Bote des Todes
lassen“, versicherte er ihr. „Ich gebe mir größte Mühe, mich bei deinem Vater ins rechte Licht zu rücken.“
„Na ja, ich gebe zu, dass ihm deine Teilnahme an der Messe sicher gefallen würde.“
„Was war eigentlich mit dir gestern Abend?“ fragte er.
„Was mit mir war? Wo warst
du
denn abgeblieben? Du bist gegangen, ohne ein Wort zu sagen.“
Sie hörte ihn seufzen. „Es ist mir etwas peinlich.“
„Erzähl es mir trotzdem.“
„Ich hatte vergessen, an einem Tisch zu kassieren. Die Leute sind gegangen, ohne zu bezahlen. Ich war entrüstet und bin ihnen gefolgt.“
„Es sind Gäste gegangen, ohne zu bezahlen? Im Pub meines Dads?“
„Wahrscheinlich bin ich ein schlechter Kellner.“
„Nein, du machst das ganz wunderbar, ganz sicher. Die meisten von ihnen sind Stammgäste, aber es kommen auch Leute nur ein einziges Mal in den Pub. Du hattest einfach Pech, dass du an die Falschen geraten bist.“
„Da haben wir’s wieder. Durch und durch loyal. Kein Wunder, dass ich dich liebe.“
„Ich liebe dich auch.“
„Jedenfalls habe ich die Leute aus den Augen verloren, bin zurückgegangen und habe die Rechnung aus meiner Tasche bezahlt, damit es keiner erfährt. Als ich dich dann gesucht habe, um mich von dir zu verabschieden, habe ich dich nirgendwo finden können. Ich bin dann zurück ins Hotel gegangen und habe noch eine ganze Weile gewartet.“
„Tut mir Leid. Es kamen tausend Sachen gleichzeitig zusammen, und ich …“
„Das mit der Familie ist nicht ganz so einfach, nicht wahr?“
„Michael, ehrlich …“
„Hör auf, ich kann das doch verstehen. In ein paar Tagen ist der ganze Trubel um den St. Patrick’s Day auch wieder vorüber. Wir treffen uns in der Kirche.“
„Du kannst auch herkommen …“
„Du musst schon auf genug Leute aufpassen. Ich komme mit Josh, seiner Frau und den Zwillingen. Wir treffen uns dort.“
Im Haus der Familie Kelly ging es drunter und drüber. Moira war sicher, dass sie niemals der Typ Mutter wie ihre Mum sein würde. Trotz des Durcheinanders kam das Frühstück zeitig genug auf den Tisch, damit alle vor dem Weg in die Kirche etwas in den Magen bekommen konnten. Siobhan hatte die Mädchen in die Badewanne gesteckt und Patrick losgeschickt, damit der an Moiras Badezimmertür anklopfte und ihr sagte, dass er auch noch duschen musste.
„Hey, ich bin erst seit ein paar Minuten hier“, rief sie ihrem Bruder zu.
„Wasch jede Stelle nur einmal – nur Schmutzwäsche muss erst eingeweicht werden.“
„Ach ja? Und was weißt du über Wäsche?“
„Moira, von wie vielen Schmutzschichten willst du dich denn befreien?“
„Geh zu Colleen und scheuch sie aus dem Badezimmer!“
„Ich glaube, sie ist da drinnen eingeschlafen. Musst du nicht eigentlich Mum helfen oder so?“
„Du kannst Mum genauso helfen, du Chauvinist.“
„Ich bin kein Chauvinist. Ich lobe, wenn es Lob zu verteilen gibt. Du kannst zaubern, wenn es um Toastbrot geht, Moira Kelly. Das ist einfach so.“
„Nimm das Badezimmer von Mum und Dad!“
„Da ist schon Brian. Er ist jetzt ein großer Junge, er badet nicht mehr mit den Mädchen zusammen in einer Wanne.“
„Dann sorg das nächste Mal dafür, dass du deinen Hintern aus dem Bett bekommst, bevor deine Kinder wach sind.“
„Du könntest schon längst fertig sein, Schwesterchen, wenn du dich nicht unbedingt mit mir streiten wolltest.“
„Lass mich endlich in Ruhe. Geh doch nach unten und schmeiß Danny aus dem Bad.“
„Wie unhöflich. Du willst, dass ich einen Gast belästige?“
„Danny ist kein Gast.“
Zu ihrer Erleichterung zog sich ihr Bruder endlich zurück. Als sie aus dem Badezimmer kam, sah sie, dass Siobhan geduscht hatte und die Kinder mit dem Bad fertig waren. Die Mädchen trugen hübsche Samtkleider und halfen ihrer Großmutter, den Toast mit so viel Butter zu bestreichen, dass man mehrere Bleche Kekse damit hätte zubereiten können. „Na, da helfe ich euch am besten mal“, schlug Moira vor und setzte sich zu den Mädchen.
„Danke“, sagte Siobhan leise. Sie war damit beschäftigt, den Speck in der Pfanne umzudrehen. Als ihre Schwägerin sich umdrehte, bemerkte Moira, dass sie noch blasser aussah als am Tag zuvor und dunkle Ränder unter ihren hübschen Augen hatte.
Sie ging zu ihrer Schwägerin. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, sicher“, antwortete sie eine Spur zu schnell.
„Du brauchst mal eine Pause. Du und Patrick, ihr müsst mal was ohne die Kinder unternehmen.“
„Patrick
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