Bote des Todes
familiengerechte Preise, Kinderteller, gute warme Mahlzeiten und natürlich auch Ale. Also ich kann Ihnen sagen, dass es bis vor kurzem in Irland viele Pubs gab, in dem die Männer ihren Platz hatten und die Frauen ebenfalls. Nur nicht auf derselben Seite wie die Männer. Ich möchte wetten, dass es in der alten Heimat bestimmt immer noch ein oder zwei solche Pubs gibt. Aber heutzutage weiß ich, dass ich allein herkommen kann – und damit meine ich, wenn ich nicht arbeite. Und ich weiß, ich kann auch mit meinen Kinder, meinen Verwandten und wem auch immer herkommen. Da hinten gibt es ein Dartboard, und erst letzte Woche habe ich meinem Neffen das Dartspielen beigebracht. Hier werden auch immer alle Sportübertragungen gezeigt. Also, worum es hier geht: Im Pub kann man ein gutes Bier bekommen, aber auch noch eine ganze Menge mehr. Ein echter irischer Pub ist das Herz der Nachbarschaft. Kelly’s Pub hat ein sehr großes Herz, sogar hier in Amerika, und das können Sie mir glauben.“
Josh, der Moira mit der Kamera gefolgt war, schaltete ab. Moira lächelte zufrieden und gab Jeff einen Kuss auf die Wange. „Das war wunderbar.“
Er wurde rot. „Freut mich. Zum Glück hast du mich nicht vorgewarnt. Sonst wäre ich ganz schrecklich gewesen.“
„Ich bin auch froh, dass wir dich nicht gewarnt haben“, sagte Josh. „Das wird eine unserer besten Sendungen, Moira. Ich muss mal mit Michael und dem Tontechniker reden. Ich will sichergehen, dass wir eine gute Aufnahme im Kasten haben.“ Sie nickte, und Josh ging fort.
Jeff machte einen rundum zufriedenen Eindruck. „Mit dem Material kannst du bestimmt zehn Stunden Sendung füllen“, meinte er zu ihr.
Sie schüttelte den Kopf. „Wir werden überall schneiden müssen. Wenn man sich das Material anschließend ansieht, merkt man, was alles rausfliegen muss, weil es viel zu lang ist.“
„Das heißt, ihr werdet hier noch mehr Aufnahmen machen?“ wollte er wissen.
„Klar, warum nicht? Ich hatte übrigens nichts davon gewusst, dass Josh Colleen und mich gestern Abend bei unserem Auftritt gefilmt hatte. Die Aufnahmen habe ich mir noch nicht angesehen, aber vielleicht können wir davon auch was nehmen. Die spontanen Dinge sind für eine solche Sendung immer am besten.“
„Ich finde, das ist keine gute Idee“, meinte Jeff.
„Wieso nicht?“
Er zögerte und betrachtete das Equipment, das er aufgebaut hatte.
„Was ist“, fragte er, „wenn jemand gefilmt wird, der das gar nicht möchte?“
„Jeff, wir machen das genauso wie die großen Jungs von Disney oder wem auch immer. Wir hängen Schilder auf, dass Dreharbeiten stattfinden.“
„Und du glaubst, dass jeder solche Schilder liest?“
„Wir lassen uns von jedem, den wir zeigen, eine Einverständniserklärung unterschreiben“, sagte Moira, dann runzelte sie die Stirn. „Jeff, ich weiß nicht, worüber du dir Sorgen machst. Bislang waren die Leute hier alle völlig begeistert und wollten gefilmt werden.“
„Ja, aber …“
Sie schüttelte den Kopf. „Jeff, du machst doch nicht … ich meine, in Dads Lokal wird doch nicht etwa mit Drogen gedealt, oder?“
„Moira, ich bin jetzt seit mehr als fünf Jahren clean. Du kannst deinen Dad fragen. Ich trinke ab und zu mal ein Bier, mehr nicht.“
„Ich wollte dir nichts unterstellen, Jeff …“
„Ich bin nur um dich besorgt, Moira, verstehst du? Pass gut auf, was du filmst. Ich glaube kaum, dass es deinem Bruder gefällt, wenn du hier alles auf Video festhältst.“
„Mein Bruder!“ So überrascht sie auch klang, hatte sie seit der belauschten Unterhaltung zwischen ihm und Siobhan selbst ihre Bedenken, was Patricks Aktivitäten anging.
„Ja, du weißt doch, er ist Anwalt. Er muss vorsichtig sein.“
„Jeff, das ist nichts weiter als eine Reisesendung.“
„Ich weiß, ich weiß. Bitte achte trotzdem darauf, was du filmst. Tus für mich, ja? Das hier ist für mich ein sehr wichtiger Ort. Ich gebe zu, dass ich früher ein wilder Kerl war, aber das weißt du ja, du hast es schließlich miterlebt. Mal war ich auf Drogen, dann wieder nicht. Ich war der knallharte Typ von der Straße, und dann wieder habe ich versucht, Geld aufzutreiben, um Waffen nach Irland zu schaffen. Ich habe ein oder zwei Nächte in der Zelle zugebracht. Dein Dad hat sogar dann noch an mich geglaubt, als meine Familie mich längst zum Mond schießen wollte. Sei vorsichtig. Sei einfach nur vorsichtig.“
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr sich durch sein
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