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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Jacob Brolin so wichtig. Er kennt die Probleme in- und auswendig. Er weiß, dass die religiöse Spaltung auch eine wirtschaftliche Spaltung ist, dass die Hälfte aller Probleme in der Vergangenheit erst durch Gesetze entstanden ist, dass der Heilungsprozess von den Menschen ausgehen muss. Wenn man die Menschen eint, dann kann man letztlich auch Irland einen.“
    „Und was ist mit den finanziellen Verbindungen nach England?“
    „Warum streiten wir uns eigentlich, Seamus? Wir sehen es doch beide gleich“, sagte Eamon gereizt. Die beiden Männer sahen so aus, als würden sie sich jeden Moment die Köpfe einschlagen wollen. Dan wusste, dass sie sich oft so ansahen.
    Seamus schüttelte den Kopf und wirkte traurig. „Da braut sich was zusammen.“
    „In meinem Pub?“ fragte Eamon zornig.
    Plötzlich sprach Seamus mit gesenkter Stimme weiter. „Erinnerst du dich noch an diesen Soldaten damals 1971?“
    „Ich bin ein Dubliner, Seamus.“
    „Aber du erinnerst dich an ihn, weil du ihn gekannt hast. Familienbande, Eamon. Die reichen weit. Der arme Junge war ein britischer Soldat, gerade mal zwanzig Jahre alt. Die IRA entführte ihn nach einem Straßenkampf in Belfast. Zwei Wochen lang haben sie ihn in Paddy McNallys Haus festgehalten, und jeder, der mit ihm gesprochen hat, fand ihn nett und sympathisch. Und weil die Briten sich weigerten, ein paar IRA-Leute freizulassen, wurde der Junge einfach erschossen. Und das, obwohl sie ihn quasi längst adoptiert hatten.“
    „Und die Welt verurteilte die Splittergruppe der IRA, die als Terroristenvereinigung auftrat“, sagte Eamon wütend. „Seamus, worauf willst du eigentlich hinaus? Ich sage dir, dass ich das Problem nicht lösen kann. Ich bin Amerikaner und führe einen Pub in Boston. Ich bete jeden Tag so wie der ganze verdammte Rest der Welt für Frieden. Die Regierungen in Nord und Süd wissen, dass die Zeit der Kriege und Revolutionen vorüber ist. In der kleinen Welt, in der wir heute leben, führt man Verhandlungen. Jesus! Ich kann nicht verstehen, was du willst, Seamus. Wir haben es doch beide miterlebt. Sobald die Kinder groß genug sind, um mit Steinen zu werfen, stachelt man sie dazu an. Und sobald sie alt genug sind, um eine Waffe in die Hand zu nehmen, werden die Steine durch Kugeln ersetzt. Wir haben gelernt, wie man mit Worten kämpft …“
    „O ja. Und jedes Mal, wenn eine Vereinbarung unterzeichnet wird, geht irgendwo wieder eine Bombe hoch.“
    „Tut mir Leid, Seamus, aber ich war vor knapp eineinhalb Jahren in Belfast, und ich sage dir, dass die Nordiren genauso daran interessiert sind, Touristen ins Land zu holen und ihre Wirtschaft anzukurbeln, wie der Rest der Welt. Sie sind auf dem Weg der Veränderung.“
    „Die
meisten
Nordiren“, murmelte Seamus.
    „Was willst du mir eigentlich sagen?“
    Seamus sah plötzlich zu Dan. „Ich will damit sagen, dass es im Norden immer noch Terroristen gibt.“
    „Und was habe ich damit zu tun?“
    Seamus schüttelte den Kopf und starrte in sein Bierglas. „Geflüster“, stieß er hervor. „Auf Gälisch. Ich habs gehört, hier im Pub. Irgendwas ist da im Gange, aber ich weiß noch nicht, was. Auf jeden Fall habe ich Gälisch gehört.“
    „Ich selbst spreche die alte Sprache auch noch, Seamus. Womit um alles in der Welt soll das etwas zu tun haben?“
    Seamus blickte auf und bemerkte, dass Dan ihn beobachtete.
    Er hob sein Bierglas. „Es ist eine schöne alte Sprache.“
    Colleen kam zum Tresen und stellte ihr Tablett ab, um eine Bestellung aufzugeben. „Hey, möchte einer von euch einen Blackbird machen?“
    „Ich dachte, die Band heißt so“, sagte Michael, während er einem Mann mit schütterem Haar ein Guinness auf die Theke stellte.
    „Der Blackbird ist eine alte Spezialität des Hauses“, erwiderte Seamus. „Kaffee, zwei Teile Irish Cream und ein Teil Irish Whiskey. Und als Krönung Schlagsahne drauf. Den hat schon lange keiner mehr bestellt.“
    „Ich erledige das“, bot Dan an. „Wer hat den bestellt?“
    „Der Typ dahinten“, antwortete Colleen und zeigte in den hinteren Teil des Lokals.
    „Ich mache den Blackbird fertig und bringe ihn ihm an den Tisch“, sagte Dan.
    „Nein, nein, ich bringe ihn rüber“, widersprach Colleen und rollte mit den Augen. „Sonst meint Dad noch, er müsste sich wieder hinter die Theke stellen. Dabei unterhält er sich im Moment so angeregt mit Seamus.“
    Dan machte den Drink fertig und sah Colleen nach. Obwohl es im Pub immer voller wurde und eine

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