sie dir in Ruhe an – sie sind klein“, wiederholte Danny und starrte zu Moira.
„Also gut, ich werde mir den Mann nochmals ansehen, Danny“,
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